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Jeder Dritte leidet unter psychischen Erkrankungen

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Fast die Hälfte der Frauen (49 Prozent) und knapp vier von zehn Männern (39 Prozent) in Deutschland gibt an, dass ihre psychische Verfassung durchschnittlich, schlecht oder sehr schlecht ist. Knapp ein Drittel (31 Prozent) der Menschen und 29 Prozent der Berufstätigen leiden derzeit unter Depressionen, Angststörungen, Essstörungen, Zwangsstörungen oder anderen psychischen Erkrankungen. Frauen sind mit 33 Prozent stärker betroffen als Männer (28 Prozent) und junge Menschen unter 25 Jahren sind nach eigener Angabe mit 41 Prozent am häufigsten mental erkrankt. Während von den Vollzeit-Beschäftigten 26 Prozent sagen, unter psychischen Problemen zu leiden, sind es bei Teilzeit-Beschäftigten 39 Prozent. Alarmierend ist, dass von den aktuell betroffenen Beschäftigten fast jeder Dritte (30 Prozent) plant, seinen Job zu kündigen. Das sind Ergebnisse des aktuellen Mental Health Reports des Versicherungsunternehmens AXA. Dafür wurden vom 15. November bis 11. Dezember des letzten Jahres in Deutschland 1.000 Personen zwischen 18 und 75 Jahren repräsentativ befragt.

Psychische Probleme nur teilweise beruflich bedingt

41 Prozent der befragten Teilzeit- und 32 Prozent der Vollzeitbeschäftigten geben an, dass ihre mentalen Probleme eher auf berufliche als persönliche Gründe zurückzuführen sind. Knapp ein Viertel (23 Prozent) aller Befragten und gut ein Drittel der aktuell mental Erkrankten sagen, dass sich die Arbeitsbelastung negativ auf ihr seelisches Wohlbefinden auswirkt. Von jenen, die ihre Arbeit als wertvoll empfinden, fühlen sich nur 15 Prozent psychisch krank. Auch die Arbeitsform spielt eine Rolle: Wer hybrid arbeitet, ist mit 24 Prozent seltener von mentalen Leiden betroffen als Beschäftigte, die ausschließlich vor Ort (29 Prozent) oder nur im Homeoffice (35 Prozent) ihrem Job nachgehen. Für mehr als jeden Zweiten (57 Prozent) hat der Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen einen positiven Einfluss auf das emotionale Wohlbefinden.

Professionelle Behandlung nimmt ab

Wegen mentaler Probleme war im letzten Jahr circa jeder fünfte Berufstätige (21 Prozent) krankgeschrieben. Die meisten von ihnen (58 Prozent) erhielten die Diagnose von einem Psychologen oder Psychiater. Bei 17 Prozent wurde die Krankheit durch einen Allgemeinmediziner diagnostiziert und 16 Prozent stellten sich die Diagnose selbst. Während im Vorjahr noch 18 Prozent der Betroffenen ihre Erkrankung nicht professionell, sondern selbst behandelten, stieg dieser Anteil auf fast ein Viertel (24 Prozent). Ebenso nahm der Anteil derjenigen, die sich gar nicht behandeln ließen, von 21 auf 24 Prozent zu. Neben der professionellen Hilfe fehlt es vielen psychisch Erkrankten auch an einem unterstützenden Umfeld: Rund jeder zweite (49 Prozent), der derzeit unter mentalen Problemen leidet und sich nicht behandeln lässt, kann nicht auf die Unterstützung von Freunden und Familie vertrauen. Es sei zwar positiv, dass heute offener über mentale Probleme und Erkrankungen gesprochen wird, kommentiert Karsten Dietrich, Vorstand Personenversicherung von AXA Deutschland, die Situation, es sei aber alarmierend, wenn gleichzeitig immer mehr Menschen mit ihren Problemen allein seien.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.