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Die Branche muss für Azubis schmackhafter werden

Gastronomie und Hotelgewerbe suchen dringend Azubis, jeder vierte Betrieb ist offen für Flüchtlinge. 
Foto: © mrcats/Fotolia.de
Gastronomie und Hotelgewerbe suchen dringend Azubis, jeder vierte Betrieb ist offen für Flüchtlinge.
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2015 konnten branchenübergreifend rund 31 Prozent der Betriebe in Deutschland nicht alle Ausbildungsplätze besetzen. Im Hotel- und Gastronomiegewerbe dagegen waren es mit rund 60 Prozent fast doppelt so viele. Dafür machen die Ausbildungsverantwortlichen ganz unterschiedliche Gründe aus, vor allem schlechte Arbeitszeiten, schlechte Bezahlung und ein schlechtes Bild in der Öffentlichkeit.

Azubis bemängeln Arbeitsbedingungen und fehlende Augenhöhe

Die Azubis aus Hotellerie und Gastronomie selbst bestätigen die von den Ausbildungsverantwortlichen genannten Ursachen zum Teil So beklagen sie im Vergleich zu anderen Branchen auffallend oft schlechte Arbeitsbedingungen, aber auch fehlende Förderung und einen rüden Umgangston. Ein Auszubildender empfiehlt, die Branche sollte ihre Berufe attraktiver machen – Lohn, Arbeitszeit, Verantwortung, Betriebsklima, Ausbildungsinhalte – und ihre Azubis zu motivieren, statt sie auszunutzen. Ein anderer meint, die Betriebe sollten ehrlich sein und den Azubis auf Augenhöhe und mit Achtung begegnen. Das sind Ergebnisse der Branchenedition Hotel und Gastronomie der Studie > „Azubi-Recruiting Trends 2016“. Die branchenspezifische Ausgabe ist eine gemeinsame Initiative der U-Form Testsysteme und des DEHOGA-Bundesverbands. Befragt wurden 733 Azubi-Bewerber und Azubis sowie 234 Ausbildungsverantwortliche.

Der Beruf soll zur Persönlichkeit passen und gute Zukunftschancen bieten

Die Studie fragte auch danach, anhand welcher Kriterien Jugendliche ihren Ausbildungsberuf in der Hotel- oder Gastronomiebranche überhaupt auswählen. Drei Aspekte wurden am häufigsten genannt: 54 Prozent sagten, der Ausbildungsberuf sollte zu ihren Interessen und Fähigkeit passen. Ebenfalls rund 54 gaben an, der Beruf müsse gute Zukunftschancen bieten und 50 Prozent sagten, er solle abwechslungsreich sein.

Die Befragung der Ausbildungsverantwortlichen ergab, dass sie die Vorlieben ihrer Azubi-Bewerber zum Teil nicht kennen. So unterschätzen sie zum Beispiel, wie wichtig den Jugendlichen die Passung des Berufs zu ihrer Persönlichkeit ist. Auf der anderen Seite überschätzten sie die Bedeutung des Gehalts: Während nur 23 Prozent gute Verdienstmöglichkeiten als wichtiges Kriterium nannten, waren es aus Sicht der Ausbildungsverantwortlichen 49 Prozent.

Ausbildungsverantwortliche kennen ihre Klientel nicht richtig

Wenn es konkret um die Wahl des Ausbildungsbetriebes geht, liegt die Bekanntheit des Betriebes als Kriterium vorn; rund 44 Prozent der Jugendlichen gaben dies an. An zweiter Stelle mit 39 Prozent liegt die Nähe zum Wohnort und an dritter Stelle (34 Prozent) grundsätzlich das Vorliegen der Möglichkeit, den gewünschten Beruf zu erlernen. Für knapp 26 Prozent der Azubis ist die Jobsicherheit wichtig. Dagegen gehen nur elf Prozent der befragten Ausbildungsverantwortlichen davon aus, das dieser Aspekt für die Jugendlichen eine Rolle spielt. Ähnlich unterschätzt werden die Aufstiegschancen, die 27 Prozent der Azubis als wichtiges Kriterium nannten, aber nur von 15 Prozent der Ausbildungsverantwortlichen genannt werden.

Azubis wollen mehr Praxisbezug und Modernität in der Küche

In der Studie ging es auch gezielt um die Inhalte der Kochausbildung. Hier gibt es Sicht der Azubis einige Defizite, vor allem im Hinblick auf den Praxisbezug, die Modernität (veganes Essen, aktuelle Garmethoden) und betriebswirtschaftliche Inhalte wie Einkauf und Rechnungswesen.

Schnupperangebote zur Orientierung

Ernst Fischer, Präsident des DEHOGA-Bundesverbands, rät Jugendlichen, durch Schnupperpraktika oder Ferienjobs zu testen, ob ihnen die Arbeit mit Gästen oder in der Küche liegt und ob es mit den Kollegen im Betrieb funktioniert.

Für Ausbildungsbetriebe ist es wichtig, gut strukturierte Praktika anzubieten, die Lust machen auf die Branche,

lautet Fischers Empfehlung an die Arbeitgeber.

Branche offener für Flüchtlinge als andere

Mehr als jeder zweite (57 Prozent) befragte Ausbildungsverantwortliche aus Hotel- und Gastronomieunternehmen sieht die Einwanderung von Flüchtlingen als Chance für seinen Betrieb – branchenübergreifend sind es lediglich 34 Prozent. 26 Prozent der Hotel- und Gastronomieunternehmen machen Flüchtlingen aktuell Ausbildungsangebote.