Zum April dieses Jahres sind Sie aus der Beratung wieder auf
die Unternehmensseite gewechselt – aber nicht ins Bankwesen, sondern zu
Trumpf.
Die Arbeit in der Beratung ist herausfordernd
und macht Sinn. Häufig ist man als Berater aber schon wieder auf dem
nächsten Projekt und erlebt die neuen Entwicklungsprozesse im
Unternehmen nicht mehr. Ich hatte Sehnsucht nach Gestaltung und Verantwortung.
Deshalb der Weg zurück auf die Unternehmensseite. Trumpf bietet als
mittelständischer Weltmarktführer herausragende Möglichkeiten, mit einem
starken HR-Team Unternehmenserfolg mitzugestalten.
Nach Ihrem Sabbatical traten Sie in die Geschäftsführung einer Unternehmensberatung ein. Warum?
Wer sich aus seinem sozialen System begibt und auf Reisen geht, verändert den Blickwinkel.
Als sich für mich nach meiner Rückkehr die Möglichkeit ergab, als
Geschäftsführer einer angesehenen Strategie-, OE- und HR-Beratung meine
Überzeugungen von wirkungsvoller HR-Arbeit in unterschiedlichste
Unternehmen bringen zu können, habe ich begeistert zugegriffen.
Veränderungsbereite Unternehmen auf dem Weg zu einer auf die Menschen
fokussierten Organisation zu begleiten, ist eine wunderbare Aufgabe.
Warum haben Sie 2012 die Hypovereinsbank verlassen?
Die Finanzkrise hat uns damals alles abverlangt.
Es ging um das Überleben des Finanzsystems und seiner Banken. Mit
höchstem persönlichem Einsatz ist es uns als Managementteam gelungen,
die HVB erfolgreich durch die Krise zu führen. Nach dieser Erfahrung
habe ich für mich keine interne Entwicklungsperspektive mehr gesehen und
auch persönlich nach etwas Abstand gesucht.
Für die
Unicredit Group waren Sie auch in Mailand tätig. Hat das italienische
Temperament Auswirkungen auf den Berufsalltag des Personalers?
Eher auf den Magen … In Italien werden die wichtigsten Entscheidungen nicht in Meetings getroffen, sondern beim Kaffee am Automaten oder in der Bar. Soviel Kaffee wie in den Mailänder Zeiten habe ich nie wieder getrunken.
In Ihrem Lebenslauf geht es immer wieder um Innovation und Fortschritt. Wie wichtig ist die Zukunftsgewandtheit für HR?
Da
ist viel Leidenschaft drin und die Zukunft der HR-Funktion liegt mir
wirklich am Herzen. Gerade deshalb tut es so weh zu erleben, wie sich
unsere Zunft häufig selbst das Leben schwer macht. Wir haben in diesen Zeiten großer Veränderungen die einmalige Chance, Vorreiter und nicht Abarbeiter zu sein,
wenn wir uns selbst mit Kraft und Ausdauer transformieren. Das versuche
ich vorzuleben und suche dafür immer wieder Mitstreiter.
Sie haben schon einige Auszeichnungen erhalten. Welche war Ihnen die Wichtigste?
Wirklich berührt hat mich eine Auszeichnung meines Teams zum besten HR-Team der Gruppe auf Basis einer internen Kundenbefragung.
Das kam für uns völlig überraschend, weil wir unsere Geschäftsbereiche
mit allen Führungskräften und Mitarbeitern zuvor durch eine extrem
schwierige Umbruchphase begleitet hatten. HR kann also nicht nur
fachlich relevante Beiträge zur Geschäftsentwicklung leisten, sondern
dabei auch höchste Wertschätzung erfahren, wenn die Prozesse hoch
professionell und mit klugem Stakeholder-Management gestaltet werden.
Hatten Sie einen Mentor?
Für
mich war jeder Chef zugleich ein Wegbegleiter und Mentor, das sehe ich
auch selbst als meine wichtigste Aufgabe als Führungskraft an. Also
großer Dank an: Karl-Heinz Große Peclum, Paul Siebertz, Rino Piazzolla und Theodor Weimer. Und ich freue mich darauf, dass mit Nicola Leibinger-Kammüller jetzt erstmals eine Frau dazukommt.
Gab es Irrwege oder Sackgassen auf Ihrem Weg?
Ich habe mich oft an Fronten verkämpft, wo mein Gerechtigkeitsempfinden angegriffen wurde. Rückblickend kann ich dennoch sagen, dass es trotz aller Widerstände immer den Einsatz wert ist, für eigene Überzeugungen und höhere Werte einzustehen. Ich jedenfalls mache es immer wieder – möglicher Sackgassen zum Trotz.