HR-Karrierefrage #11: Leider habe ich in meinem neuen Job „danebengegriffen“ und möchte mich wieder verändern. Was empfehlen Sie mir?
Der neue Job. Für viele ist er ein lang ersehntes Ziel. Doch manchmal erweist sich die Realität als ernüchternd, wenn die frisch angetretene Stelle nicht den Erwartungen entspricht. Ein Job-Flop kann frustrierend sein, aber er bietet auch die Gelegenheit zur Selbstreflexion und zur Planung eines Neuanfangs. Einige konkrete Schritte und Überlegungen können helfen, wenn der neue Job nicht passt und ein erneuter Wechsel ansteht.
1. Die Gefühle akzeptieren
Der erste Schritt bei einem Job-Flop ist, zu akzeptieren, dass es normal ist, enttäuscht, frustriert oder sogar wütend zu sein. Diese Gefühle sollten nicht unterdrückt werden, sondern als Teil des Verarbeitungsprozesses betrachtet werden. Ein offener Umgang mit Emotionen ermöglicht es, schneller über Misserfolge hinwegzukommen und konstruktive Schritte einzuleiten.
2. Analyse des Job-Flops
Um aus der Situation zu lernen, ist eine ehrliche Analyse der Situation und wie es dazu gekommen ist, unerlässlich. Warum hat der Job nicht gepasst? Waren es unterschiedliche Erwartungen, mangelnde Qualifikationen oder ein unpassendes Arbeitsumfeld? Diese Analyse dient als Grundlage für zukünftige Entscheidungen und hilft, ähnliche Fehler zu vermeiden. Dazu gehört es auch, Wahrnehmungsfehler in der Bewerbungsphase erkennen. Nur so können sie zukünftig vermieden werden.
Zu diesen Wahrnehmungsfehlern gehören:
- Idealisierung
Bewerberinnen und Bewerber neigen dazu, den potenziellen Job und das Unternehmen in den besten Farben zu sehen. Realitätsverlust ist die Konsequenz, wenn man sich ausschließlich auf die positiven Aspekte fokussiert und mögliche Herausforderungen oder Nachteile ausblendet. Es ist wichtig, während des Bewerbungsprozesses realistisch zu bleiben und eine objektive Sichtweise zu bewahren. - Falsche Annahmen
Manchmal gehen die Erwartungen der beiden Seiten weit auseinander – etwa im Hinblick auf die Aufgaben, den Arbeitsumfeld oder den Umgang unter Kollegen. Um dies zu vermeiden, ist es ratsam, während des Bewerbungsprozesses aktiv Fragen zu stellen und Details zu klären. Eine offene Kommunikation mit potenziellen Arbeitgebern hilft, eigene Annahmen zu überprüfen und Missverständnisse zu vermeiden. - Sympathisches Gespräch überstrahlt kritische Aspekte
Die angenehme Atmosphäre im Bewerbungsgespräch kann dazu führen, dass mögliche Bedenken oder Fragen in den Hintergrund treten. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass die Chemie zwischen Gesprächspartnern nicht zwangsläufig Rückschlüsse auf die Eignung des Jobs ziehen lässt. Eine umfassende Bewertung des Unternehmens und der Position ist unerlässlich. - Gehaltssteigerung lockt
Auch die Aussicht auf eine Gehaltssteigerung kann die Wahrnehmung beeinflussen und dazu führen, dass andere Faktoren in den Hintergrund treten. Jobwechslerinnen und -wechsler sollten überlegen, ob das Jobangebot auch die eigenen Erwartungen an die Arbeitszufriedenheit, das Arbeitsklima und die berufliche Entwicklung erfüllt. Eine ausgewogene Bewertung verschiedener Aspekte hilft, langfristige berufliche Zufriedenheit sicherzustellen. - Unbewusste Flucht aus dem alten Job
In manchen Fällen wird ein Wechsel unbewusst als Fluchtmöglichkeit vor den Herausforderungen des aktuellen Jobs betrachtet. Es ist wichtig, sich klar darüber zu werden, welche Motivation hinter dem Wunsch nach einem Jobwechsel steht. Ein Jobwechsel sollte auf positiven Gründen basieren, wie beruflichen Wachstumschancen oder besserer Vereinbarkeit von Arbeit und Leben, anstatt lediglich als Flucht vor aktuellen Schwierigkeiten zu dienen.
3. Netzwerk nutzen
Für einen erneuten Jobwechsel ist es wichtig, das berufliche Netzwerk zu nutzen. Kontakte können nicht nur moralische Unterstützung bieten, sondern auch wertvolle Einblicke in alternative Karrierewege oder potenzielle Jobangebote geben. Netzwerken ist ein dynamischer Prozess, der auch in schwierigen Zeiten weitergeführt werden sollte.
4. Stärken und Schwächen evaluieren
Welche Fähigkeiten wurden im bisherigen Job unter- oder überbewertet? Habe ich mich auf die richtige, eine passende Stelle beworben? Eine realistische Selbsteinschätzung ist entscheidend, um bei der nächsten Jobsuche die richtigen Prioritäten zu setzen.
5. Berufliche Ziele prüfen
Ein Job-Flop kann den Blick auf die beruflichen Ziele schärfen. Vielleicht ist es an der Zeit, neue Karriereziele zu setzen oder bestehende zu überarbeiten. Klare Ziele geben nicht nur Orientierung, sondern erleichtern auch die Auswahl von potenziellen Jobangeboten.
6. Weiterbildung in Betracht ziehen
Wenn der Job nicht gepasst hat, könnte es an der Zeit sein, die eigenen Qualifikationen zu erweitern. Weiterbildungen, Kurse oder Zertifikate können nicht nur die Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessern, sondern auch das Selbstvertrauen stärken. Das lässt sich gut parallel mit Aufnahme des Bewerbungsprozesses angehen. So kann man aufzeigen, dass man sich trotz des eigentlich ungewollten Jobwechsels engagiert und weiterentwickelt.
7. Die Bewerbungsstrategie überdenken
Vielleicht war die Auswahl der Unternehmen oder die Herangehensweise an Bewerbungsgespräche nicht optimal. Eine gezielte Anpassung der Bewerbungsstrategie kann den Erfolg bei der Jobsuche deutlich steigern.
Fazit:
Ein Job-Flop mag zunächst entmutigend wirken, bietet jedoch die Möglichkeit zu persönlichem Wachstum und beruflicher Weiterentwicklung. Die richtige Herangehensweise erlaubt es, aus den Fehlern zu lernen und gestärkt in die nächste berufliche Phase einzutreten.
Auf keinen Fall sollten Sie den Mut verlieren, sondern die Veränderung als Chance begreifen, zu lernen und das eigene berufliche Potenzial weiter zu entfalten.
Info
Antworten auf Fragen zur und Tipps für die Karriere im Job HR liefert die Kolumne von Heike Gorges. Sie berät Personalerinnen und Personaler als HRblue-Vorstand zu Karrierethemen.
Zur Kolumne von Heike Gorges „HR-Karriere-Coach“.
