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Microsoft: Homeoffice-Erkenntnisse für die hybride Arbeitswelt nutzen

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Videokonferenz im Homeoffice
Vom Homeoffice zum hybriden Arbeiten: Virtuelle Konferenzen wird es weiterhin geben. Foto: © Вадим Пастух-stock.adobe.com

Der kürzlich erschienene erste jährliche „Work Trend Index“ von Microsoft gibt Auskunft darüber, wie Mitarbeiter bisher mit Remote Work zurechtgekommen sind. Der Report beschreibt die positiven und negativen Seiten der Telearbeit und zeigt, worauf Führungskräfte jetzt besonders achten sollten.

Für den Work Trend Index hat Microsoft Umfrageergebnisse von 30.000 Führungskräften und Beschäftigten aus 31 Ländern sowie Einblicke von Experten, anonymisierte Trends aus Microsoft 365 und LinkedIn ausgewertet. Der Haupttenor der Studie ist, dass flexible und hybride Arbeitsmodelle – die Kombination von Homeoffice und Präsenzzeiten im Unternehmen – auch nach der Krise das Arbeitsleben bestimmen werden. Hybrides Arbeiten sei unvermeidlich, heißt es, und stelle den nächsten großen Umbruch der Arbeitswelt dar. Dabei komme es darauf an, das Beste aus beiden Welten zu vereinen.

Drei von vier Mitarbeitern wünschen sich weiterhin eine Homeoffice-Option

Die Befragungsergebnisse zeigen, dass selbst nach einem Jahr 42 Prozent der Homeworker noch nicht über die passende Büro-Grundausstattung für die Arbeit von zu Hause aus verfügen. Auch erhält weniger als jeder Zweite (46 Prozent) dafür finanzielle Unterstützung vom Arbeitgeber (46 Prozent). Grundsätzlich hätten aber drei Viertel der Mitarbeiter (73 Prozent) auch weiterhin gern die Möglichkeit, im Homeoffice arbeiten zu können. Gleichzeitig wünschen sich rund zwei Drittel (67 Prozent) nach den bisherigen Erfahrungen aber auch mehr persönlichen Kontakt zu ihren Kollegen und Teams für die Zeit nach der Krise – Aspekte, die für hybride Arbeitsmodelle sprechen. Derzeit denken bereits zwei Drittel der Führungskräfte (66 Prozent) darüber nach, ihre Büroflächen umzugestalten, um sie den Anforderungen an hybrides Arbeiten anzupassen.

Im ersten Corona-Jahr menschelte es ein wenig mehr, wenn auch virtuell

Zu den positiven Erfahrungen bei der Arbeit von zu Hause aus gehört es, dass die Beziehungen der Mitarbeiter untereinander zum Teil persönlicher geworden sind. So gab fast jeder dritte Befragte (31 Prozent) an, sich weniger peinlich berührt zu fühlen, wenn sein Privatleben bei der Arbeit zum Vorschein kommt. 39 Prozent sagen, dass sie im Vergleich zu früher eher bereit sind, sich im Job authentisch zu verhalten. 18 Prozent haben die Familie oder Haustiere von Kollegen virtuell kennengelernt und 17 Prozent haben sogar mit Kollegen geweint – bei Mitarbeitern aus von der Krise besonders betroffenen Branchen waren es bis zu 23 Prozent. Dieses Mehr an Privatem muss jedoch nicht auf das Homeoffice zurückzuführen sein, das ja keine direkten persönlichen Begegnungen ermöglicht, sondern könnte auch daran liegen, dass die Belastungen durch die Krise die Menschen einander etwas näher gebracht haben.

Networking ja, aber vermehrtes Silo-Denken unter Teams

Während jedoch  die Beziehungen innerhalb eines Teams stärker wurden, schotteten sich die verschiedenen Teams voneinander ab und die Vernetzung hat durch die Umstellung auf Remote Work insgesamt eher abgenommen. So ist die Anzahl der Mitarbeiter, die in einem Teams-Kanal posten, zwischen April 2020 und Februar 2021 um fünf Prozent gesunken. Dagegen haben Chats in kleinen Gruppen oder mit zwei Teilnehmern um 87 Prozent zugenommen. Die Studie gibt zu bedenken, dass starke Netzwerke die Zusammenarbeit und das Gefühl, eingebunden zu sein, fördern, außerdem strategisches Denken und Innovationen.

Virtuelles Arbeiten und mehr Meetings führen zu mehr Erschöpfung der Mitarbeiter

Eine auf den ersten Blick positive Auswirkung von Telearbeit: Viele Studienteilnehmer bewerten ihre Produktivität als genauso hoch wie im Vorjahr oder sogar noch höher. Allerdings hat sich gleichzeitig die Arbeitsintensität erhöht: Die Zeit, die Arbeitnehmer mit Meetings verbringen, ist um das Zweieinhalbfache gestiegen. Auch die Anzahl geschäftlicher E-Mails hat eklatant zugenommen, ebenso die Zahl der Mitarbeiter, die gleichzeitig an Dokumenten arbeiten. Kommunikation findet immer häufiger ungeplant und spontan statt. Entsprechend gibt mehr als jeder zweite Befragte (54 Prozent) an, sich überarbeitet zu fühlen, und 39 Prozent fühlen sich erschöpft. Knapp jeder Fünfte sagt, der Arbeitgeber interessiere sich nicht für seine Work Life Balance.

Generation Z und Frauen haben mehr zu kämpfen, Führungskräften geht es am besten

Vor allem Vertreter der Generation Z leiden unter der Situation: Sie haben mehr Probleme damit als ältere Mitarbeiter, Job und Privatleben zu vereinbaren und fühlen sich erschöpfter. 60 Prozent der jüngsten Arbeitnehmer geben an, dass sie zurzeit kämpfen müssen und versuchen, die Situation einfach nur zu überstehen. Das legt nahe, dass Arbeitgeber besonders diese Generation unterstützen müssen. Mehr zu kämpfen als der Durchschnitt der Arbeitnehmer hatten aber auch die befragten Frauen. Führungskräfte kommen besser mit der aktuellen Situation zurecht als andere Mitarbeiter: 61 Prozent der Manager sagen, es ginge ihnen gut, während dies von den anderen Beschäftigten nur 38 Prozent angeben. Die Entscheider fühlen sich stärker mit anderen Führungskräften verbunden und die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihre gesamten Urlaubstage einlösen, ist höher als bei der restlichen Belegschaft. Insofern verwundert es nicht, dass fast vier von zehn Mitarbeitern (37 Prozent) der Ansicht sind, ihr Arbeitgeber verlange zu viel von ihnen. Auch hier ist die Unternehmensleitung gefordert gegenzusteuern.

Empfehlungen für die Zukunft hybriden Arbeitens

Um die gewonnenen Erkenntnisse in die künftige hybride Arbeitswelt einfließen zu lassen, empfehlen die Autoren Arbeitgebern, sich zunächst zu fragen, wie es den Menschen geht und was sie brauchen. Neben der Aufgabe, in Büroräume und Technologie zu investieren und die Teamkultur weiterzuentwickeln, gehe es auch darum, digitaler Erschöpfung vorzubeugen, die Arbeitsbelastung zu reduzieren, Netzwerke zu stärken, soziale Interaktionen zu fördern und die Arbeitswelt so zu gestalten, dass die neue Flexibilität allen zugute kommt.

Die vollständige Studie steht > hier auf Englisch zum Download zur Verfügung.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.