In unserer Serie zu guter Führung geben wir regelmäßig Tipps für verschiedene Situationen im Alltag von Führungskräften. In Folge 8 lernen Sie, warum einer Bitte manchmal einfach nicht gefolgt wird und was Sie dagegen tun können.
Kennen Sie das?
„Ich erlebe es immer wieder, dass einzelne Mitarbeiter nicht vorbereitet an Besprechungen teilnehmen, obwohl ich im Vorfeld jedes Mal darum bitte. Die Fragen dieser Mitarbeiter sprengen regelmäßig den zeitlichen Rahmen. Was kann ich tun?“
Das können Sie tun!
Prüfen Sie zunächst, ob in diesem Fall das Wort „Bitte“ zu Ihrem gewünschten Ziel führen kann. Finden Sie in Einzelgesprächen mit Ihren Mitarbeitern heraus, welche Ursachen möglicherweise zu der unerfreulichen Situation führen. Und fragen Sie sich, ob in dieser Angelegenheit auch ein Dissens als Lösung infrage käme.
Bitte oder Forderung?
Das erste, was an Ihrer Problemschilderung spontan auffällt, ist das Wort „Bitte“. Eine Bitte ist dadurch gekennzeichnet, dass sie dem Gegenüber die Wahl lässt. Daher kann Ihre Bitte grundsätzlich zu einem „Ja“ oder „Nein“ führen. Eine dritte Möglichkeit ist das „Vielleicht“, zum Beispiel: „Vielleicht, das muss ich mir aber noch überlegen.“ Wenn Sie also Ihre Mitarbeiter darum bitten, vorbereitet an Besprechungen teilzunehmen, dann müssen Sie auch bereit sein, unvorbereitete Teilnehmer zu akzeptieren. Für den Fall, dass Sie dies nicht wollen, erteilen Sie besser eine Anweisung statt eine Bitte. Wenn Sie jedoch auf der sprachlichen Ebene der Bitte bleiben möchten, dann sehen Sie ein „Nein“ nicht als Ende eines Dialogs, sondern als Beginn.
Ursachen ergründen
Jedes „Nein“ oder jede Nicht-Reaktion ist eine Aussage über die Bedürfnisse des Nein-Sagenden. Versuchen Sie also herauszufinden, welche Absichten Ihre Mitarbeiter davon abhalten, Ihrer Bitte nachzufolgen. Und suchen Sie anschließend nach einem Weg, der die Bedürfnisse beider Seiten berücksichtigt und erfüllt, zum Beispiel:
– Wenn einzelne Mitarbeiter überlastet sind und deshalb keine Zeit finden, sich auf die Besprechungen vorzubereiten, dann räumen Sie Ihnen mehr Zeit ein.
– Vielleicht gibt es auch ein Missverständnis darüber, ob und wie Ihre Mitarbeiter Ihre Bitte verstanden haben. Formulieren Sie Ihre Bitten künftig so, dass alle Beteiligten wissen, was von Ihnen konkret gewünscht wird. Sollte sich herausstellen, dass die Informationen immer zu kurzfristig fließen, um sich noch rechtzeitig damit auseinandersetzen zu können, dann sorgen Sie dafür, dass die Mitarbeiter früher informiert werden. Oder wenn die Zeitfenster für die einzelnen Besprechungspunkte und die Zeit für das Meeting insgesamt zu knapp kalkuliert sind, dann berücksichtigen Sie dies bei künftigen Terminplanungen.
– Sollte mancher Mitarbeiter einfach keine Bereitschaft zeigen, sich auf die Besprechungen vorzubereiten, dann suchen Sie dafür nach einem plausiblen Grund, der gewiss in der zurückliegenden Zeit – also missverstandenen Aufträgen oder zu knappem zeitlichem Vorlauf – zu finden ist.
Bereits diese kleine Auswahl möglicher Gründe zeigt, wie unterschiedlich die Wahrnehmung und Interpretation einer Bitte oder auch Aufforderung aussehen können. Einseitige Ursachenzuschreibungen gibt es nicht wirklich.
Ein Problem, zwei Lösungsansätze
Hand aufs Herz: Nicht alle Konflikte lassen sich zu jeder Zeit zu jedermanns Zufriedenheit lösen. Dies dürfte die eigentliche Herausforderung sein: Anzuerkennen, dass es solche Situationen gibt und dass es gelegentlich darum geht, den Unterschied, die Andersartigkeit der Mitarbeiter zuzulassen und damit umgehen zu können.
Prüfen Sie, ob in dieser Angelegenheit nicht nur der Konsens das einzig Erstrebenswerte ist, sondern ob Sie auch mit einem Dissens klar kämen, ohne den inneren Druck, immer alles in Übereinstimmung bringen zu müssen. Manchmal geht es genau darum. Oder wie der Afrikaner sagt: „Der Leopard leckt alle seine Flecken – die schwarzen wie die weißen.“
+++ Dieser Beitrag ist der 8. Teil unser › Serie „Tipps für gute Führung“. Alle 14 Tage gibt es eine neue Folge.+++