Weitgehend unklar waren bisher die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die betriebliche Altersversorgung (bAV) im Mittelstand. Während der Stand der Pensionswerke der DAX-30-Unternehmen gut dokumentiert ist, fehlten Marktdaten, gerade im Segment der mittelständischen Betriebe mit bis zu 500 Beschäftigten. Wie sind Industrie, Dienstleister und Handel durch die Krise gekommen? Und wie wollen sie mit dem Vergütungsinstrument Betriebsrente künftig umgehen? Die neue Studie „Betriebliche Altersversorgung im Mittelstand 2021“, die Generali Deutschland und F.A.Z. BUSINESS MEDIA herausgeben, wertet die Ergebnisse einer forsa-Befragung von Mai bis Juni 2021 unter 200 Personalverantwortlichen mit der Zuständigkeit für die betriebliche Altersversorgung aus deutschen mittelständischen Unternehmen mit 50 bis 500 Mitarbeitern aus.
Probleme durch den Niedrigzins
Die Pandemie hinterlässt im Mittelstand und bei seinem bAV-Angebot deutliche Spuren, die aber ganz unterschiedlich und ganz individuell sind. Während fast jeder vierte bAV-Experte betont, die Pandemie schade der eigenen Betriebsrente nicht, sieht sich gut jeder zehnte Betrieb durch die Pandemie stark negativ in seiner bAV getroffen. Vor allem größere Betriebe berichten von negativen Folgen der Pandemie für die eigene bAV.
Auch weist gerade diese Unternehmensgruppe im Vergleich zur Befragung von 2019 geringere Anteile an bAV-Anwärtern in Management und Belegschaft auf. Probleme ergeben sich vor dem Hintergrund des Niedrigzinses vor allem für die Unternehmen, die mit hohen Garantieverpflichtungen in ihren bAV-Modellen zu kämpfen haben. Andere Arbeitgeber nutzen die Zeit der Pandemie, um ihr bAV-Angebot fit für die Zukunft zu machen.
Mehr Nachfrage nach digitaler Administration
Die Pandemie hat die digitale Transformation im Mittelstand rascher als in der Zeit vor Corona vorangetrieben. Das betrifft auch die bAV. So haben digitale Beratungsgespräche rund um die Altersvorsorge seit März 2020 deutlich zugenommen. Auch in der Krise beweist sich die Betriebsrente als wirkungsvolles HR-Instrument, mit dem sich Mitarbeiter halten und der Bedarf der Arbeitgeber an Fachkräften bedienen lassen. Deshalb zeigen sich die bAV-Experten mit der Wirkung der bAV zufrieden. Die große Mehrheit der bAV-Experten äußert in der Befragung einen steigenden Bedarf an digitalen Lösungen für die Administration der Altersvorsorge. Mehr als drei von vier bAV-Experten nennen mindestens einen digitalen Prozess, den der eigene Betrieb inzwischen nutzt beziehungsweise benötigt.
Beschäftigte wünschen Risikoabsicherung
Angesichts der Pandemie stellen die meisten der befragten Betriebe bei ihren Beschäftigten eine verstärkte Nachfrage nach Produkten zur Absicherung der eigenen Arbeitskraft und zur Hinterbliebenenversorgung fest. Ein Teil der Befragten geht sogar so weit, solchen Risikoabsicherungen aus Sicht der Beschäftigten die gleiche Relevanz beizumessen wie Produkten für die Altersvorsorge. Als eigene Aufgabe sehen es die meisten Betriebe an, mehr gesundheitsfördernde Maßnahmen anzubieten, um die Arbeitskraft in einer sich verändernden Arbeitswelt zu sichern. Während der Pandemiekrise haben viele Arbeitgeber im Mittelstand ihren Belegschaften verstärkt Homeoffice ermöglicht und dabei eine für sie zufriedenstellende Wirkung auf die Bindung der Beschäftigten festgestellt.
Info
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Autor
Dr. Guido Birkner ist leitender Redakteur betriebliche Altersversorgung / Pensions-Management bei dpn – Deutsche Pensions- und Investment-Nachrichten.
Nadine Beeckmann ist Head of Broker bAV, Generali Deutschland AG.