Ein kurzes Feedback auf dem Flur, eine Aufmerksamkeit des Chefs nach einem erfolgreich abgeschlossenen Projekt in der Kaffeeküche, lobende Worte während der Teamsitzung was im Büro selbstverständlich jeden Tag stattfinden kann, geht verloren, wenn Mitarbeiter im Homeoffice arbeiten. Doch gerade kleine Anerkennungen können für Mitarbeiter wichtige Höhepunkte in ihrem Arbeitsalltag sein und ihre Motivation steigern.
Dessen sollten sich Führungskräfte bewusst sein und gezielt auch Mitarbeitern im Homeoffice Wertschätzung entgegenbringen. Denn Mitarbeiter, die allein im Homeoffice arbeiten, fühlen sich schnell alleingelassen. Umso wichtiger sind Anerkennungen für erbrachte Leistungen.
Zudem verdient es Anerkennung, was Mitarbeiter im Homeoffice leisten, vor allem, wenn sie nicht freiwillig diese Art der Arbeit gewählt haben. Mitarbeiter mussten durch den spontanen Lockdown von einem Tag auf den anderen ihre Arbeit neu organisieren. Sie mussten flexibel und kreativ agieren und sich eine neue Art des Arbeitens aneignen. Dafür haben sie selten eine Anleitung bekommen. Auch das sollte wertgeschätzt werden.
Anerkennung als festen Bestandteil etablieren
Regelmäßige Anerkennung kann ein Schlüsselfaktor für Motivation, Produktivität, qualitativ hochwertige Arbeit, gesteigertes Wellbeing und geringere Fehlzeiten sein. Wer eine Kultur der Wertschätzung etabliert, fördert dadurch die Gesundheit der Mitarbeiter.
Entscheidend ist dabei die Regelmäßigkeit: Führungskräfte sollten regelmäßig am besten wöchentlich Mitarbeiter öffentlich wertschätzen. Dafür hilft eine strukturierte Routine. So kann sich ein Chef beispielsweise jeden Freitag überlegen, wer in der Woche etwas Besonderes geleistet hat und ihn dafür in der kommenden Woche Anerkennung schenken. Regelmäßige Anerkennung ist wirkungsvoller als nur einmal im Jahr einen „Mitarbeiter des Jahres“ auszuzeichnen oder einmal im Quartal eine Anerkennung für das gesamte Team auszusprechen.
Individuelle Anerkennung ist wichtig
Wer für die Wertschätzung Tools nutzt, sollte nicht auf persönliche Anerkennung verzichten. Die Tools können zwar besondere Leistungen erkennen oder auch Auszeichnungen übermitteln. Den persönlichen Kontakt, das persönliche Wort oder auch eine lächelnde Geste können sie nicht ersetzen.
Zudem können Tools nicht die individuellen Bedürfnisse eines Mitarbeiters berücksichtigen. Schließlich sollte eine Führungskraft die Anerkennung immer auf den Mitarbeiter zuschneiden und berücksichtigen, wie dieser Anerkennungen am besten annehmen kann. Während der eine ein Lob während einer Teamsitzung bevorzugt, schätzt der andere eher eine leise Anerkennung im persönlichen Vier-Augen-Gespräch. Die Führungskraft sollte herausfinden, für welchen Mitarbeiter welche Anerkennung am wirkungsvollsten ist und dieses Wissen entsprechend nutzen. Darüber hinaus sollte sie Anerkennungen immer authentisch und ehrlich aussprechen.
Kultur der Wertschätzung etablieren
Führungskräfte können die Wertschätzungskultur auf verschiedene Weisen etablieren:
- Eine Teambesprechung auch eine virtuelle kann damit beginnen, einen Mitarbeiter hervorzuheben, der in der vergangenen Woche außergewöhnliche Arbeit im Homeoffice geleistet hat.
- Auf der wöchentlichen To-do-Liste einer Führungskraft kann stehen, einen oder zwei Mitarbeiter anzuerkennen, der in der vergangenen Woche etwas Besonderes geleistet hat.
- Außergewöhnliche Wege wie eine Wertschätzung per Post können große Wirkung entfalten.
- Auf regelmäßigen virtuellen Teamtreffen können Führungskräfte Mitarbeiter loben, unterstützen oder auch ermutigen. Das kann auf diesen Treffen auch von Mitarbeiter zu Mitarbeiter geschehen.
Wertschätzung multipliziert sich
In jedem Fall ist wichtig, dass eine Anerkennung authentisch und ehrlich ist. Sie hat eine umso stärkere Wirkung, je höher die Position desjenigen ist, der sie ausspricht.
Zudem multipliziert sich Anerkennung: Wer selbst Anerkennung erhält, kann auch besser andere anerkennen. Führungskräfte haben somit eine Vorbildfunktion. Sie sind maßgeblich für die Wertschätzungskultur in einem Unternehmen verantwortlich und können durch gelebtes Wertschätzen dafür sorgen, dass sich die Anerkennung im Unternehmen in allen Bereichen verstärkt.
Kirstin Gründel beschäftigt sich mit den Themen Compensation & Benefits, Vergütung und betriebliche Altersversorgung. Zudem kümmert sie sich als Redakteurin um das F.A.Z.-Personaljournal. Sie ist redaktionelle Ansprechpartnerin für das Praxisforum Total Rewards.