Frage an die HR-Werkstatt: Wie gelingt generationsübergreifende Mitarbeiterbindung und Zufriedenheit?
Es antwortet: Oliver Hahn, Country Manager bei GoodHabitz Germany
Die Generation Z erobert nach und nach den Arbeitsmarkt und Diskussionen über mögliche Generationenkonflikte bestimmen seither den Diskurs. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, den Ansprüchen der jungen Arbeitnehmer gerecht zu werden, ohne dabei ihre langjährigen Mitarbeitenden aus den Augen zu verlieren.
HR- und Employer-Branding-Teams entwickeln unermüdlich Strategien, um die Zusammenarbeit zu fördern und Vorurteile abzubauen. Das Ziel: Alle Generationen am Arbeitsplatz sollen sich gegenseitig wertschätzen und respektieren. Was bei diesen Ansätzen oft auf der Strecke bleibt: Nicht nur voneinander, sondern vor allem miteinander zu lernen, erweist sich als wirksames Instrument, um mögliche Generationenkonflikte zu überwinden.
Wer will am meisten Lernen?
Das Arbeitsverständnis der Generation Z unterscheidet sich von dem der Babyboomer. Das gilt auch für die Einstellung zu Weiterbildungsangeboten. Eine Studie von Statista und GoodHabitz aus dem Januar 2024 zeigt hier ein gemischtes Bild auf Arbeitnehmerseite: In den Altersgruppen 18 bis 29 und 60 plus geben jeweils 42 Prozent der Befragten an, dass ihnen Weiterbildungsangebote sehr wichtig sind. Bei den 50- bis 59-Jährigen waren es dagegen nur 26 Prozent. Daraus lässt dich schließen, dass sich jüngere Menschen weiterbilden wollen, um zum Beispiel ihre Karrieremöglichkeiten zu verbessern oder um ihren Job besser erledigen können. Die 50- bis 59-Jährigen hingegen scheinen gefestigter in ihrer Position und sehen weniger Weiterbildungsbedarf. Bei den über 60-Jährigen liegt die Vermutung nahe, dass sie mithalten wollen und dafür Weiterbildungsmöglichkeiten in Anspruch nehmen möchten.
Lernangebote und eine Weiterbildungskultur schlagen im besten Fall eine Brücke zwischen den Generationen. Durch gemeinsames Lernen entwickeln Jung und Alt ein Verständnis füreinander und profitieren von unterschiedlichen Perspektiven. Denn auch wenn für Mitarbeitende unterschiedlicher Altersgruppen unterschiedliche Themen relevant sind gibt es thematische Überschneidungen. Das bietet die Chance, dass sich die Generationen zum Austausch „treffen“. Doch wie muss ein solcher Ansatz gestaltet sein, damit er erfolgreich ist?
Generationenübergreifende Lernangebote verbessern das Betriebsklima
Für eine erfolgreiche Weiterbildungsstrategie müssen Unternehmen auf die individuellen Lernbedürfnisse ihrer Mitarbeitenden eingehen und sollten dabei folgende Punkte beachten:
- Vielfältige Lernformen: Eine Vielzahl verschiedener Lernangebote spricht Menschen mit unterschiedlichen Lernpräferenzen an. Dazu gehören traditionelle „Klassenräume“, Online-Kurse, interaktive Workshops oder Mentoring-Programme.
- Anpassungsfähigkeit: Flexible Lernangebote ermöglichen es den Mitarbeitenden, selbst zu entscheiden, wann und wie sie lernen möchten.
- Unterschiedliches Lerntempo: Einige Mitarbeitende lernen möglicherweise schneller, während andere mehr Zeit benötigen. Online-Trainings eignen sich hervorragend für das „Selbstlernen“, da die Mitarbeitenden ihr eigenes Tempo wählen und Übungen wiederholt werden können – was bei Präsenzveranstaltungen eher schwierig ist.
- Wertschätzung erfahrener Mitarbeitender: Unternehmen sollten die Erfahrung älterer Mitarbeitender nutzen und sie als Mentoren oder Trainer einbinden. Dies fördert den Wissensaustausch zwischen den Generationen und trägt zu einem positiven Arbeitsklima bei.
In der Studie von Statista und GoodHabitz gaben über alle Altersgruppen hinweg knapp 50 Prozent der Befragten an, dass Weiterbildungsangebote die Stimmung im Team verbessern. Generell lässt sich festhalten, dass interaktive Elemente wie Gruppenarbeiten, Diskussionsrunden oder Fallstudien den Austausch zwischen Mitarbeitenden unterschiedlicher Altersgruppen fördern und das Lernen voneinander anregen.
Und was haben die Unternehmen davon?
Wenn Unternehmen Lern- und Weiterbildungsmöglichkeiten für alle anbieten, signalisieren sie ihren Mitarbeitenden, dass sie an ihrem persönlichen und beruflichen Erfolg interessiert sind. Das fördert die Motivation, erhöht die Produktivität, stärkt den Teamzusammenhalt und die Bindung an den Arbeitgeber.
Gleichzeitig kann sich so die generationenübergreifende Kultur am Arbeitsplatz verbessern. Außerdem fühlen sich die Mitarbeitenden gleichberechtigt, wenn Unternehmen allen Beschäftigten Weiterbildungsmöglichkeiten anbieten. Nicht zuletzt sind Teams, die aus Mitarbeitenden mit unterschiedlichem Alter bestehen, nachweislich leistungsfähiger, da auch durch diese Facette von Diversity unterschiedliche Perspektiven in die Lösungsfindung bei Problemen einfließen.
Nicht zuletzt profitieren Unternehmen von gut ausgebildeten Mitarbeitenden, die ihre Fähigkeiten, Interessen und ihr Wissen kontinuierlich erweitern. In einer sich ständig verändernden Arbeitswelt, in die fortlaufend jüngere Generationen nachrücken, ist lebenslanges Lernen entscheidend, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Neue Technologien, Arbeitsmethoden und individuelle Bedürfnisse erfordern eine ständige Anpassung und Weiterbildung – unabhängig vom Alter. Es liegt daher zunehmend in der Verantwortung der Unternehmen, eine Kultur zu schaffen, in der die Bedürfnisse aller berücksichtigt werden.
Autor
Oliver Hahn ist seit März 2022 Country Manager bei GoodHabitz Germany, zuvor war er drei Jahre bei dem EdTech Unternehmen Learnlight als Sales Director DACH für den Vertrieb zuständig und rund sechs Jahre Head of Business Development Europe bei Rosetta Stone. Der 40-Jährige verfügt außerdem über jahrelange Erfahrung im Bereich der Personalberatung.

