Mehr Unternehmen als zuletzt wollen ihren Mitarbeitenden in diesem Jahr Gehaltserhöhungen geben. 75 Prozent der Unternehmen planen solche für 2025. Das geht aus einer aktuellen Untersuchung der Personalberatung Robert Walters hervor. Demnach erhöhen Arbeitgeber eigenen Aussagen zufolge die Gehälter ihrer Mitarbeitenden allerdings lediglich durchschnittlich um 1 bis 5 Prozent. Gehaltserhöhungen, welche die Inflation gerade so oder gar nicht ausgleichen. Die Inflationsrate lag 2024 bei 2,2 Prozent.
Für leitende Angestellte, Führungskräfte und Manager fallen die geplanten Gehaltserhöhungen deutlich höher aus und liegen bei 10 bis 15 Prozent. „Es ist nicht überraschend, dass diese Art von Gehaltserhöhungen am oberen Ende des Spektrums zu finden ist“, sagt Thomas Hoffmann, Managing Director bei Robert Walters in Deutschland. „In turbulenten Zeiten sind Unternehmen auf erfahrene Talente angewiesen, was den Wettbewerb um Professionals mit Berufs- und insbesondere Führungserfahrung noch verschärft. Die Hauptanziehungspunkte in diesen Zeiten sind das Gehalt und die Arbeitsplatzsicherheit.“
Viele Unternehmen befinden sich aktuell in einem Dilemma. Sie kämpfen auf der einen Seite mit der angespannten wirtschaftlichen Lage in Deutschland und wollen beziehungsweise müssen Personalkosten senken. Auf der anderen Seite möchten sie die Mitarbeiterbindung fördern. Laut der Robert-Walters-Studie planen Unternehmen 2025 vor allem Gehaltserhöhungen, weil sie ihre Mitarbeitenden fördern und binden wollen (50 Prozent), weil sie die Beschäftigten bei den gestiegenen Lebenshaltungskosten unterstützen möchten (35 Prozent) oder weil sie sich aufgrund von Beförderungen, einer bestimmten Zeit der Betriebszugehörigkeit oder beim Erreichen gewisser Zielsetzungen dazu verpflichtet haben (15 Prozent).
Wann ist die Bereitschaft für Gehaltserhöhungen größer?
Arbeitgeber müssen ständig wieder eine neue Balance finden. Dass sie das tun, zeigt sich im Zeitverlauf der Robert-Walters-Studie. 2023 planten noch 86 Prozent der Unternehmen Gehaltserhöhungen ein. Gründe waren damals die Inflation und der Fachkräftemangel. 2024 waren es mit 70 Prozent weniger Arbeitgeber – laut Hoffmann waren wegen der wirtschaftlichen Unsicherheiten und der gestiegenen Kosten weniger Unternehmen zu Gehaltserhöhungen bereit. 2025 würden einige Unternehmen mit einer Stabilisierung der Wirtschaft rechnen und müssten sich gleichzeitig im Wettbewerb um Fachkräfte behaupten, weshalb die Bereitschaft zu Gehaltserhöhungen steige. Doch Sparen muss man dann an anderen Stellen:
„Sobald sich der Bewerbermarkt entspannt, stehen Unternehmen vor einer neuen Herausforderung: Sie müssen ihre Personalkosten genau analysieren und abwägen, ob hohe Gehälter weiterhin finanzierbar sind“, sagt er. Gleichzeitig würden viele Unternehmen aktuell auf Neueinstellungen verzichten und stattdessen bewährten Mitarbeitenden höhere Gehälter zahlen. „In wirtschaftlich schweren Zeiten kann das dazu führen, dass sie überbesetzte oder zu teuer gewordene Positionen streichen.“
Laut den Expertinnen und Experten der Personalberatung Kienbaum ist dieser Zeitpunkt bereits gekommen. In ihrem Report zur Gehaltsentwicklung 2025 schreiben sie: „Strategien wie der Abbau von Personal oder Einsparungen in anderen Bereichen gewinnen an Relevanz.“
Auch interessant ist: Die Bereitschaft zur Gehaltserhöhung scheint zwar laut der Robert-Walter-Studie zu steigen, doch wie stark das Gehalt ansteigt, verringert sich laut dem Kienbaum-Report. Und dieser Trend begann schon im vergangenen Jahr. 2024 prognostizierten die rund 1.250 Befragten aus Unternehmen in 38 Ländern eine Gehaltsentwicklung von plus 4,7 Prozent in Deutschland. Diese Prognose erfüllte sich allerdings nicht. Stattdessen erhöhten sich die Gehälter nur um durchschnittlich 2,8 Prozent.
„Die Vermutung lag nahe, dass die eher eingetrübten gesamtwirtschaftlichen Aussichten dazu führten, dass Unternehmen konservativer bei den Gehaltssteigerungen vorgingen als ursprünglich geplant“, heißt es im Report. Für 2025 erwarten die Unternehmen eine durchschnittliche Gehaltssteigerung von 3,8 Prozent. Damit sinkt die Gehaltsentwicklungsprognose im Vergleich zum Vorjahr um 0,9 Prozentpunkte. Doch für Mitarbeitende bedeutet dies nicht unbedingt ein Reallohnverlust. Die Inflationsprognosen gehen nämlich ebenfalls zurück.
Budget gezielt einsetzen
Was bedeutet das nun für HR? Laut Kienbaum wird es wichtiger, das knapper werdende Budget für Gehaltsanpassungen gezielt und sehr bewusst einzusetzen. „In diesem Kontext gilt es, einen größeren Schwerpunkt auf saubere Performance- und Talentprozesse zu legen, um eine Differenzierung in der Verteilung der Budgets auch angemessen begründen zu können.“
Ob Arbeitgeber damit alle Beschäftigten zufriedenstellen können, ist fragwürdig. Wohl auch deshalb sind laut der Robert-Walters-Studie rund zwei Drittel der Arbeitgeber besorgt, Mitarbeitende zu verlieren, deren Gehaltserhöhungen unter der Inflationsrate liegen. Laut dem Gehaltscheck 2025 von der Arbeitgeberbewertungsplattform kununu sind aktuell nur rund 57 Prozent der Arbeitnehmenden in Deutschland mit ihrem Gehalt zufrieden. Diese Zahl hat sich im vergangenen Jahr nicht verändert. Gleichzeitig berichten Mitarbeitende, dass die gegenwärtige Preissteigerung den Frust über ihr aktuelles berufliches Einkommen steigert (67 Prozent) und ihr Gehalt nicht mehr zu ihren Lebenshaltungskosten passt (58 Prozent).
Unzufriedenheit mit dem Gehalt kann ein stückweit durch Zusatzleistungen ausgeglichen werden. Laut Robert Walters sind Benefits wie flexibles Arbeiten, Bonusregelungen, zusätzliche Urlaubstage, Firmenwagen und betriebliche Altersversorgung (bAV) besonders beliebt bei Arbeitnehmenden. Je nach Benefit befindet sich hier in zahlreichen Unternehmen noch ein ungenutzter Hebel. Wie die „Benefits und Wellbeing-Studie Deutschland 2024/25“ von Mercer zeigt, bieten aktuell 81 Prozent der Unternehmen ihren Mitarbeitenden Firmenwagen an. Workations gibt es bei 40 Prozent der Arbeitgeber und eine bAV bietet 81 Prozent der Betriebe an. Deutlich weniger verbreitet ist der Kauf von zusätzlichen Urlaubstagen (23 Prozent) und ein Retention-Bonus (39 Prozent).
Info
Robert Walters Gehaltsstudie 2025
Für die Robert Walters Gehaltsstudie wurden 766 Arbeitnehmende und 516 Arbeitgeber in Deutschland befragt. Der Befragungszeitraum lief von Mitte September bis Mitte Oktober 2024.
Kienbaum Gehaltsentwicklungsprognose 2025
Kienbaum hat von August bis September 2024 rund 1250 Unternehmensvertreterinnen und -vertreter gefragt, um wie viel Prozent das Gehalt in ihrem Unternehmen durchschnittlich steigen wird.
Mercer Benefits und Wellbeing Studie 2024/25
111 Unternehmen, die knapp eine Million Mitarbeitende in Deutschland repräsentieren, wurden befragt, welche Benefits sie aktuell anbieten. Die Befragung fand zwischen Mai und August 2024 statt.
Lena Onderka ist redaktionell verantwortlich für den Bereich Employee Experience & Retention – wozu zum Beispiel auch die Themen BGM und Mitarbeiterbefragung gehören. Auch Themen aus den Bereichen Recruiting, Employer Branding und Diversity betreut sie. Zudem ist sie redaktionelle Ansprechpartnerin für den Deutschen Human Resources Summit.

