„Neues Jahr, neues Glück“ – so lautet ein altbekannter Spruch. Doch viele Mitarbeitende gehen wenig optimistisch in den Januar. Der Monat stellt sie vor besondere Herausforderungen: Die Weihnachtspause ist vorbei, die Tage sind kurz und der Job bringt hohe Erwartungen mit sich. Besonders der „Blue Monday“ – laut dem britischen Psychologen Cliff Arnall fällt er auf den dritten Montag im Januar und ist angeblich der deprimierendste Tag des Jahres – steht symbolisch für die Gefühlslage vieler Menschen zu Jahresbeginn.
In der Psychologie ist dieses Phänomen als saisonal-affektive Störung – oder SAD oder Winterdepression – bekannt. Sie äußert sich in Niedergeschlagenheit, Reizbarkeit und Energielosigkeit – Symptome, die sich auch negativ auf die Arbeitswelt auswirken. In Deutschland leiden schätzungsweise 10 bis 20 Prozent der Erwachsenen an milden Formen der Winterdepression, und etwa 5 Prozent sind von schweren Fällen betroffen.
Auswirkungen der SAD auf Unternehmen und Teams
Für Unternehmen hat das Konsequenzen: Betroffene Mitarbeitende sind weniger motiviert und die Produktivität sinkt signifikant. Im schlimmsten Fall kommt es zu höheren Fehlzeiten oder gar Burnouts. Unternehmen können dem jedoch entgegenwirken und ihre Mitarbeitenden in der dunklen Jahreszeit unterstützen. Gerade People & Culture Teams können mit gezielten Maßnahmen eingreifen. Diese Mittel sind nicht nur für von SAD betroffene Mitarbeitende hilfreich, sondern auch für alle Beschäftigten, die mental fit ins neue Jahr starten und genauso fit auf ein erfolgreiches 2025 zurückschauen möchten.
Schritt 1: Grundlagen schaffen
Arbeitsbedingungen und – umfeld optimieren
Der erste Schritt, um Mitarbeitende in den Wintermonaten gezielt zu unterstützen, ist ein genauerer Blick auf die Arbeitsbedingungen und das Arbeitsumfeld. Kleine Veränderungen können bereits viel bewirken, wie zum Beispiel:
- Lichtquellen optimieren: Studien haben gezeigt, dass Tageslichtlampen oder eine helle LED-Beleuchtung die Symptome von SAD lindern können. Sie verbessern nicht nur das Wohlbefinden, sondern steigern auch die Konzentrationsfähigkeit.
- Wohlfühlräume schaffen: Aufenthaltsräume mit einer warmen, einladenden Atmosphäre, heben die Stimmung und schaffen Platz für Pausen.
Offene Kommunikation fördern
Ein weiteres zentrales Element, um das Wohlbefinden der Mitarbeitenden zum Jahresbeginn zu steigern, ist die Kommunikation. Aus meiner Erfahrung hilft es enorm, regelmäßige Gespräche zu den Bedürfnissen und Wünschen der Mitarbeitenden zu führen und offene Feedback-Kanäle aufzubauen. So können Stressfaktoren und mögliche Präventivmaßnahmen früh genug erkannt werden. Sind diese Feedback-Strukturen erst mal etabliert, sollten Mitarbeitende auch regelmäßig daran erinnert werden, dass sie die Möglichkeit haben, ihre Gedanken, Anregungen und Kommentare zu teilen.
Zu einer offenen Kommunikation gehört es auch, motivierende Ziele und eine klare Vision zu erstellen und allen mitzuteilen. So arbeitet das Team an einer gemeinsamen Mission und es entsteht ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Apropos Teamgeist: Gemeinsame Aktivitäten stärken das Gemeinschaftsgefühl ebenso – das können Teamevent, sportliche Challenges oder auch soziale Projekte sein. Ein gestärktes Zusammengehörigkeitsgefühl trägt maßgeblich zum Wohlbefinden des Einzelnen bei, indem es das Gefühl von Isolation verringert und so dem Winterblues entgegenwirkt. Deshalb sollten Gemeinschaftsaktivitäten besonders in der kalten Jahreszeit gefördert werden.
Schritt 2: Stress reduzieren – Konkrete Maßnahmen für HR
Stress wirkt sich unweigerlich auf unser mentales Wohlbefinden aus. Deshalb ist es wichtig, die Rückkehr aus der Winterpause möglichst stressfrei zu gestalten. HR spielt hier eine Schlüsselrolle und kann auf mehreren Ebenen unterstützen:
Flexibilität ermöglichen
Flexible Arbeitsmodelle helfen Mitarbeitenden, ihren individuellen Tagesrhythmus besser zu gestalten. Dazu gehören etwa Gleitzeitmodelle und die Möglichkeit, remote zu arbeiten. People & Culture Manager sollten Teammitglieder außerdem dazu ermutigen, aktive Pausen in ihren Arbeitsalltag zu integrieren – etwa, indem sie ihre Mittagspausen für Spaziergänge im Freien nutzen. Das bringt den Beschäftigten nicht nur Bewegung, sondern auch Tageslicht und damit mehr Energie und Motivation. Als Führungskräfte können wir hier auch mit gutem Beispiel vorangehen – das tut nicht nur dem Team, sondern auch uns selbst gut.
Klare Strukturen setzen und Erwartungen kommunizieren
Unsicherheit ist ein riesiger Stressfaktor. Laut einer Studie der Techniker Krankenkasse aus dem Jahr 2021 sagen 40 Prozent der Befragten, dass Erwartungen von außen und vor allem unsichere Arbeitsbedingungen zu ihrem Stress beitragen. Frühzeitig kommunizierte Erwartungen und definierte Zuständigkeiten schaffen dagegen Klarheit und geben Sicherheit.
Führungskräfte einbinden und Unterstützung anbieten
Führungskräfte sind Vorbilder im Umgang mit Stress und prägen die Unternehmenskultur. Führungskräfteschulungen zu Themen wie Stressbewältigung, Resilienz und Konfliktmanagement sollten daher als Standard etabliert werden. Online-Tools bieten einfachen Zugang zu psychologischer Unterstützung – für Führungskräfte und für das gesamte Team.
Schritt 3: Resilienz langfristig stärken – Konkrete Maßnahmen für das Unternehmen
Am Ende des Tages lässt sich Stress am Arbeitsplatz nicht gänzlich vermeiden. Umso wichtiger ist es, dass Mitarbeitende Resilienz aufbauen und dass ihr Arbeitgeber sie dabei unterstützt. Resilienz meint die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen, Stress und Krisen zu bewältigen und gestärkt daraus hervorzugehen.
Das hilft auch dem Unternehmen: Unternehmen, die in die Resilienz ihrer Mitarbeitenden investieren, profitieren von einem motivierten und leistungsstarken Team. Wichtige Bausteine für eine nachhaltige Strategie sind:
- Workshops und Trainings: Regelmäßige Schulungen zu Achtsamkeit, Stressbewältigung und einem „Growth Mindset“ tragen dazu bei, die individuellen Fähigkeiten zur Stressbewältigung zu stärken. Auch Konfliktmanagement-Workshops können helfen, Spannungen im Team zu reduzieren – zwischenmenschliche Spannungen verursachen einen erheblichen Teil des Stresses bei vielen Mitarbeitenden.
- Teamzusammenarbeit: Offsites, Teambuilding-Maßnahmen oder einfach gemeinsame Mittagessen stärken den sozialen Zusammenhalt und schaffen ein Gefühl der Gemeinschaft. Laut der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) sind solche Maßnahmen essenziell, um das Vertrauen und die Motivation im Team zu stärken.
- Gesundheitsprävention: Regelmäßige Gesundheitschecks und Programme sollten in den betrieblichen Alltag integriert werden. Mental-Health-Plattformen oder spezialisierte Anbieter können hierbei wertvolle Unterstützung bieten.
- Austausch und Unterstützung im Team: Unternehmen, die Peer-Support-Systeme und Mentoring-Programme fördern, ermöglichen es Mitarbeitenden, voneinander zu lernen und emotionale Unterstützung innerhalb des Unternehmens zu erfahren.
Stressmanagement ist der strategische Hebel für einen erfolgreichen Start ins neue Jahr
Der Jahresanfang kann für Unternehmen sowohl eine Herausforderung als auch eine Chance darstellen. Unternehmen, welche die Wintermonate nutzen, um gezielt in das Wohlbefinden und die Resilienz ihrer Mitarbeitenden zu investieren, legen die Grundlage für langfristigen Erfolg. Die Reduktion von Stress und die Förderung von Motivation zahlen sich nicht nur in Form von gesteigerter Produktivität aus, sondern auch in einem stärkeren Gemeinschaftsgefühl.
Die Botschaft an Unternehmen lautet: Seht den Januar nicht als Hürde, sondern als strategischen Hebel. Die Integration von flexiblen Arbeitsmodellen, präventiven Gesundheitsmaßnahmen und Resilienztrainings ist nicht nur eine Investition in eure Mitarbeitenden, sondern auch in den nachhaltigen Erfolg des Unternehmens. Denn am Ende zählt: Ein gelungener Start ins Jahr ist der erste Schritt zu einem erfolgreichen Arbeitsjahr.
