Die moderne Arbeitswelt verlangt nach immer mehr Flexibilität. Das gilt auch bei der Arbeitszeit – und zwar kurz-, mittel- und auch langfristig. Deshalb hat der schwedische Konzern Essity, bekannt durch Marken wie Tempo, Zewa und Leukoplast, für seine Beschäftigten das Lebensarbeitszeitkonto Essity LAZK aufgelegt.
Aysel Öktem, Betriebsrätin bei Essity, stellte das Arbeitszeitkonto des Hygiene- und Gesundheitskonzerns mit weltweit mehr als 45.000 Mitarbeitern, davon 4.500 in Deutschland, gemeinsam mit Christof Quiring, Head of Workplace Investing, Fidelity International, beim Praxisforum Total Rewards 2021 vor.
Schon vor rund zehn Jahren sei die Idee geboren worden, sagt Aysel Öktem. „Wir als Betriebsrat wollten so etwas schon länger einführen.“ Schließlich hätten sich Lebensläufe in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten verändert. Wo früher ein linearer Verlauf Standard war, werde dieser heute zunehmend individueller: Teilzeit, Sabatticals, Elternzeit und Vorruhestand würden immer verbreiteter.
Lebensarbeitszeitkonto: Geld in Zeit umwandeln
Leitlinie bei der Einführung sei gewesen, Geld in Zeit umzuwandeln. Daher sollten Mitarbeitende die Möglichkeit erhalten, für eine bezahlte Freistellung von der Arbeit Guthaben anzusparen – bei voller Freiheit und Flexibilität auf der einen und langfristiger Planbarkeit auf der anderen Seite. Mit entsprechenden Vorlaufzeiten können Beschäftigte nach frühestens drei Jahren ihr Guthaben etwa in Pflege- und Elternzeiten, Qualifizierungen oder auch ein früheres Ende der Arbeitszeit vor der Rente investieren.
Während der Ansparphase wiederum können vor allem Geldleistungen wie das 13. (oder 14.) Monatseinkommen, Boni oder auch Gehaltsbestandteile zurückgelegt werden, wobei es sowohl Minimal- als auch Maximalgrenzen gibt. Zudem legt Essity einen Zuschuss drauf – für Tarifbeschäftigte aus dem Finanzierungsüberhang, für außertariflich bezahlte Mitarbeitende als Sonderzahlung. Auch Überstunden könnten unter bestimmten Voraussetzungen zurückgelegt werden.
Angelegt wird das Geld in einem Fonds, dem aktiv gemanagten Fidelity Demografiefonds Konservativ. Mit rund 85 Prozent europäischen Anleihen mit hoher Bonität und 15 Prozent globalen Aktien ist das Ziel Kapitalerhalt – bei einer Rendite von gut 3 Prozent. Zudem wird laut Christof Quiring auf nachhaltige Standards geachtet. „Auch wir setzen das Modell im Unternehmen selbst ein“, sagt Quiring. Dadurch gebe es keine Interessenkonflikte.
Matthias Schmidt-Stein koordiniert als Chef vom Dienst die Onlineaktivitäten der Personalwirtschaft und leitet die Onlineredaktion. Thematisch beschäftigt er sich insbesondere mit dem Berufsbild HR und Karrieren in der Personalabteilung sowie mit Personalberatungen. Auch zu Vergütungsthemen schreibt und recherchiert er.