Also doch: Rund die Hälfte der Bewerberinnen und Bewerber möchte in Stellenanzeigen geduzt werden, die andere Hälfte gesiezt – unabhängig vom Alter. Das jedenfalls belegen Zahlen aus dem Trendence HR-Monitor, die jetzt veröffentlicht wurden. Demnach bevorzugen 52 Prozent der Befragten in Stellenanzeigen das „Sie“, 48 Prozent das „Du“. In allen Altersgruppen pendeln die Werte um die 50 Prozent, große Ausreißer gibt es nicht.
Das war bei einer im Januar durchgeführten Forsa-Umfrage im Auftrag der Stellenbörse Jobware noch anders. Damals hieß es, dass nur noch rund ein Drittel der Deutschen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gesiezt werden wollen, und dass eigentlich nur noch ältere Berufstätige auf das Sie Wert legen.
Unterschiedliche Fragestellungen
Wie passen die Ergebnisse nun zusammen? Wichtig ist hier die genaue Fragestellung. Denn während Trendence gefragt hat: „Welchen Sprachstil bevorzugst Du in Stellenanzeigen? Duzen oder Siezen?“, wollte Forsa im Januar die Zustimmung zum Satz „In einer Stellenanzeige möchte ich immer mit ‚Sie‘ angesprochen werden, das ist seriöser und respektvoller.“ erfahren. Ein erster Unterschied: Während bei Trendence in der Frage geduzt wird, nutzt Forsa in der Einleitung das „Sie“. Das allein dürfte den Unterschied in den Ergebnissen aber nicht erklären – schließlich ist bei Trendence die „Siez“-Gruppe unter den Befragten deutlich größer. Auch eine unterschiedliche Stichprobe dürfte nur einen Teil der Unterschiede erklären.
Viel entscheidender könnte die genaue Formulierung der Forsa-Frage sein. Denn was antworten dort all jene, die zwar leicht zum „Sie“ tendieren, denen es aber nicht wichtig ist, immer so angesprochen zu werden? Oder die, denen es vor allem darum geht, „authentisch“ angesprochen zu werden – also zum Beispiel mit „Sie“ bei einer Behörde und mit „Du“ bei einem Start-up? Sie würden vermutlich dem Satz so nicht zustimmen und daher in die „Duz“-Kategorie fallen.
Einigermaßen egal
Einen weiteren interessanten Punkt liefert die aktuelle Trendence-Studie darüber hinaus: Denn selbst viele von denen, die in der Stellenanzeige lieber gesiezt werden wollen, präferieren später doch das „Du“: Je nach Zielgruppe zwischen 57 und 67 Prozent der Befragten sagen, dass sie ein Unternehmen, in dem geduzt wird, attraktiver finden. Was wiederum dem Tipp vieler Expertinnen und Experten entgegenläuft, bei der Ansprache auf Konstanz zu achten.
Fasst man diese Ergebnisse zusammen, könnte sich eine These aufdrängen: Die Frage „Duzen oder Siezen“ ist für Personalabteilungen eine Dauerfrage. Für die Bewerbenden gibt es aber weitaus wichtigere Themen. Vielen scheint es jedenfalls einigermaßen egal zu sein, ob sie in der Stellenanzeige geduzt werden oder gesiezt.
Matthias Schmidt-Stein koordiniert die Onlineaktivitäten der Personalwirtschaft und leitet gemeinsam mit Catrin Behlau die HR-Redaktionen bei F.A.Z. Business Media. Thematisch beschäftigt er sich insbesondere mit den Themen Recruiting und Employer Branding.

