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Als wäre man in einer anderen Welt…

Folge 11 unserer Tipps für gute Führung: Wie Sie sich an eine andere Firmenkultur heranwagen, ohne die neuen Kollegen und Arbeitsweisen voreingenommen abzustempeln.

Illustration Maennchen mit Fragezeichen
Bild: fotomek/Fotolia.de

Kennen Sie das?

„Vor Kurzem bin ich von einer Niederlassung in die Zentrale gewechselt. Seitdem habe ich den Eindruck, in einem anderen Unternehmen zu arbeiten. Allein die Art der Kommunikation wirkt auf mich sehr befremdlich. Wie kann ich damit umgehen?“

Das können Sie tun!

Klären Sie Ihren Status quo, indem Sie sich selbst fragen: Identifizieren Sie sich noch mit den „Lokalpatrioten“ oder bereits mit den „Zentralisten“? Und nutzen Sie Ihren Wechsel als Chance, sich eine aufregende, mitunter widersprüchliche neue Unternehmenswelt mit den neugierigen Augen eines Kindes zu erschließen.

Klären Sie Ihren Status quo!

Lokalpatriot oder Zentralist – eine seltsame Frage? Mitnichten! Erfahrungsgemäß fördern unterschiedliche Standorte die Lagerbildung. Im Ergebnis existieren nicht selten Parallelgesellschaften mit eigenen Kultur- und Sprachcodes. Sind die Rivalitäten zwischen der Zentrale und den Niederlassungen extrem ausgeprägt, herrscht das Schwarz-Weiß-Denken: „Wir“ gegen „Die“. „Wir“ – das sind immer die Guten, „Die“ – das sind immer die üblen Gesellen. In solchen Konstellationen wird die Zusammenarbeit mühsam, weil beide Seiten sich voreingenommen begegnen.

Durch Ihren aktuellen Wechsel erleben Sie, was in der oben beschriebenen Theorie noch relativ nüchtern klingt. Dabei nehmen Sie das Handeln der Zentrale wie selbstverständlich aus der Perspektive Ihrer eigenen „kulturellen Eichung“ heraus wahr – nämlich aus der Sicht eines „überzeugten Lokalpatrioten“. In der Folge müssen Sie zwangsläufig zu der Erkenntnis kommen, dass „die“ in der Zentrale nicht nur alle unfähig und ignorant sind, sondern auch ständig Dinge tun, die eigentlich unnütz sind. Vielleicht nicht so extrem, im Kern allerdings dürfte Ihre Bewertung in diese Richtung gehen.

Tun wir mal so, als ob Sie mit Ihrer Wahrnehmung richtig liegen – dann gibt es nur ein klitzekleines Problem: Sie kritisieren die Gruppe, deren Mitglied Sie inzwischen sind – selbst wenn Sie sich im Herzen noch wie ein „Lokalpatriot“ fühlen. Dies dürfte die eigentliche Herausforderung Ihres Ortswechsels sein: die Überwindung mentaler Grenzen.

Nutzen Sie Ihren Wechsel als Chance, sich eine neue Unternehmenswelt zu erschließen!

Erinnern Sie sich noch? Sie standen schon mindestens einmal im Leben vor der Herausforderung, in einer unbekannten Umgebung neuen Strukturen, Abläufen, Personen, Informationen und Impulsen aufgeschlossen gegenüber zu treten. Damals waren Sie etwa zehn oder elf Jahre alt und wechselten von der Grund- auf die weiterführende Schule. Mehr oder weniger bewusst nahmen Sie mit den Augen eines noch neugierigen Kindes die zahlreichen Eindrücke wahr, die möglicherweise nicht immer mit Ihrer bis dato entwickelten Vorstellung von „Schule“ übereinstimmten. Und trotz dieser Widersprüche haben Sie vermutlich einen Weg gefunden, die Alternativen als positiv aufzunehmen, Neuem offen gegenüber zu treten und den Wechsel zu meistern.

So wie Ihnen der Wechsel damals erfolgreich gelungen ist, so kann es auch diesmal funktionieren – allerdings nur, wenn zwei Voraussetzungen erfüllt sind.

Erstens: Saugen Sie alles Neue begierig in sich auf. Schütteln Sie nicht verächtlich den Kopf, wenn beispielsweise auf eine Art und Weise kommuniziert wird, die Ihrer bisherigen Vorstellung widerspricht. Fragen Sie lieber nach den Gründen dieser Vorgehensweisen. Denn wer fragt, kann seine Ansichten prüfen, gegebenenfalls auch korrigieren. Wer dagegen bewertet, zementiert lediglich seine Vorurteile. Kurzum: Übernehmen Sie die Verantwortung für die Wahrnehmung und Bewertung Ihrer Arbeitserlebnisse!

Zweitens: Obiges fällt Ihnen leichter, wenn Sie sich aus der Verbundenheit zu Ihrer ehemaligen Niederlassung lösen – zum Beispiel durch ein Abschiedsritual (siehe 4. Folge der Serie: Tipps für gute Führung). Anschließend können Sie in der Zentrale ankommen und sich mit Hingabe Ihrer neuen Aufgabe widmen.

+++ Dieser Beitrag ist der 11. Teil unser › Serie „Tipps für gute Führung“. Alle 14 Tage gibt es eine neue Folge.+++