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Ausbildungskommunikation: Wo Betriebe jetzt nachbessern müssen

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Zwischen Auszubildenden und Ausbildungsverantwortlichen hakt es vielerorts bei der Kommunikation. Das legt die Studie Azubi-Recruiting-Trends 2025 nahe, für die jährlich Auszubildende, Schülerinnen und Schüler, dual Studierende und Ausbildungsverantwortliche online befragt werden.

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Feedback ist selten

Ein wichtiger Teil der Kommunikation ist regelmäßiges Feedback. Doch Feedback ist in der Ausbildungspraxis nach wie vor kein Standardprozess: Nur ein knappes Drittel der Azubis erhält wöchentlich oder monatlich Rückmeldung von den Ausbildungsverantwortlichen, ein weiteres knappes Drittel quartalsweise, halbjährlich oder jährlich ist es ebenfalls etwas weniger als ein Drittel. Immerhin rund 6 Prozent bekommen noch seltener oder nie Rückmeldung. Schriftliches Feedback gibt es für 46,5 Prozent der Befragten. Die Betriebe bewerten die eigene Praxis positiver: Drei von vier Ausbildungsverantwortlichen glauben, dass in ihren Betrieben mindestens vierteljährlich Feedbackgespräche stattfinden.

In jedem Fall hätten die Azubis aber gerne wesentlich mehr Feedback: Fast 70 Prozent wünschen sich häufigere, kürzere Rückmeldungen. Auch bei der Vorbereitung und Strukturierung klafft die Wahrnehmung auseinander: Knapp 60 Prozent der Azubis empfinden das Feedback als klar strukturiert, fast 30 Prozent aber finden, dass ihre Ausbilder oder ihre Ausbilderinnen schlecht oder unvorbereitet in die Gespräche gehen.

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Nur jeder zweite Azubi hat einen Ausbildungsplan

Doch es mangelt nicht nur an für beide Seiten zufriedenstellenden Feedbackprozessen, sondern auch an Kenntnissen der Azubis über Inhalt und Ablauf der Ausbildung. Auch generelle Kenntnisse rund um das Thema Sozialversicherungen sind bei den Azubis nicht flächendeckend vorhanden. Mehr als 80 Prozent der Betriebe geben an, individuelle Ausbildungspläne zu haben.

Nur knapp 54 Prozent der Azubis haben aber nach eigener Wahrnehmung einen individuellen Ausbildungsplan. Ein knappes Drittel der Azubis hat keine Kenntnis von einem individuellen Ausbildungsplan, 15 Prozent wissen es nicht. Offenbar sind also Planungsinstrumente den allermeisten Betrieben vorhanden, werden aber nicht überall aktiv genutzt oder kommuniziert.

Beträchtliche Wissenslücken aufseiten der Jugendlichen offenbart die Studie beim Thema Sozialversicherungen. Zwar halten nahezu alle Befragten diesen Komplex für wichtig, das Wissen ist jedoch gering. Mit Krankenversicherung kennen sich weniger als die Hälfte der Nachwuchskräfte aus, bei der Unfallversicherung sowie der Rentenversicherung sind es rund 60 Prozent, die nach eigenem Bekunden Kenntnisse haben, bei der Arbeitslosenversicherung sind es immerhin zwei Drittel.

Soft Skills: Azubis schätzen sich besser ein als erwartet

Zu wenig scheinen Azubis und Ausbildungsverantwortliche auch zu den geforderten Skills der Auszubildenden in den Austausch zu gehen. Ihre Soft Skills schätzen die Nachwuchskräfte weitaus positiver ein, als es ihre Ausbildungsverantwortlichen tun. Besonders hoch sind die Zustimmungswerte bei Zuverlässigkeit, Lernbereitschaft und Teamfähigkeit – jeweils rund neun von zehn Jugendlichen attestieren sich selbst diese Eigenschaften. Etwas niedriger liegen die Werte bei Sorgfalt (84 Prozent) und Kommunikationsstärke (70 Prozent).

Das positive Selbstbild der Azubis bestätigen die Ausbildungsverantwortlichen jedenfalls nur eingeschränkt. Nur in Sachen Zuverlässigkeit (59 Prozent) und Lernbereitschaft (51 Prozent) wird mehr als der Hälfte der Nachwuchskräfte ein uneingeschränkt positives Zeugnis ausgestellt. Bei der Kommunikationsfähigkeit sind es lediglich rund 36 Prozent.

Zudem sehen Unternehmen ihre Azubis als weitaus weniger selbstwirksam an, als diese sich selbst wahrnehmen. Mehr als zwei Drittel der Azubis empfinden sich in ihrer Ausbildung als „selbstwirksam“ oder „sehr selbstwirksam“ (davon knapp 20 Prozent sehr selbstwirksam).
Zum Vergleich: In der Schule erlebt dies nur gut die Hälfte, im privaten Alltag knapp zwei Drittel. Deutlich zurückhaltender bewerten die Ausbildungsverantwortlichen ihre Azubis: Nur ein knappes Viertel erleben sie als (sehr) selbstwirksam. Für sich selbst nehmen dagegen neun von zehn der Ausbildenden diesen Zustand in Anspruch.

Nachwuchs bemängelt schlechte Koordination von dualem Studium

Neben der Berufsausbildung bieten auch immer mehr Unternehmen duale Studiengänge an, deren Kerngedanke die Verschränkung von Theorie und Praxis ist. Auch dafür spielt die Kommunikation zwischen Hochschule und Betrieben eine zentrale Rolle. Und mit dieser sind viele der jungen Leute nicht zufrieden. Nur vier von zehn Studierenden und ein gutes Drittel der Ausbildungsverantwortlichen bewerten die Koordination zwischen Hochschule und Praxis als „gut“ oder „sehr gut“. Das duale Studium kann daher in vielen Fällen seine größte potenzielle Stärke nicht richtig ausspielen.

Trotzdem ist das duale Studium grundsätzlich sehr beliebt: Gut 62 Prozent der befragten Betriebe bieten mittlerweile ein duales Studium an. In fast der Hälfte der Betriebe ist auch der Anteil an dual Studierenden in den vergangenen Jahren gestiegen. Prinzipiell ist die Zustimmung auch bei den jungen Leuten groß: Fast neun von zehn dual Studierenden würden ihren Ausbildungsweg weiterempfehlen.

Christina Petrick-Löhr betreut das Magazinressort Forschung & Lehre sowie die Berichterstattung zur Aus- und Weiterbildung. Zudem ist sie verantwortlich für die redaktionelle Planung verschiedener Sonderpublikationen der Personalwirtschaft sowie den Deutschen Personalwirtschaftspreis.