Personalwirtschaft: Im Jahr 1979 gab es den ersten Christopher Street Day (CSD) in Deutschland. Dabei gehen queere Menschen auf die Straße, um für ihre Menschenrechte zu demonstrieren und um sich selbst zu feiern. Zahlreiche Unternehmenslogos schmücken die Paradewagen. Arbeitgeber möchten damit ihre Solidarität mit queeren Menschen zeigen. Herr Bölle, wie würden Sie als CSD-Vorstandsmitglied und Diversity-Experte derzeit die Bemühungen um die Gleichberechtigung von queeren Menschen in deutschen Unternehmen beschreiben?
Kai Bölle: Es gibt viele Unternehmen, die das gut machen. Bei der Breite der Unternehmen handelt es sich allerdings lediglich um Lippenbekenntnisse. Und ein kleiner Teil der Arbeitgeber setzt sich nur für die Gleichbehandlung von queeren Menschen ein, weil er denkt, dass man dies in Zeiten des Fachkräftemangels tun muss.
Wie steht es um die generelle Akzeptanz von queeren Menschen in der deutschen Gesellschaft?
Ich beobachte zwei unterschiedliche Entwicklungen. Auf der einen Seite haben wir Teile einer jungen Generation, die mit bestehenden Gender-Rollenbildern brechen und damit eine Offenheit für jegliche Gender-Identifikation zeigen. Hierzu gehört etwa Fabian Reese von Hertha BSC, der sich als Star-Fußballspieler die Nägel lackiert. Das mag aus einer jugendlichen Rebellion heraus geschehen. Jede Jugend rebelliert ja ein Stück weit gegen bestehende Verhältnisse. Gleichzeitig sehen wir auf der anderen Seite den Wandel ins genaue Gegenteil, nämlich ins Rechtsextreme, und „schwul“ bleibt eines der Nummer-eins-Schimpfwörter an Schulen.
- Voller Zugriff auf alle digitalen Inhalte
- Im Gratismonat jederzeit kündbar, danach 175,- € im Jahresabo
- Best Value: 42% Ersparnis
- Voller Zugriff auf alle digitalen Inhalte
- 25,- € im Monatsabo
- Jederzeit monatlich kündbar