Der Fachkräftemangel ist in einen Arbeitskräftemangel umgeschlagen: Das Thema betrifft schon lange nicht mehr nur das Gesundheitswesen oder die Gastronomie, sondern fast alle Branche, darunter insbesondere das Handwerk und die Tourismusbranche. Es ist davon auszugehen, dass sich der Mangel durch die demografische Entwicklung weiter verschärft. Unternehmen müssen sich daher mehr einfallen lassen als nur Stellenanzeigen zu schalten, um neue Talente zu gewinnen.
Ein paar Tipps können helfen, das Recruiting zu unterstützen und gleichzeitig bestehende Talente im Unternehmen zu halten.
1. Mehr als nur Gehalt anpassen
Unternehmen können mit einem attraktiven Gehalt Talente anziehen. Doch gerade die Talente der jungen Generationen achten auf mehr als nur auf die Vergütung. Sie wünschen sich eine ausgeglichene Work-Life-Balance, möchten einen Sinn in ihrer Arbeit haben und wünschen sich auch eine gute Unternehmenskultur
Wer die Gehälter erhöht –und das tun gerade viele Unternehmen – muss immer darauf achten, dass er das Gehaltsgefüge im Unternehmen selbst nicht zerstört. Das bedeutet auch, dass er nicht nur den neuen Talenten mehr Gehalt bieten sollte, sondern auch den bestehenden. Die Gehälter von neu eingestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sollten in die aktuelle Gehaltsstruktur passen. Damit zeigt der Arbeitgeber auch, dass er sich allen gegenüber fair verhält.
2. Netzwerke der Mitarbeiter nutzen
Netzwerke werden immer wichtiger. In Unternehmen bestehen viele Netzwerke, die die Arbeitgeber nutzen können. Mit einem Programm „Mitarbeiter werben Mitarbeiter“ können Unternehmen auf die Netzwerke ihrer Talente zugreifen und ohne zusätzliches Werbebudget auf sich als Arbeitgeber aufmerksam machen. Voraussetzung ist, dass die bestehenden Mitarbeiter vom Unternehmen überzeugt sind und dessen Unternehmenskultur und Arbeitsklima gut heißen.
Schreiben Unternehmen eine Position aus, können sie beispielsweise ihre Mitrarbeiter bitten, die Ausschreibung auf ihren sozialen Netzwerke zu teilen. Sobald sich eine Person über diesen Kanal auf die Stelle bewirbt oder eingestellt wird, kann das Unternehmen dem Mitarbeiter, der die Empfehlung ausgesprochen hat, eine Prämie zahlen oder ein Benefit gewähren.
3. Talent Communities aufbauen
Nicht jedes Talent passt zum jetzigen Zeitpunkt in das Profil eines Unternehmens. Da sich die Arbeitswelt aber rasch wandelt, kann sich das ändern. Bauen Unternehmen Talent Communities auf, in denen sie beispielsweise Alumni oder Personen aufnehmen, die sich initiativ beworben haben, können sie mit diesen verschiedenen Zielgruppen in Kontakt bleiben. Das kann beim künftigen Recruiting nützlich sein.
4. Bestehende Talente binden
Zu guter Letzt sollten Unternehmen auch ihr Unternehmensklima im Blick haben. Wer eine gute Unternehmenskultur hat, bindet seine Talente länger. Das kann auch die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens erhöhen.
Sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zufrieden, zahlt das zudem auf die Arbeitgebermarke und letztendlich auf die Attraktivität des Arbeitgebers ein. Hilfreich ist, wenn Unternehmen Mitarbeiterbefragungen durchführen, um herauszufinden, warum Talente gern im Unternehmen bleiben und was sie sich zusätzlich wünschen. Mit diesem Wissen können sich Unternehmen weiter verbessern und ihre Arbeitgeberattraktivität steigern.
Kirstin Gründel beschäftigt sich mit den Themen Compensation & Benefits, Vergütung und betriebliche Altersversorgung. Zudem kümmert sie sich als Redakteurin um das F.A.Z.-Personaljournal. Sie ist redaktionelle Ansprechpartnerin für das Praxisforum Total Rewards.