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Auch ältere Mitarbeitende entdecken Workations für sich

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Durch die Verbreitung von Homeoffice stellen sich Beschäftigte nicht mehr nur die Frage, wohin es für den Sommerurlaub gehen soll, sondern auch, ob sich durch eine Workation der Aufenthalt im Urlaubsland nicht verlängern lässt. Mobil arbeiten kann man bei vielen Jobs auch vom Pool aus.  

Aber gehören Workations inzwischen zu den Benefits, die für Beschäftigte selbstverständlich sind? Das Beratungsunternehmen PwC wollte herausfinden, wie Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen zum mobilen Arbeiten aus dem Ausland stehen und hat seine Studie aus dem vergangenen Jahr wiederholt. Dafür wurden 1.000 Beschäftigte in Deutschland zwischen 18 und 65 Jahren, deren Arbeit das Homeoffice nicht ausschließt, repräsentativ befragt. 

Jeder Zweite darf Workation machen 

Die Umfrage, die uns exklusiv vorliegt, kommt zu dem Ergebnis, dass jeder und jede Zweite eine Workation machen darf. 18 Prozent von ihnen auch außerhalb der EU. Fast jede dritte Person gibt an, dass der Arbeitgeber Workations grundsätzlich nicht erlaubt. 18 Prozent kennt die Vorgaben des eigenen Unternehmens gar nicht. Das könnte daran liegen, dass die Regelung nie offiziell festgeschrieben und kommuniziert wurde. Denn normalerweise wird für Workations eine Richtlinie aufgesetzt, in der auch geregelt ist, für wie viele Tage ein Angestellter aus dem Ausland arbeiten darf. Laut den befragten Beschäftigten, die Homeoffice aus dem Ausland machen dürfen, gestatten die Unternehmen ihnen im Schnitt 40,5 Tage pro Jahr. Das sind deutlich mehr als im Vorjahr (30,3 Tage) und in etwa so viel, wie sich die Beschäftigten auch wünschen (43,5 Tage). 

Aber wollen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen überhaupt an ihrem Urlaubsort arbeiten? Oder hat der durch die Pandemie aufgekommene Hype bereits wieder nachgelassen? Für knapp zwei von drei Beschäftigten kommt eine Workation infrage. Wie zu erwarten ist der Wunsch bei jüngeren Generationen größer, wobei auch unter den 60- bis 65-Jährigen fast 50 Prozent eine Workation begrüßen.

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Beim Blick auf die Altersverteilung und im Vergleich zum Vorjahr zeigt sich, dass ältere Beschäftigte Workations für sich entdecken: Bei den 50- bis 59-Jährigen und den 60- bis 65-Jährigen ist der Anteil der an Workation Interessierten gegenüber dem Vorjahr um sieben bzw. sechs Prozentpunkte gestiegen. Bei den 30- bis 39-Jährigen ist der Wert sogar um acht Prozentpunkte gesunken. 

Dies könnte auch mit dem Einkommen zusammenhängen, denn die Befragungsergebnisse zeigen: Wer mehr verdient und einen höheren Bildungsabschluss hat, kann sich eine Workation eher vorstellen. 

Wie relevant ist Workation bei der Jobwahl? 

Bei Benefits stellt sich die Frage, ob sie ein Nice-to-have – also in Anspruch genommen werden, wenn es sie gibt, aber auch nicht groß vermisst würden – oder ein Must-have sind – also auch bei der Jobwahl ausschlaggebend sind. Von den Befragten ist fast jedem und jeder Dritten Workation so wichtig, dass er oder sie einen neuen Job ohne diese Möglichkeit in jedem Fall oder sehr wahrscheinlich ablehnen würde. Das bedeutet: Unternehmen, die keine Workation ermöglichen, schließen potenziell jede dritte Fachkraft aus ihrem Bewerberpool aus. Bei den 18- bis 29-Jährigen würde sogar fast die Hälfte ein Jobangebot ohne Workation-Möglichkeit ausschlagen.  

Und wie verhält sich die Workation im Vergleich zu anderen Benefits? Für mehr als ein Viertel der Beschäftigten gehört sie zu den drei attraktivsten Zusatzleistungen eines neuen Arbeitgebers. Damit liegt mobiles Arbeiten im Ausland auf dem vierten Rang bei den bevorzugten Zusatzleistungen: 

  1. flexible Arbeitszeiten (für 76 Prozent sind sie eine der Top-3-Leistungen) 
  1. Gewinnbeteiligungen und Prämien (für 73 Prozent eine der Top-3-Leistungen)  
  1. freie Getränke bzw. bezuschusstes Essen (für 36 Prozent eine der Top-3-Leistungen) 
  1. mobiles Arbeiten im Ausland (für 26 Prozent eine der Top-3-Leistungen) 
  1. Unterstützung bei der Kinderbetreuung (für 24 Prozent eine der Top-3-Leistungen) 

Workations funktionieren nicht für alle Branchen 

Der Branchenvergleich zeigt ein recht erwartbares Bild: Beschäftigte aus dem Gesundheitswesen und dem öffentlichen Sektor, dessen Arbeitsplatz grundsätzlich im Homeoffice möglich ist, können mit 18 und 21 Prozent am seltensten Workation in der EU machen. Am häufigsten ist es möglich in der Technologie-, Medien- und Telekommunikationsbranche (51 Prozent), aber auch bei Financial Services (49 Prozent) und in der industriellen Produktion (45 Prozent). Die Werte für Workation innerhalb und außerhalb der EU sind in allen Branchen niedriger. 

Das produzierende Unternehmen BabyOne hatte im Zuge der Pandemie das Modell „Work from Anywhere“ eingeführt. Die Mitarbeitenden konnten gemeinsam mit ihren Teams entscheiden, an welchem Arbeitsort sie deutschlandweit tätig sein möchten. Es gab auch die Möglichkeit, bis zu maximal 130 Tage pro Jahr vom europäischen Ausland aus zu arbeiten. Das sind mehr als dreimal so viele Tage wie der ermittelte Durchschnitt bei den Befragten der PwC-Studie. Vor ein paar Monaten ist BabyOne wieder von dieser Strategie abgerückt. Unter anderem, weil dadurch das gegenseitige Verständnis der Mitarbeitenden auf der Fläche und denen im Büro gesunken ist, denn für Produktionsmitarbeitende gilt „Work from Anywhere“ natürlich nicht.


Unternehmen sollten sich also gut überlegen, ob Homeoffice aus dem Ausland bei ihnen wirklich sinnvoll ist. Die Unternehmenskultur, das Wir-Gefühl und die gemeinsame Zeit im Büro sollte darunter nicht leiden. Das Halbleiterunternehmen Infineon hat vergangenes beispielsweise eine „Remote Work from Abroad Initiative“ eingeführt und gestattet maximal 20 Arbeitstage im Jahr in der EU. Derzeit arbeitet das Unternehmen daran, das Angebot für alle Mitarbeitenden weltweit auszuweiten.

Info

Gesine Wagner betreut als Chefin vom Dienst Online die digitalen Kanäle der Personalwirtschaft und ist als Redakteurin hauptverantwortlich für die Themen Arbeitsrecht, Politik und Regulatorik. Sie ist weiterhin Ansprechpartnerin für alles, was mit HR-Start-ups zu tun hat. Zudem verantwortet sie das CHRO Panel.