Fachkräfte gewinnen schon bevor die erste Bewerbung kommt? Das geht. Wer heute schon an morgen denkt, sichert sich die Talente von übermorgen – und das geht sogar, bevor die erste Bewerbung ins Postfach flattert. Wie? Mit cleveren Schulkooperationen!
Denn: Schulen sind nicht nur Lernorte, sondern echte Schatzkisten voller potenzieller Azubis. Wer sich hier engagiert, zeigt Gesicht, weckt Interesse und hat beim Nachwuchs die Nase vorn. Das lohnt sich, denn laut dem Institut der deutschen Wirtschaft könnten bis 2027 satte 728.000 Fachkräfte fehlen (IW Köln). Klingt dramatisch? Ist es auch. Aber: Sie können was dagegen tun!
Schulkooperationen bringen Vorteile für alle Seiten:
- Schülerinnen und Schüler bekommen einen realistischen Einblick in die Berufswelt
- Schulen profitieren von Wirtschafts-Know-how
- Unternehmen punkten frühzeitig als attraktiver Ausbildungsbetrieb
So funktionieren Kooperationen
Neugierig geworden? Dann legen wir los. Hier kommen sieben praktische Tipps, wie Sie Schulkooperationen effektiv auf die Beine stellen:
1. Die passende Schule finden – mit Herz und Hirn
Beginnen Sie mit der Suche nach Schulen, die zu Ihrem Fachkräftebedarf passen. Allgemeinbildende sowie berufliche Schulen mit Technik-, Gesundheits- oder IT-Schwerpunkt bieten sich an.
Tipp: Nutzen Sie Ihr Netzwerk! Eltern, Kolleginnen und Kollegen, Lehrkräfte – irgendwer kennt immer irgendwen. Und wenn nicht? Dann einfach mal beim „Netzwerk Schulewirtschaft“ anklopfen – mit fast 400 regionalen Arbeitskreisen ist das eine super Anlaufstelle. Ein informeller Anruf kann oft Türen öffnen.
2. Erwartungen auf den Tisch
Reden hilft. Setzen Sie sich mit der Schule zusammen und legen Sie gemeinsame Ziele fest. Was möchten Sie erreichen – und was erwartet die Schule? Ein offenes Gespräch über gegenseitige Erwartungen schafft Transparenz und bildet die Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Idealerweise halten Sie diese Vereinbarungen schriftlich fest. Muster-Vereinbarungen, Checklisten und mehr finden Sie unter: Schulkooperationen als Unternehmen erfolgreich umsetzen – KOFA.
3. Vielfältige Aktivitäten anbieten
Von Praktika über Betriebsbesichtigungen, Bewerbungstrainings bis hin zu Projektwochen oder Wettbewerben – je vielfältiger Ihr Angebot ist, desto besser. Hauptsache: praxisnah, spannend, persönlich.
- Praktika: Ermöglichen Sie praktische Erfahrungen an einzelnen Tagen oder im Rahmen von Schulpraktika über zwei bis drei Wochen, bei denen die Jugendlichen aktiv mitarbeiten können. So lernen sie nicht nur den Betrieb, sondern auch die Tätigkeiten kennen.
- Betriebsbesichtigungen: Führen Sie Klassen durch Ihr Unternehmen und zeigen Sie moderne Arbeitsweisen und Technologien. Das weckt Interesse und räumt mit veralteten Vorstellungen auf.
- Bewerbungstrainings: Üben Sie mit den Jugendlichen Bewerbungsgespräche und geben Sie wertvolle Tipps. Das stärkt deren Selbstbewusstsein und macht Ihr Unternehmen bekannt.
- Projektwochen und Wettbewerbe: Engagieren Sie sich bei Schulprojekten oder unterstützen Sie Wettbewerbe wie „Jugend forscht“. So positionieren Sie sich als aktiver Partner in der Bildungslandschaft.
Praxisbeispiel gefällig?
Die Firma Leibbrand zeigt, wie’s geht: Bewerbungstrainings, Betriebsführungen, Praktika – das volle Programm. Das Ergebnis? Rund 45 Bewerbungen pro Jahr auf Ausbildungsplätze. Und angefangen hat alles mit einer simplen Spende für ein Schulprojekt. (Weitere Tipps finden Sie hier: Azubis gewinnen durch Schulkooperationen – KOFA)
Sie sehen also: Wichtig ist vor allem das Loslegen – egal, mit welcher Aktivität.
4. Mitarbeitende und Azubis einbeziehen
Ihre aktuellen Azubis sind die besten Botschafter Ihres Unternehmens. Lassen Sie sie in Schulen von ihren Erfahrungen berichten oder Workshops leiten. Das schafft Nähe und Authentizität. Zudem fördert es die Kommunikationsfähigkeiten Ihrer Auszubildenden und stärkt deren Bindung zum Unternehmen.
5. Eltern und Lehrkräfte – die heimlichen Karriere-Coaches
Vergessen Sie nicht die, die im Hintergrund mitreden: Eltern und Lehrerkräfte. Tage der offenen Tür, Infoabende, Praktika für Lehrkräfte – je besser informiert das Umfeld, desto eher empfehlen sie Ihr Unternehmen weiter.
6. Digitale Kanäle nutzen
Die Generation Z ist online unterwegs. Nutzen Sie soziale Medien, um auf Ihr Unternehmen aufmerksam zu machen. Plattformen wie Instagram, YouTube oder TikTok bieten kreative Möglichkeiten, Einblicke in den Arbeitsalltag zu geben. Zeigen Sie dort, was Sie zu bieten haben. Azubi-Interviews, kurze Reels aus dem Arbeitsalltag oder eine coole Mitmach-Challenge – erlaubt ist, was echt ist (und Spaß macht).
7. Feedbackrunden statt Stillstand
Was läuft gut? Wo kann man noch nachjustieren? Planen Sie kurze Feedbackschleifen mit der Schule ein. So bleibt die Zusammenarbeit lebendig und nachhaltig.
Neue Ideen für morgen
Neben den klassischen Methoden gibt es auch innovative Wege, Schulkooperationen zu gestalten:
- Virtuelle Rundgänge: Nutzen Sie Virtual Reality, um Schülerinnen und Schülern einen digitalen Rundgang durch Ihr Unternehmen zu ermöglichen.
- Gamification: Entwickeln Sie spielerische Elemente, wie Online-Quizze oder Challenges, die Einblicke in Berufsfelder geben und gleichzeitig Spaß machen.
- Influencer-Kooperationen: Arbeiten Sie mit lokalen Influencern zusammen, um Ihre Ausbildungsangebote authentisch und reichweitenstark zu präsentieren.
Einfach mal machen!
Schulkooperationen sind kein Hexenwerk. Mit etwas Kreativität, Initiative und den richtigen Partnern an Ihrer Seite sind Sie mittendrin – und sichern sich den Fachkräftenachwuchs von morgen.
Wer weiß: Vielleicht sitzt Ihre nächste Top-Auszubildende ja gerade in der achten Klasse – und wartet nur darauf, Sie und Ihr Unternehmen kennenzulernen.
Info
Die Autorinnen der Kolumne „Wie Ausbildung gelingt” sind Expertinnen des KOFA Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln e.V.
Anna Schopen ist Senior Projektmanagerin mit Themenschwerpunkt Ausbildung.
Miriam Schöpp ist Referentin für Berufliche Bildung.
Hier finden Sie alle Beiträge der Kolumne.
