Loyalität und Bindung von Mitarbeitenden sind heute deutlich weniger ausgeprägt als früher. Im Gegensatz zu früheren Jahrzehnten ist es längst nicht mehr üblich, seinem Arbeitgeber lebenslang (oder zumindest lange) treu verbunden zu sein. Seit einigen Jahren verstärkt sich dieser Trend zusätzlich. Und spätestens seit immer mehr Beschäftigte hybrid arbeiten, gerät die Mitarbeiterbindung mehr und mehr unter die Räder.
Diese flexiblen Arbeitsmodelle kommen dem Bedürfnis von Mitarbeitenden entgegen. Daher haben Arbeitgeber weniger denn je die Wahl, (auch) auf hybride Modelle zu setzen, um die Belegschaft möglichst langfristig zu binden. Aber wie funktioniert diese „hybride Mitarbeiterbindung“? Einige Gedanken dazu:
Hybride Mitarbeiterbindung ist wichtig für Arbeitgeber
Immer mehr Unternehmen weltweit bieten die Möglichkeit hybrider Arbeitsmodelle. Schließlich ist diese Form der Arbeit für viele Menschen attraktiv. Mehr noch: Orts- und zeitunabhängiges Arbeiten ist für viele Arbeitnehmende inzwischen ein nicht mehr außer acht zu lassendes Kriterium bei der Jobauswahl. Studien zeigen darüber hinaus einen Zusammenhang mit der Steigerung der Arbeitszufriedenheit: Zufriedene Mitarbeitende sind demnach motivierter, produktiver und loyaler ihrem Arbeitgeber gegenüber.
Für Arbeitgeber gibt es ebenfalls zahlreiche Vorteile beim Einsatz von Hybrid Work. Da wäre etwa der Zugriff auf einen weltweiten Talentpool. Gleichzeitig lassen sich Anzahl und Kosten für Immobilien senken. Zufriedenere Mitarbeitende, die von hybrider Arbeit profitieren, fühlen sich dem Unternehmen nicht nur mehr verbunden, sondern glänzen zumeist auch durch geringere Fehlzeiten. Arbeitgeber dürfen davon ausgehen, dass zufriedene Mitarbeitende auch eher positiv über ihren Arbeitgeber sprechen. Weiterempfehlungen sind gerade in Zeiten der Arbeiterlosigkeit ein wichtiges Instrument im Wettbewerb um Arbeitskräfte.
Hinzu kommt: Wenn Menschen einem Unternehmen lange treu bleiben, bleiben auch Wissen und Erfahrung länger im Betrieb. Davon profitiert die Zusammengehörigkeit im Unternehmen. Eine wichtige Säule der Unternehmenskultur. Eingespielte Teams arbeiten effektiver zusammen. Von einer stärkeren Kundenbindung durch gleichbleibende Ansprechpartner ganz zu schweigen. Und alle diese Punkte stärken letztlich das Employer Branding des Arbeitgebers.
Arbeitgeber, die darauf verzichten, ihre Bindungsmaßnahmen auf neue Arbeitsmodelle anzupassen, riskieren eine hohe Fluktuation. Diese wiederum ist extrem kostspielig. Letztlich ergeben sich aus der Anpassung auf neue Arbeitsmodelle also klare Wettbewerbsvorteile.
Und weil Nichtstun auch keine Alternative ist, schlage ich nachfolgend Maßnahmen vor, mit deren Einsatz Arbeitgeber die Mitarbeiterbindung stärken können.
Stärkung des Employer Branding durch hybride Mitarbeiterbindung
Im Grunde sind der Fantasie für mögliche Maßnahmen keine Grenzen gesetzt. Die folgenden Vorschläge sind daher nicht vollständig, sondern stellen lediglich Anregungen dar, die den Gedanken zur Stärkung der Mitarbeiterbindung Flügel verleihen sollen.
Gamification
Gamification ist ein effektives Werkzeug, um die Mitarbeiterbindung zu stärken, indem es alltägliche Arbeitsprozesse in spielerische Herausforderungen verwandelt. Der Einsatz von Spielelementen wie Punktesystemen, Leistungsabzeichen und Wettbewerben fördert die Motivation am Arbeitsplatz. Mitarbeitende fühlen sich wertgeschätzt und sind deutlich engagierter, wenn ihre Leistungen in spielerischer Form anerkannt werden. Zudem fördert Gamification den Teamgeist und die Zusammenarbeit. Das Wundervolle an Gamification ist, dass sich der Ansatz sowohl für Mitarbeitende in Präsenz als auch Hybrid eignet. Lösungen in diesem Bereich sind häufig noch auf Teilbereiche wie Learning oder Sales fokussiert. Da wären etwa Trailhead von Salesforce oder Spinify.
Allerdings sind sogenannte Employee Engagement Plattformen – die in Zukunft voraussichtlich Mitarbeitenden aus allen Unternehmensbereichen einbinden – auf dem Vormarsch. Beispiele dafür sind Raydiant Employee Management (ehemals Hoopla), Achievers oder die deutschen – vielfältig einsetzbaren Plattformen – Crewting und Workdate. Wer nicht gleich auf eine Plattform setzen möchte, findet im Internet auch kreative kleine Lösungen. Wie wäre es zum Beispiel mit dem Trello Gif Battle Game?
Einsatz von AR- und VR-Technologie
Zwar ist das Metaverse noch längst nicht für alle Zwecke einsetzbar. Aber Augmented- und Virtual Reality sind dennoch zum Greifen nahe. Arbeiten die Mitarbeitenden dezentral, bedeutet das nicht, dass es keine gemeinsamen Räume mehr gibt. In Zukunft werden sie nur anders aussehen und Zusammenarbeit vermutlich häufiger virtuell stattfinden. Büros oder Pausenräume, in denen Teams virtuell zusammenarbeiten, werden sicherlich mal zum normalen Arbeitsalltag gehören. Teambuilding und soziale Interaktionen können auf diese Weise von überall auf dem Planeten gemeinsam stattfinden. Gleiches gilt für interaktive Schulungen und Weiterbildungsformate. Im Bereich Onboarding sammelten Unternehmen bereits während der Corona-Pandemie erste Erfahrungen. Es wäre naiv zu denken, alle diese Bereiche wären schon maximal optimiert und zu Ende gedacht.
Wellbeing und Belonging
Weil sich das eigene Wohlbefinden immer auf die Leistungsfähigkeit auswirkt, sollten Unternehmen mit hybriden Arbeitsmodellen hier aktiv sein. Die Vorteile zufriedener Mitarbeitender habe ich oben bereits dargelegt. Insbesondere im virtuellen Miteinander ist es wichtig, dass niemand außen vor bleibt oder sich so fühlt. Zusätzlich spielt die Förderung der mentalen Gesundheit eine große Rolle. Zwar sollten grundsätzlich alle Teammitglieder aufeinander achtgeben. Führungskräften kommt hier allerdings eine besondere Rolle zu. Als Team-Leiter benötigen sie in der hybriden Zusammenarbeit eine besondere Antenne für die Sorgen, Nöte und Bedürfnisse ihrer Teammitglieder. Regelmäßige 1-on-1 Meetings, in denen Raum für vertrauensvolle Gespräche ist, sollten bei hybrider Teamführung zum Standardrepertoire gehören.
Benefits und Co.
Alle Mitarbeitenden sollten Chancen auf dieselben Benefits, Entwicklungsmöglichkeiten und Karrieremöglichkeiten haben. Egal, ob sie in Präsenz oder hybrid arbeiten. Eine Gleichbehandlung in Bezug auf Zusatzleistungen und Entwicklungschancen sorgt für Fairness. Sie trägt dazu bei, dass alle Mitarbeitenden dieselbe Wertschätzung erfahren. Diese Maßnahmen sind entscheidend für die Mitarbeiterbindung. Sie tragen essenziell dazu bei, das Employer Branding des Unternehmens langfristig zu stärken.
Offene Unternehmenskultur
Eine offene Unternehmenskultur spielt eine entscheidende Rolle bei der hybriden Mitarbeiterbindung. Eine von Offenheit, Transparenz und gegenseitigem Vertrauen geprägte Unternehmenskultur schafft eine positive Arbeitsumgebung. Durch regelmäßigen Austausch, Feedback-Runden und offene Kommunikationskanäle stellen Arbeitgeber sicher, dass sich alle Teammitglieder gehört und verstanden fühlen. Unabhängig von ihrem Arbeitsort. Eine offene Unternehmenskultur fördert zudem Innovation und Kreativität. Deshalb ist es von großer Bedeutung, dass Unternehmen eine Kultur der Offenheit und Vertrauen pflegen. Sie gewährleistet die langfristige, hybride Mitarbeiterbindung und beeinflusst das Employer Branding nachhaltig.
HR Companionship: HR als Freund und Helfer der Mitarbeitenden
Der noch recht junge Trend hin zum HR Companionship wird in Zukunft eine zunehmend wichtige Rolle spielen. HR sollte sich in der hybriden Arbeitswelt nicht mehr nur als bürokratische Verwaltungsinstanz verstehen. Vielmehr kommt es in Zukunft darauf an, als Freund und Helfer der Mitarbeitenden agieren. HR sollte für alle Anliegen ansprechbar sein und aktiv dafür sorgen, dass sich Mitarbeitende trotz Distanz verbunden fühlen. HR stärkt die Bindung zum Unternehmen, indem es als vertrauensvoller Ansprechpartner fungiert. Von der Unterstützung bei Arbeitssituationen bis zur Förderung des persönlichen und beruflichen Wachstums. Die Transformation von HR in diese Richtung wird ebenfalls für eine positive Beeinflussung der Employer Brand sorgen.
Und in Zukunft?
Hybride Arbeitsmodelle bieten Flexibilität und Autonomie, fördern die Work-Life-Balance und steigern die Mitarbeiterzufriedenheit. Für Unternehmen sind sie ein Wettbewerbsvorteil bei der Gewinnung und Bindung von Talenten. Allerdings erfordern sie eine starke Unternehmenskultur, transparente Kommunikation und innovative Konzepte für Büroräume als Orte der Begegnung. In Zukunft wird die hybride Mitarbeiterbindung für Arbeitgeber noch wichtiger. Authentisches Employer Branding, das die Vorzüge flexibler Arbeitsmodelle hervorhebt, wird entscheidend sein, um Arbeitskräfte anzuziehen und langfristig zu binden. Und dann kann es sogar in einem hybriden Umfeld mit einer langfristigen Bindung klappen.
