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Aufsichtsrat trennt sich von Matthias Brückmann

In der Hauptverwaltung der EWE AG in Oldenburg sind viele Fragen offen. Bild: EWE AG
In der Hauptverwaltung der EWE AG in Oldenburg sind viele Fragen offen. Bild: EWE AG

Matthias Brückmann, Vorstandsvorsitzender der ›EWE AG in Oldenburg und Zuständiger für das Ressort Personal, ist am 22.02.2017 einstimmig und mit sofortiger Wirkung vom Aufsichtsrat aus Amt und Unternehmen entlassen worden. Als Gründe werden vom Energieversorger eine Spende an die Klitschko-Stiftung und „eine Vielzahl diverser grober Verfehlungen“ angegeben. Diese will die EWE AG gemeinsam mit einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft aufklären. Bezüglich der Nachfolge für Brückmanns Zuständigkeitsbereiche Personal und IT, aber auch anderer vakanter Vorstandsverantwortlichkeiten werden bereits Gespräche geführt; laut Angabe der ortsansässigen Nordwest-Zeitung auch mit EWE-Netz-Chef Torsten Maus und Timo Poppe, dem Vorstand der Bremer Stadtwerke. Eine Entscheidung soll in einer der nächsten Aufsichtsratssitzungen fallen. Dr. Stephan-Andreas Kaulvers, Aufsichtsratsvorsitzender der EWE AG, gibt sich zuversichtlich: „Wir schauen nun noch vorne und nehmen uns die erforderliche Zeit, die es braucht, um ein kompetentes und kraftvolles Vorstandsteam zusammenzustellen, das in der Lage ist, bei Kunden und Mitarbeitern verloren gegangenes Vertrauen in das Unternehmen zurückzugewinnen“, ließ er verlauten.

Verwaister Vorstand

Das Vertrauen ist nicht erst durch die Klitschko-Affäre Brückmanns erschüttert. Die Oldenburger Nordwest-Zeitung hat mittlerweile ein ganzes ›Spezial zu den Vorgängen im Hause EWE online zusammengestellt. Der Vorstand ist nahezu verwaist, lediglich zwei von fünf Stellen sind zurzeit besetzt: EWE-Technikvorstand Ines Kolmsee hatte zum neuen Jahr den Energieversorger verlassen. Im September 2016 verabschiedete EWE sich von Brückmanns Vorgänger Nikolaus Behr. Dieser Personalvorstand hatte durch die Bespitzelung eines Ex-Mitarbeiters negativ auf sich aufmerksam gemacht. Matthias Brückmann übernahm damals kommissarisch sein Ressort. Aufgrund eines anonymen Briefes mit Anschuldigungen kam dann im Dezember 2016 seine endliche Geschichte ins Rollen. Die Prüfungsgesellschaft KPMG erhielt vom Aufsichtsrat den Auftrag, den genannten Vorwürfen nachzugehen. Ihr Bericht zog Anfang Februar die erste Sanktion nach sich: Der Vorstandsvorsitzende musste sein Amt vorerst ruhen lassen.

Die etwas andere Sichtweise

Allerdings ist man sich in der Bewertung des Falls Matthias Brückmann nicht sicher. Laut ›Welt.de könnte Brückmann auch Anlass zu Unmut gegeben haben, indem er die kommunalen Kräfte nicht mit zusätzlichen Zuwendungen versorgt hat. Die EWE AG ist zum größten Teil in öffentlicher Hand und da möchte man Spenden natürlich in der Heimat, nicht in der Ukraine vergeben sehen. Zumal vor Brückmanns Zeit sehr großzügig Zuwendungen in der Umgebung verteilt wurden, die der Vorstandsvorsitzende nach Amtsantritt hinterfragte und deutlich zurückschraubte. Hinzu kommt das Aufdecken von Korruption bei EWE Netz im vergangenen Jahr. So fragt Brückmanns Rechtsanwalt Bernd-Wilhelm Schmitz nach Angaben der Welt nicht von ungefähr „ob hinter der anonym betriebenen Abberufung von Herrn Brückmann nicht eine ganz andere Agenda steht.“ Er weist alle Vorwürfe zurück und vermag sie zudem zu entkräften, wie auch das ›Handelsblatt berichtet. Es bleibt also spannend im Oldenburger Land. Und abzuwarten, was die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ans Licht bringt.

Die Klitschkos jedenfalls gehen wie gewohnt als Sieger aus dem Kampf hervor: Die Spende über 253.000 Euro für ihre Stiftung hat Brückmann im Februar bereits privat übernommen.

Lesen Sie auch unsere ›News zum damaligen Ausscheiden von Brückmanns Personalvorstands-Vorgänger Nikolaus Behr.