Die betriebliche Altersversorgung (bAV) wird immer stärker risikooptimiert und flexibel aufgestellt. Das zeigt der Deutsche bAV-Index 2021 der Unternehmensberatung Willis Towers Watson. Die Studie zeichnet ein Bild der aktuellen arbeitgeberfinanzierten bAV in Deutschland und bildet Strukturmerkmale, Leistungen und Kosten der Versorgungswerke von insgesamt 200 Unternehmen ab.
Nach der Studie gestalten neun von zehn Unternehmen (93 Prozent), die eine bAV anbieten, die Pensionszusage beitragsorientiert. Das heißt, sie berechnen die Altersleistung auf Basis von jährlichen Beiträgen sowie deren Wertentwicklung. Für die Wertentwicklung der Beiträge setzen fast drei Viertel der Unternehmen (71 Prozent) auf kapitalmarktorientierte Modelle (Fonds oder Versicherungen).
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- Die komplette Studie finden Sie bei WTW zum Download.
- Eine Zusammenfassung der Ergebnisse haben Dr. Johannes Heiniz, Anne Becker und Dr. Tino Krekeler bei unserer Schwesterpublikation dpn veröffentlicht. Der Text ist auch erschienen im von Guido Birkner herausgegebenen Buch „bAV 2022. Kapitalanlage, Verpflichtungen und Biometrie – Altersvorsorge neu gedacht.“ das Sie hier bestellen können.
Die meisten Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern Möglichkeiten an, ihre bAV durch Eigenbeiträge, die sogenannte Entgeltumwandlung, weiter auszubauen. Fast vier Fünftel (79 Prozent) belohnen solche Eigenbeiträge durch weitere Zuschüsse. Für Mitarbeiter und Führungskräfte lohnt sich das: Im Median erreicht ihre bAV 4 bis 5 Prozent ihres letzten Gehalts. Hinzu kommen die durch Entgeltumwandlung finanzierten Altersleistungen.
bAV-Angebote ausbauen
Trotz dieser positiven Ergebnisse sollte noch mehr Mitarbeitern Zugang zur betrieblichen Altersvorsorge eröffnet werden, um das Absinken der gesetzlichen Rente abzufedern, heißt es in dem Report. Zum einen können Unternehmen Benefits wie Zuzahlungen zur bAV nutzen, um auf den leer gefegten Arbeitsmärkten Mitarbeiter zu finden und diese stärker an sich zu binden. Zum anderen können Arbeitgeber wie auch Mitarbeiter davon profitieren, wenn Unternehmen die bAV als Generationenaufgabe verstehen und ihre Altersversorgungsmodelle so aufstellen, dass sie tatsächlich über Jahrzehnte und auch unter wechselnden Bedingungen an den Finanzmärkten gut planbar und finanzierbar bleiben.
Flexible Altersvorsorge – passend für alle
Doch nicht nur an das sich verändernde Finanzmarktumfeld passt sich die bAV an. Die Vorsorgemodelle sind mittlerweile oft flexibel konzipiert, so dass Mitarbeiter aus verschiedenen Optionen die für sie passendste auswählen können. Die Unternehmen sollten dabei beachten, dass Mitarbeiter die bAV umso mehr wertschätzen, je besser sie auf ihre persönlichen Anforderungen zugeschnitten ist.
So bieten beispielsweise drei Viertel der Unternehmen (75 Prozent) die Altersleistung wahlweise als lebenslange Rente, einmalige Kapitalzahlung oder steueroptimierte Auszahlung des Alterskapitals in mehreren Jahresraten an. Auch den Wünschen der Mitarbeiter nach einer zusätzlichen Vorsorge für den Invaliditäts- oder Todesfall kommen fast alle Unternehmen im Rahmen der bAV nach (95 Prozent).
Verbreitung der bAV weiter vorantreiben
Auch wenn die Altersvorsorgemodelle in vielen Unternehmen schon gut aufgestellt sind, gibt es Handlungsbedarf, denn nicht alle Unternehmen und längst nicht alle Mitarbeiter nutzen diese Form der Altersvorsorge. Auch die Finanzierungsbasis der bAV muss aus Sicht der Experten von Willis Towers Watson verbreitert werden, denn das Versorgungsniveau der arbeitgeberfinanzierten bAV reicht kaum aus, um die sinkende gesetzliche Rente auszugleichen.
Hier könnte es sinnvoll sein, die Eigenvorsorge der Angestellten zu erhöhen. Das ist beispielsweise mit Opting-out-Modellen möglich, bei denen alle Mitarbeiter automatisch einen Teil ihres Gehalts für die bAV sparen. Wer das nicht möchte, kann diese Option abwählen. Viele Mitarbeiter schätzen ein solches Modell, da der Arbeitgeber ihnen damit Arbeit abnimmt.
(Der Text erschien ursprünglich auf unserer Schwesterseite TotalRewards.)