Psychische Probleme: Vielfältige Ursachen

Die Rechnung scheint logisch: Ständiger Change plus Multitasking plus breiteres Aufgabenspektrum plus Personalmangel ergibt mehr Arbeit für den einzelnen Mitarbeitenden. Und mehr Arbeit heißt mehr Stress. Mehr Stress wiederum kann zur Erschöpfung und zum Burnout oder psychischen Erkrankungen führen. „Burnout ist die neue Pandemie“, wurde Volker Nürnberg, Experte für Betriebliches Gesundheitsmanagement und Partner der Unternehmensberatung BearingPoint, jüngst in einer DAK-Fehlzeitenanalyse zitiert. „Bei vielen Mitarbeitern ist nicht nur der Akku leer, sondern das Ladekabel defekt.“ Was dramatisch und vielleicht auch angsteinflößend klingt, wird in der Tendenz von Fehltageanalysen anderer Krankenkassen unterstützt.

Seit zwei Jahren erreicht der Krankenstand in Deutschland neue Rekorde. Aktuell hat er sich laut DAK-Gesundheit auf rund 5,8 Prozent eingependelt. Das heißt: Im ersten Quartal 2024 waren an jedem Tag 58 von 1000 Beschäftigten krankgeschrieben. Psychische Erkrankungen wie etwa Depressionen oder Belastungs- oder Angststörungen sind nach Atemwegserkrankungen der zweithäufigste Grund für eine Krankschreibung – und verzeichnen die längste Zeit an aufeinanderfolgenden Ausfalltagen. Und die Krankheitstage aufgrund von psychischen Erkrankungen sind zuletzt stark angestiegen – in den vergangenen zehn Jahren um ganze 52 Prozent. Allein im letzten Jahr stieg die Anzahl an Ausfalltagen wegen mentaler Probleme um 21 Prozent auf 9,9 Fälle je 100 Versicherte. Ist die aktuelle Arbeitswelt schuld an dieser Entwicklung? Macht uns die derzeitige Art der Arbeitsbelastung mental krank? Eine einfache Antwort gibt es nicht. Vielmehr muss jeder Mitarbeitende, der oder die unter Belastungen oder psychischen Erkrankungen leidet, einzeln analysiert werden.