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Elternzeiten von Müttern schaden KMU langfristig nicht

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Wie wirken sich die längeren Elternzeiten von Müttern auf kleine und mittelgroße Betriebe aus? Diese Frage steht im Mittelpunkt einer aktuellen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Hintergrund ist das Anfang 2007 in Deutschland eingeführte Elterngeld, welches das vorher geltende Erziehungsgeld ersetzte. Seitdem nehmen Mitarbeiterinnen nach der Geburt eines Kindes ihre Arbeit im Durchschnitt später wieder auf als vorher. Zunächst entstehen aufgrund der längeren Auszeit der Mütter in betroffenen kleinen und mittleren Unternehmen Beschäftigungslücken. Diese Lücken wirken sich auf längere Sicht jedoch nicht negativ für die Betriebe aus, besagt die Studie, die das IAB zusammen mit dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) gemacht hat. Für die Untersuchung wurden Unternehmen berücksichtigt, deren Mitarbeiterinnen zwischen Juli 2005 und Juni 2007 ein Kind bekommen hatten.

Vom Elterngeld profitieren besonders besserverdienende Frauen

Das bis Ende 2006 gezahlte Erziehungsgeld betrug monatlich 300 Euro, insbesondere an Haushalte mit geringeren Einkommen wurde es bis zu 24 Monate lang gezahlt. Seit 2007 gibt es Elterngeld, das je nach dem vorherigen Einkommen zwischen 300 und 1.800 Euro beträgt und für maximal 14 Monate gewährt wird. Das bedeute, dass insbesondere Mütter mit höheren Gehältern von dem Elterngeld profitierten, schreiben die Studienautoren (Väter waren nicht Gegenstand der Studie). Vor der Einführung kehrten vier von zehn Müttern (40 Prozent) innerhalb eines Jahres wieder in den Betrieb zurück. Danach sank dieser Anteil auf ein Fünftel (20 Prozent).

Vertretungen kompensieren Arbeitsausfall


Durch die längeren Abwesenheiten der Mütter fehlen in den Unternehmen zunächst Arbeitskräfte. Um dies zu kompensieren, setzen 39 Prozent der Arbeitgeber auf Neueinstellungen. Davon erfolgen viele in den letzten sechs Monaten vor der Geburt, so dass die werdenden Mütter ihre Vertretungen noch einarbeiten können. Bei einem knappen Drittel der Neueinstellungen (31 Prozent) werden die Frauen durch Personen ersetzt, die im gleichen Beruf arbeiten wie sie. Je weniger entsprechend geeignetes Personal bereits im Unternehmen vorhanden ist, umso höher ist der Anteil der Neueinstellungen. Auffällig ist, dass die Betriebe als Elternzeitvertretung häufig Mitarbeitende mit ähnlichen demografischen Merkmalen rekrutieren wie die der werdenden Mütter, also vor allem jüngere Frauen. Ähnlich ist es beim Bildungsgrad: Haben die Mütter in Elternzeit Abitur, stellen Unternehmen auch eher Vertretungen mit Hochschulabschluss ein.

Erwerbsverlauf von Müttern ändert sich nicht durch Elterngeld


Die Elternvertretungen können die durch Einführung des Elterngelds entstandenen Beschäftigungslücken jedoch nicht vollständig ausgleichen. Im ersten Jahr nach der Geburt ging die Gesamtzahl der Mitarbeitenden in den betroffenen Betrieben um drei Prozent zurück. Dieser Effekt ist jedoch nur vorübergehend; laut der Studie hat die längere Auszeit von Müttern in der Elternzeit mittel- und langfristig keine Auswirkungen auf die Beschäftigung. Auch was die Mütter selbst betrifft, wirkt sich die längere Arbeitsunterbrechung durch die Elternzeit nicht negativer auf die weiteren Erwerbsverläufe aus als der frühere Bezug von Erziehungsgeld. Nach 14 Monaten, der maximalen Bezugszeit des Elterngeldes, waren die Anteile der Mütter, die zu ihrem Arbeitgeber zurückgekehrt sind, ähnlich hoch wie vor der Einführung des Elterngeldes.

Jobaussichten junger Frauen leiden nicht


Ein weiteres Ergebnis der Untersuchung ist, dass viele neu eingestellte Vertretungen über die Dauer der Elternzeit hinaus im Betrieb bleiben. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie länger als zwölf Monate im Unternehmen arbeiten, ist genauso hoch wie bei anderen Neuzugängen. Insgesamt hat die Einführung des Elterngeldes auch keine negativen Konsequenzen für die Beschäftigungsaussichten junger Frauen mit sich gebracht, heißt es in der Studie. Weder würden junge Frauen seltener eingestellt, noch hätten sich deren Gehälter verändert. Für eine Diskriminierung von Frauen im gebärfähigen Alter gebe es daher keine Anzeichen.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.