Die Inflationsrate, aber auch weitere Faktoren, haben einen wesentlichen Einfluss darauf, wie Beschäftigte für ihre Rente sparen. Das zeigt eine Studie, die Deloitte veröffentlicht hat. Das Beratungshaus untersucht seit 2017 jährlich, welche Kenntnisse sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer zum Thema betriebliche Altersversorgung (bAV) haben und was sie von ihrem Arbeitgeber in diesem Bereich erwarten. Für die aktuelle repräsentative Studie hat das Beratungsunternehmen im Sommer 2023 2.000 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte befragt und die Ergebnisse jetzt veröffentlicht.
Gemäß den Studien zeichnen sich in den vergangenen Jahren keine Trendwenden ab, jedoch hat die Inflation die Arbeitnehmenden noch stärker für das Thema sensibilisiert als die vergangenen Krisen wie Covid-19 und der Ausbruch des Ukrainekriegs. Dabei zeigen sich zwei widersprüchliche Tendenzen:
- Der Stellenwert der bAV nimmt kontinuierlich zu, denn die Inflation hat dazu geführt, dass viele ihre Sicht auf die Altersvorsorge verändert haben. 57 Prozent der Befragten erachten eine gute Altersvorsorge heute als wichtiger als früher, da ihnen bewusst geworden ist, dass die gesetzliche Rente im Ruhestand nicht ausreichen wird. Die Mehrheit der Befragten (52 Prozent) erwartet, dass durch die starke Teuerung ihre Altersvorsorge „deutlich“ oder „dramatisch“ sinken wird – allerdings hat jeder fünfte (18 Prozent) keinerlei Vorstellung, mit welchen Leistungen er im Ruhestand rechnen kann.
- Die Nutzung von bAV-Angeboten nimmt nicht zu. Zwei Drittel der Arbeitnehmenden bemerken die Inflation deutlich oder sogar dramatisch in ihren regelmäßigen Ausgaben. Je geringer das Einkommen ist, desto stärker spüren die Befragten die Auswirkung der Inflation. Das minimiert die Möglichkeit, regelmäßig Vorsorge zu betreiben. Daher schränken viele Arbeitnehmende ihre Vorsorgeaktivitäten ein. Laut der Studie ist sowohl der Anteil der Personen mit arbeitgeberfinanzierter bAV als auch der Anteil der Personen, die eine Entgeltumwandlung nutzen, im laufenden Jahr, verglichen mit 2022, zurückgegangen. Trotz des Rückgangs ist die bAV immer noch die am häufigsten gewählte Sparmaßnahme knapp vor Sparbüchern oder Festgeldkonten.
Arbeitgeberzuschüsse könnten Sparrate erhöhen
Nicht nur die Inflation, sondern auch die Sorge, kein Geld übrig zu haben, hindert Beschäftigte daran, an einer Entgeltumwandlung teilzunehmen. Dies ist der zweitwichtigste Grund, den die Befragten nennen, wenn sie nicht in eine bAV einzahlen. Dieser Grund wurde gegenüber 2022 doppelt so häufig genannt wie 2023.
Personen, die kein Geld für eine bAV übrighaben, könnten durch einen Arbeitgeberzuschuss motiviert werden, einen Vorsorgevertrag abzuschließen. Das sagen zumindest mehr als zwei Drittel der Arbeitnehmenden, wobei sie unterschiedlich hohe Zuschüsse oder sogar die komplette Übernahme der Beitragszahlungen von ihrem Arbeitgeber erwarten. Rund ein Viertel (26 Prozent) gibt allerdings auch an, unabhängig von der Höhe des Zuschusses auch weiterhin nicht an einer bAV teilnehmen zu wollen.
Auch weitere Faktoren beeinflussen die Vorsorgeanstrengungen der Beschäftigten. Vor allem sind hier das eigene Alter und die Größe des Arbeitgebers zu nennen. In diesem Jahr wurde in der Studie erstmals die Größe des Arbeitgebers als Einflussfaktor analysiert. Das Ergebnis: In kleinen Unternehmen sorgen Arbeitnehmer deutlich seltener vor als in großen. Beispielsweise ist die Entgeltumwandlungsquote in Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitenden nicht einmal halb so hoch (23 Prozent) wie in Unternehmen mit 1.000 und mehr Angestellten (52 Prozent).
Bislang kein flächendeckendes Angebot
Überraschend ist auch, dass 45 Prozent der Befragten angaben, dass ihr Arbeitgeber kein Modell für eine Altersvorsorge anbietet oder ihnen dieses nicht bekannt ist. Bei kleineren Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitenden liegt diese Quote etwas höher. Somit sollten Arbeitgeber bei der Kommunikation und Information zur bAV nachbessern. Die Mitarbeitenden wünschen sich vorrangig ausführliche Broschüren, in denen alle Vor- und Nachteile aufgeführt werden, aber auch ausführliche Beratungsgespräch mit persönlichen Beispielrechnungen.
Neben einer verbesserten Kommunikation und einem Zuschuss des Arbeitgebers beurteilen Arbeitnehmer die bAV anhand ihrer Gestaltungsmerkmale. Am wichtigsten sind für sie Sicherheit, Rendite und Flexibilität. Alle drei Elemente tragen dazu bei, ein bAV-Angebot attraktiv zu machen.
Bewerbern ist bAV-Angebot wichtig
Ein bestehendes bAV-Angebot besser zu kommunizieren, lohnt sich für Unternehmen, denn für Bewerberinnen und Bewerber ist eine arbeitgeberfinanzierte bAV ein wichtiges Kriterium, wenn sie sich für einen neuen Arbeitsplatz entscheiden: 49 Prozent der Studienteilnehmer gaben an, sie achteten bei einem Jobwechsel darauf, ob der neue Arbeitgeber eine von ihm finanzierte bAV anbietet, und hielten diesen Punkt auch für sehr wichtig. Nur 17 Prozent schenken der bAV beim Wechsel des Arbeitgebers gar keine Beachtung.
Kirstin Gründel beschäftigt sich mit den Themen Compensation & Benefits, Vergütung und betriebliche Altersvorsorge. Zudem kümmert sie sich als Redakteurin um das Magazin "Comp & Ben". Sie ist redaktionelle Ansprechpartnerin für das Praxisforum Total Rewards.

