Am 7. März 2022 ist Equal Pay Day. Der Tag markiert symbolisch die geschlechtsspezifische Lohnungleichheit. Immer noch verdienen Frauen in Deutschland deutlich weniger als Männer. Laut Statistischem Bundesamt lag ihr Gehalt im Jahr 2021 rund 18 Prozent unter dem der Männer. Europaweit liegt die geschlechtsspezifische Gehaltslücke, Gender Pay Gap, bei rund 14 Prozent.
Gender Pay Gap unverändert hoch
Die Lücke bleibt seit Jahren fast unverändert, jedoch ist das Thema Lohngerechtigkeit infolge der Pandemie so präsent wie nie zuvor, denn „die Pandemie hat viele Arbeitnehmer zu einer Neubewertung ihrer Karriere gezwungen, insbesondere Frauen sprechen immer öfter und offener über ihr Gehalt, vergleichen, fragen bei Kollegen nach und fordern Antworten vom Arbeitgeber“, hat Philipp Schuch beobachtet. Dadurch lasse sich ein Gender Pay Gap immer weniger verstecken, stellt der Gründer und CEO des Stellenbewertungssystems gradar fest. gradar unterstützt Unternehmen bei einer anforderungsbasierten Analyse und Bewertung ihrer Stellen, dem Design von Stellenarchitekturen und Gehaltssystemen.
Schuch führt aus, dass sich viele Unternehmen als progressiv und Bias-frei sehen und meinen, weibliche und männliche Mitarbeiter gleich zu behandeln. Zwar besitze jede Corporate Identity irgendeine Variante von Chancengleichheit, doch wenn Unternehmen zum ersten Mal eine Stellenanalyse durchführen und diese mit ihrer aktuellen Personalsituation vergleichen, stellen sie häufig fest, dass doch Ungleichheit herrscht.
Dahinter stecke laut Schuch keine böse Absicht, sondern ein strukturelles Problem. Gerade größere Betriebe mit langer Tradition und einem loyalen Mitarbeiterbestand trügen zumindest in Sachen Equal Pay immer noch Altlasten mit sich herum, die schon vor Jahrzehnten nicht mehr zeitgemäß waren: „Die geschlechtsspezifische Lohnlücke ist so tief in den meisten Unternehmensstrukturen verwurzelt, dass sie tatsächlich kaum auffällt.“
Tools können Lohnungerechtigkeiten aufdecken
Die Tragweite einer objektiven, Grading-basierten Analysemöglichkeit des Gender Pay Gap ist laut Schuch demnach nicht zu unterschätzen: „Wer sieht, unter wie vielen subjektiven Einflüssen das Lohnsystem im eigenen Unternehmen bisher operiert, kann kaum anders, als tiefgreifende Veränderungen vorzunehmen.“
Um diese Veränderungen anzustoßen, können Unternehmen ein Tool nutzen, das subjektive Entscheidungsstrukturen in Organisationen offenlegt und Stellen ausschließlich von den Anforderungen her betrachtet. Die Analysemöglichkeiten beschränken sich dabei laut Schuch nicht nur auf das Geschlecht: „Bias hat viele Dimensionen: das Alter, die Jobfamilie, die Betriebszugehörigkeit.“ Schuch ist überzeugt, dass das Wissen um Lohnungerechtigkeiten der „erste, vielleicht wichtigste Schritt zur Veränderung“ sein kann.
Kirstin Gründel beschäftigt sich mit den Themen Compensation & Benefits, Vergütung und betriebliche Altersversorgung. Zudem kümmert sie sich als Redakteurin um das F.A.Z.-Personaljournal. Sie ist redaktionelle Ansprechpartnerin für das Praxisforum Total Rewards.