Neue Technologien, Globalisierung, sich schnell ändernde Anforderungen oder unvorhergesehene Krisen – der Wandel ist ein unausweichlicher Bestandteil in unseren heutigen Arbeitswelten geworden. Wir können uns nicht nicht verändern. Und Veränderungen gehören zu unserem Leben dazu. Trotzdem verursachen sie bei vielen von uns Angst und Stress.
Aber wieso eigentlich? Was können wir tun, um selbst besser mit Veränderungen umzugehen und wie können wir Mitarbeitende dabei unterstützen, bestmöglich durch Wandel zu kommen und ihn aktiv mitzugestalten?
Psychologie der Veränderung
Unser Gehirn ist kein Freund von Veränderungen. Denn sich auf neue Situationen und Gegebenheiten einstellen zu müssen, kostet uns mehr Energie. Außerdem bedeutet Neues für unsere Psyche erst einmal die Möglichkeit von Gefahr.
Veränderungen können uns psychisch belasten. Sie können Unsicherheiten, Stress und Ängste auslösen, da sie unsere gefühlte Kontrolle über die Situation verringern. Wenn die Veränderungen mit dem Verlust von wichtigen Aspekten unseres Lebens wie unseren Rollen oder gar unserer Identität einhergehen, kann es sich für uns anfühlen, als ob wir unseren Platz im Leben und in der Arbeitswelt verlieren. Das kann sich auch an körperlichen Symptomen wie Rückenschmerzen, Verspannungen oder Magen-Darm-Problemen zeigen.
Die gute Nachricht: Unsere Psyche ist die zentrale Ressource, um Veränderungen erfolgreich zu bewältigen. Sie bestimmt, ob wir Belastung empfinden, oder Wandel als Chance begreifen. Wenn wir uns folglich auf die positiven Folgen von Change fokussieren, können wir Wandel tendenziell besser durchleben und aktiv gestalten.
Statt Change mit Gefahr gleichzusetzen, können wir Veränderung auch als eine Möglichkeit für unser Wachstum und unsere Entwicklung sehen. Durch Herausforderungen können wir lernen, unsere Komfortzone erweitern und eine stärkere innere Resilienz entwickeln. Die Bewältigung von Veränderungen ermöglicht es uns, unsere Fähigkeit zur Anpassung und Flexibilität zu stärken. Wenn wir erkennen, dass wir neue Situationen meistern können, stärkt das zudem unser Selbstvertrauen und das Gefühl der Selbstwirksamkeit.
Was können wir als Mitarbeitende tun, um Veränderungen zu meistern
- Veränderungen akzeptieren: Je mehr wir uns gegen Veränderung wehren, umso mehr Energie müssen wir mental aufbringen. Das macht uns in der Regel immer müder und frustrierter. Der erste Schritt, der uns dabei hilft, besser mit Veränderungen umzugehen, ist also, Ängste zuzulassen und Veränderungen zu akzeptieren. Wenn die Einführung des neuen CRM-Systems oder eines neuen Arbeitsprozesses beschlossen und sogar implementiert ist, ist unsere Energie besser darauf verwendet herauszufinden, wie wir sie uns in unserem Arbeitsalltag zunutze machen können.
- Selbstfürsorge praktizieren: Große Veränderungen können uns mental belasten. Daher ist es wichtig, sich in Phasen der Neuausrichtung gut um sich und die eigenen Bedürfnisse zu kümmern. Konkret heißt das, auf eine gute Selbstfürsorge zu achten, zum Beispiel durch ausreichend Schlaf und Erholung, gesunde Ernährung und Aktivitäten, die uns Spaß machen und einen Ausgleich bieten.
- Gesunde Bewältigungsstrategien identifizieren: Viele von uns greifen bei signifikanten Veränderung zudem zu destruktiven Bewältigungsstrategien. Wir ignorieren Aufgaben, um uns vor der neuen Realität zu schützen, isolieren uns von Kollegen und Kolleginnen, um uns vor Herausforderungen zurückzuziehen oder gehen in den aktiven Widerstand. Auf gesunde Bewältigungsstrategien wie offene Kommunikation, soziale Unterstützung oder die Inanspruchnahme von Ressourcen wie Schulungen zurückzugreifen, kann uns helfen, Veränderungen besser zu meistern.
- Selbstreflexion üben: Wenn wir über unsere bisherigen Erfahrungen mit Veränderungen reflektieren, kann das dazu beitragen, zukünftige Veränderungen besser zu bewältigen. Denn Selbstreflexion hilft uns zu verstehen, welche Ursachen unsere Ängste haben und auch, welche Strategien zur Bewältigung von Veränderungen in der Vergangenheit gut für uns funktioniert haben.
- Resilienz stärken: Resiliente Menschen haben die Fähigkeit, Krisen, Rückschläge und Herausforderungen zu meistern, ohne sich davon dauerhaft unterkriegen zu lassen. Und Resilienz kann man lernen. Wenn wir beispielsweise üben, uns auf Lösungen statt Probleme zu konzentrieren, uns bewusst machen, was wir bereits alles geschafft haben und uns in positivem Denken trainieren, bauen wir mentale Stärke auf.
- Professionelle Hilfe nutzen: Wenn du körperliche oder auch mentale Symptome deiner Angst rund um Veränderungen nicht mehr alleine bewältigen kannst, dann wende dich an einen Arzt, eine Psychotherapeutin oder an Anlaufstellen wie die Telefonseelsorge (0800 111 0 111).
Was können Unternehmen tun, um Mitarbeitende zu unterstützen
Um die Akzeptanz, das Engagement und die Produktivität im Team aufrechtzuerhalten, ist es wichtig, Mitarbeitende in Zeiten von Veränderung richtig zu unterstützen. Die folgenden 5 Strategien können dabei helfen, die richtige psychologische Grundlage zu legen, um Mitarbeitende im Rahmen von Veränderungsprozessen erfolgreich zu unterstützen:
- Empathie zeigen: Erkenne an, dass Veränderungen für Mitarbeitende emotionale Herausforderungen mit sich bringen können. Zeige Verständnis für Unsicherheiten und Ängste, indem du sie proaktiv ansprichst und in Einzelgesprächen mit Mitarbeitenden darauf eingehst.
- Ausführliche und offene Kommunikation: Mitarbeitende umfassend über bevorstehende Veränderungen zu informieren, kann helfen, Unsicherheiten und Ängste zu reduzieren. Wenn du Neuerungen proaktiv, offen und transparent ansprichst, hilft das, ein Gefühl von Vertrauen und psychologischer Sicherheit aufzubauen. Dazu gehört auch, Mitarbeitenden die Chance zu geben, Feedback einzubringen.
- Erfolge feiern: Das Feiern von wichtigen Meilensteinen im Veränderungsprozess schafft positive Energie und Motivation im Team. Zudem wird das Gehirn dazu konditioniert, Veränderungen mit positiven Gefühlen in Verbindung zu bringen.
- Partizipation fördern: Schaffe Möglichkeiten für Mitarbeitende, sich einzubringen, zum Beispiel durch Arbeitsgruppen oder Ideenmanagementprozesse. Mitarbeitende einzubinden und zu empowern hilft dabei, die eigene Selbstwirksamkeit zu stärken und Unsicherheiten zu reduzieren.
- Relevante Ressourcen bereitstellen: Stelle deinem Team Ressourcen zur Verfügung, die ihm bei der Bewältigung von Veränderungen helfen. Das können zum Beispiel ein Stressmanagementtraining sein oder Schulungen zum konstruktiven Umgang mit Veränderungen. Der Zugang zu Psychologen, Therapeutinnen oder Coaches durch eine digitale Plattform oder EAPs (Employee Assistance Program) kann Mitarbeitenden zudem dabei helfen, auf ihre individuellen Bedürfnisse, Ängste und Herausforderungen einzugehen.
Um den Wandel der Arbeitswelt zu bewältigen, müssen wir unsere Psyche verstehen und stärken. Wenn wir uns proaktiv mit Veränderung auseinandersetzen und unsere mentale Gesundheit effektiv stärken, können wir selbstbewusst durch den Wandel navigieren. Wenn Unternehmen unterstützende Umgebungen schaffen und Arbeitgebende und Mitarbeitende Veränderungen als gemeinsame Herausforderungen verstehen, überwiegen für beide Seiten die Vorteile, die daraus entstehen.