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Die sechs Säulen der Mitarbeiterbindung

Was ist Mitarbeiterbindung?

Mitarbeiterbindung ist in erster Linie ein Instrument der Personalpolitik eines Unternehmens. Dabei geht es darum  Mitarbeiter so lange wie möglich im Unternehmen zu halten. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Jede Neueinstellung verursacht Kosten. Zudem ist ein eingespieltes, erfahrenes Team produktiver als eines, in das ständig neue Mitglieder integriert werden müssen. Für die Mitarbeiter ist das Engagement ihres Arbeitgebers in diesem Bereich eine besondere Form der Wertschätzung.

Wie wichtig die Mitarbeiterbindung ist, zeigt auch der jährliche Engagement Index des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Gallup. Demnach haben in Deutschland 17 Prozent der Befragten eine hohe emotionale Bindung zu Ihrem Unternehmen, 68 Prozent nur eine geringe emotionale Bindung. Gar keine Bindung empfinden 15 Prozent. Spannend ist ein Blick auf die Fehlzeiten der einzelnen Gruppen: Während Mitarbeiter mit einer hohen emotionalen Bindung durchschnittlich 5,2 Tage jährlich fehlten, betrug die Fehlzeit bei Mitarbeitern ohne Bindung 7,1 Tage – also fast 2 Tage mehr.

Die Umfrageergebnisse unterstreichen, wie wichtig Retention-Management ist. Hier werden alle Maßnahmen gebündelt, die die Mitarbeiterbindung stärken. Dazu gehört auch das Employer-Branding, denn Mitarbeiter in Unternehmen mit einer attraktiven Arbeitgebermarke fühlen sich ihrem Arbeitgeber stärker verbunden. 

Vier Arten der Mitarbeiterbindung

Für ein erfolgreiches Rentention-Management ist es unerlässlich, die vier Arten der Mitarbeiterbindung zu kennen. Denn nur so können Unternehmen Maßnahmen gezielt auf diese unterschiedlichen Formen ausrichte.

 

Normative Mitarbeiterbindung:

Hier geht es primär um das Gefühl, sich der Firma gegenüber verpflichtet zu fühlen, wenn diese zum Beispiel in die Weiterbildung der Angestellten investiert.

 

Affektive Mitarbeiterbindung:

Diese liegt vor, wenn die Werte des Unternehmens – zum Beispiel Schutz der Umwelt oder Gleichberechtigung – mit den eigenen Werten übereinstimmen.

 

Kalkulatorische Mitarbeiterbindung:

Hier stellt der Mitarbeiter den Aufwand, den er treiben muss, um bei einem anderen Arbeitgeber anzuheuern, dem daraus resultierenden Nutzen gegenüber.

 

Behavoriale oder habituelle Mitarbeiterbindung:

Der Mitarbeiter hat sich an Kollegen, Arbeitszeiten oder den Weg zur Arbeit gewöhnt und möchte an dieser gewohnten Umgebung festhalten.

Ziele, Vorteile und Herausforderungen der Mitarbeiterbindung

Das Ziel der Mitarbeiterbindung ist es in erster Linie, die Fluktuation der Belegschaft so gering wie möglich zu halten. Denn ständige Kündigungen und die Suche nach neuen Mitarbeitern bringen Unruhe in das Unternehmen und kosten viel Geld. In zweiter Linie ist es Ziel der Mitarbeiterbindung, die Arbeitgeberattraktivität zu erhöhen. Letztlich geht es auch darum, mit Hilfe von engagierten Mitarbeitern, die sich wohl fühlen, den Unternehmenserfolg zu steigern, denn zufriedene Mitarbeiter sind motivierter, leisten mehr und fallen seltener aus. Daraus ergeben sich weitere Vorteile, zum Beispiel eine Verbesserung des Betriebsklimas und die Stärkung des Employer-Brandings.

Jedoch – das soll an dieser Stelle nicht verschwiegen werden – muss das Retention-Management einige Herausforderungen meistern. So ist es in Zeiten von Home-Office und Telearbeit nicht immer leicht, Teambuilding-Events durchzuführen – etwa ein regelmäßiges gemeinsames Frühstück. Zudem muss beachtet werden, dass nicht alle Mitarbeiter die gleichen Interessen und Bedürfnisse haben und daher unterschiedlich auf Maßnahmen des Retention-Managements reagieren.

Maßnahmen zur Stärkung der MItarbeiterbindung

Erfolgreiche Mitarbeiterbindung ruht auf sechs Säulen:

 

  1. Arbeitsumfeld und Organisation:
    Hier geht es darum, eine Arbeitsumgebung zu schaffen, in der sich die Mitarbeiter wohlfühlen. Die Auswahl an Maßnahmen ist groß: flexible Arbeitszeiten, individuell eingerichtete Büros, kostenlose Parkplätze, eine Kantine, kostenlose Getränke und vieles mehr.
  2. Gesundheit, Sport und Freizeit:
    Wenn Sie als Arbeitgeber hier tätig werden, dann stärken Sie nicht nur die Mitarbeiterbindung, sondern sorgen zusätzlich dafür, dass Ihre Belegschaft fitter, gesünder und leistungsfähiger ist. Als Maßnahmen empfehlen sich hier Ernährungsberatung, kostenloses frisches Obst, firmeneigenes Fitnessstudio oder eine betriebliche Krankenversicherung (bKV).
  3. Personalentwicklung:
    Wenn Sie in die Weiterbildung Ihrer Mitarbeiter investieren, zeigen Sie ihnen, dass sie wichtig für das Unternehmen sind. In diesen Bereich gehören Schulungen, Weiterbildung, Erwerb von Zusatzqualifikationen, Förderung eines Abend- oder Wochenendstudiums oder Mentoring durch erfahrene Kollegen.
  4. Arbeitgebermarketing und Employer-Branding:
    Für ein Unternehmen zu arbeiten, das in der öffentlichen Wahrnehmung einen guten Ruf hat, ist für viele Arbeitnehmer ein wichtiges Kriterium. Nutzen Sie Arbeitgeberbewertungsportale oder loben Sie Prämien für Angestellte aus, die neue Mitarbeiter werben.
  5. Unternehmenskultur und Kommunikation:
    Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung von Unternehmen sind nicht nur für die Außendarstellung wichtig, sondern tragen auch dazu bei, dass Menschen gern bei Ihnen arbeiten. Genauso wichtig sind die interne Kommunikation und Transparenz bei Entscheidungen.
  6. Vergünstigungen und Vorteile:
    Hier geht es um zusätzliche Formen der Vergütung. Diese kann durch Gutscheinkarten, Essenszulagen, Fahrtkostenzuschüsse, Rabatte auf die eigenen Produkte oder leistungsbezogene Prämien erfolgen.

Fazit

Es gibt materielle Maßnahmen, die eine Investition erfordern, und immaterielle Maßnahmen, bei denen es in erster Linie um eine Verhaltensänderung geht. Beide Arten haben ihre Berechtigung. Auch wenn es verführerisch erscheint, sich auf die kostenlosen Maßnahmen zu beschränken: Ganz ohne den Einsatz von Ressourcen gelingt eine erfolgreiche Mitarbeiterbindung nicht.

 

Betül Kanik-Pinarci
ALH Gruppe
betuel.kanik-pinarci(*)hallesche(.)de