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KI: Führungskräfte sehen Ängste als Herausforderung

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Für den aktuellen HR-Report wurden 972 Entscheiderinnen und Entscheider aus der DACH-Region befragt, davon 27 Prozent aus dem HR-Bereich und 18 Prozent aus der oberen Geschäftsführung. Die empirische Studie wird seit 2011 jährlich von der Unternehmensberatung Hays und dem Institut für Beschäftigung und Employability (IBE) durchgeführt.

Die Ergebnisse der aktuellen Umfrage sind teilweise überraschend. So konnten die oft geäußerten Bedenken, dass KI vor allem dazu eingesetzt wird, menschliche Fachkräfte zu ersetzen, nicht direkt bestätigt werden. Nur 26 Prozent der Befragten geben an, KI beim Einsparen von Personal als Vorteil zu sehen. Der meistgenannte Vorteil ist mit 45 Prozent das Beschleunigen von Prozessen. (Dass KI vor allem zur Verbesserung von Effizienz und Geschwindigkeit eingesetzt wird, war bereits ein Ergebnis aus dem HR-Report 2022.)

Jutta Rump, Direktorin des IBE, sieht in den Ergebnissen eine Offenheit von Unternehmen gegenüber KI. „Allerdings wird auch sichtbar, dass KI vor allem im Kontext der Exploitation zum Einsatz kommt,“ kommentiert Rump und erklärt: „Exploitation heißt, Bestehendes zu verbessern, zu optimieren und Effizienzen zu heben. Was eher zögerlich mit KI verbunden wird, ist der Einsatz im Rahmen der Exploration. Exploration steht in Zusammenhang mit Erfindung und Innovation.“

Führungskräfte optimistischer

Uneinig sind sich die Teilnehmenden bei der Frage, wie sie persönlich den zukünftigen Einfluss von KI auf die Personalsituation im Unternehmen einschätzen. Hier gehen die Meinungen insbesondere von Führungskräften zu Mitarbeitenden stark auseinander – die höherrangigen Befragten gehen deutlich seltener davon aus, dass durch KI die Beschäftigtenanzahl dezimiert werden, während es bei Mitarbeitenden ohne Führungsverantwortung mehr als die Hälfte sind (54 Prozent).

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Unter HR-Führungskräften sehen nur 21 Prozent diese Gefahr – vielleicht ein Anlass, diesen Optimismus in das Unternehmen zu kommunizieren und den Ängsten der Belegschaft zu begegnen. Jutta Rump sieht in den Ergebnissen zwei Besonderheiten: „Diejenigen, die bereits Erfahrungen haben, stehen KI deutlich positiver gegenüber als diejenigen, die von KI bisher nur gehört oder gelesen haben. Und: Ältere sind in Bezug auf die Chancen von KI weniger hoffnungsvoll." Je jünger die Befragten und je mehr Berührungspunkte mit KI die Befragten bereits hatten, desto geringer ist die Erwartung, dass durch KI Arbeitsplätze wegfallen. Generell sehen Befragte mit mehr Kontakt zu KI auch mehr Entlastungspotenzial.

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Chancen und Ängste

„Der HR-Report 2024 macht deutlich, dass nicht wenige Unternehmen mit KI einen Substitutionseffekt verbinden," meint Jutta Rump. „Damit ist gemeint, dass die KI Tätigkeiten und (Teil)Prozesse übernimmt. Viele erhoffen sich im Rahmen der Substitution Zeitgewinne, Entlastungen von Routinen, Arbeitserleichterungen."

Auch hier gehen die Meinungen bei den Altersgruppen auseinander. Befragte über 60 Jahre sehen in KI vor allem eine potenzielle Entlastung von Routineaufgaben (65 Prozent). Auch bei Führungskräften ist dies mit 45 Prozent die Option mit der höchsten Zustimmung. Dies bestätigen nur 38 Prozent der Befragten bis 29 Jahre. 21 Prozent dieser jüngeren Altersgruppe sieht die Chance, mithilfe von KI durch stärkere Eigenverantwortung entlastet zu werden, aber nur 12 Prozent der Befragten über 60 Jahre sehen dies genauso. Hier könnten die unterschiedlichen bevorzugten Unternehmenskulturen bei Älteren und Jüngeren eine Rolle spielen.

Angesichts dieser Ergebnisse ist klar, dass die immer weiter fortschreitende Verbreitung von KI in Unternehmen neue Herausforderung für Personalverantwortliche und Führungskräften birgt, um ihre Belegschaft dabei zu begleiten und etwaigen Sorgen zu begegnen. Diese werden in der Umfrage ebenfalls abgefragt. Ganz oben steht mit 45 Prozent die Entmündigung durch KI-Systeme, dicht gefolgt von falschen Entscheidungen der KI (40 Prozent) und Gefährdung des Datenschutzes (38 Prozent).

Hier sehen sich die befragten Führungskräfte gefordert. Bei der Frage nach den größten Herausforderungen bezüglich der Führung von Mitarbeitenden geben 46 Prozent den Umgang mit den KI-bezogenen Ängsten der Mitarbeitenden an. 34 Prozent sehen die Bewahrung des Blicks auf die „Menschen hinter der Zahlen“ als größte Herausforderung durch den Einsatz von KI.

Jutta Rump ist Direktorin des Instituts für Beschäftigung und Employability und Professorin für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen. (Foto: IBE)

HR-Trends 2024: Mitarbeiterbindung ist Trumpf

Der Report betrachtete auch einmal mehr die Top-HR-Trends des vergangenen Jahres. Als wichtigste HR-Handlungsfelder wird die Mitarbeiterbindung (48 Prozent) genannt. Die Autorinnen und Autoren der Studie sehen eine deutliche Entwicklung: „Während im Vorjahr größere Betriebe das Thema Mitarbeiterbindung noch ganz anders gewichteten als kleinere Unternehmen, sind sich 2024 alle Befragten einig, dass die Bindung der Beschäftigten das Gebot der Stunde darstellt.“ Bei der Frage, wie diese zu stärken sei, nennen durchschnittlich 66 Prozent der Befragten ein gutes Betriebsklima – umgesetzt wird dies allerdings nur bei der Hälfte der Befragten. Interessant ist hier erneut der Unterschied zwischen den Generationen: 81 Prozent der Über-60-Jährigen schätzen das Betriebsklima als wichtigstes Bindungsinstrument ein, mit lediglich 60 Prozent liegen hier die Befragten bis 29 Jahre unter dem Durchschnitt.

Auch der marktgerechte Entlohnung wird eine hohe Wichtigkeit für die Mitarbeiterbindung zugeschrieben (55 Prozent) und in deutlich weniger Unternehmen auch umgesetzt (44 Prozent). Hier unterscheidet sich die Verteilung der Antworten in den Altersgruppen ebenfalls, allerdings nicht so stark. Sie rangiert zwischen der 49 Prozentmarke bei Befragten von 30 bis unter 40 Jahre und 60 Prozent bei den 50- bis unter 60-Jährigen.

Angesichts des Fachkräftemangels ist es überraschend, dass das Rekrutierungsverhalten der befragten Unternehmen zögerlicher ist als noch im Vorjahr. So gibt rund ein Drittel der kleineren Betriebe unter 500 Mitarbeitenden an, derzeit nicht einzustellen und es auch nicht zu planen. Landesweit geben mit jeweils 62 Prozent Unternehmen mit 500 bis 999 beziehungsweise 5.000 und mehr Mitarbeitenden am häufigsten an, derzeit neue Mitarbeiter einzustellen oder dies für die Zukunft zu planen. Der vollständige Report kann hier heruntergeladen werden.

Angela Heider-Willms verantwortet die Berichterstattung zu den Themen Transformation, Change Management und Leadership. Zudem beschäftigt sie sich mit dem Thema Diversity.