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Umsetzung binnen zwei Tagen: Comspace führt Familienstartzeit ein

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Henkel, Microsoft, Barilla und weitere Unternehmen haben in den vergangenen Monaten eine sogenannte Familienstartzeit (manchmal auch „Vaterschaftsurlaub“ genannt) eingeführt. Seit dieser Woche gesellt sich auch die Bielefelder Digitalagentur Comspace dazu. 14 Tage haben künftig Partner und Partnerinnen einer gebärenden Person nach der Geburt eines Kindes frei. Die Regelung gilt dabei zudem für Adoptionen und einige weitere Konstellationen, wie das Unternehmen in seinem Blog ausführt.

Im Interview erklärt Comspace-Personalchefin Eva Stock, wie es zu der Regelung kam und wie die ersten Reaktionen aussahen.

Eva Stock (Foto: privat)
Eva Stock (Foto: privat)

Personalwirtschaft: Frau Stock, die Bundesregierung plant seit längerer Zeit, eine Familienstartzeit einzuführen. Comspace ist der gesetzlichen Regelung nun zuvorgekommen. Wie lange haben Sie für die Planung der Umsetzung gebraucht?
Eva Stock: 48 Stunden. Am Montag kam unser Geschäftsführer Andreas Kämmer mit der Idee auf uns zu, am Mittwoch haben wir die Regelung dann im Unternehmen kommuniziert. Wir hatten die Idee vorher schon einmal lose besprochen, aber die so schnelle und konkrete Umsetzung war ehrlicherweise nicht geplant. Als Andreas dann aber zu mir und unserem dritten Geschäftsleitungsmitglied Johannes (Tappmeier, Chief Customer Officer und Prokurist, Anm. d. Red.) kam mit der Idee, waren wir sofort dabei – zumal Invest und Aufwand überschaubar sind.

Was genau ist denn das Invest?
Es war in der Tat „nur“ die Erhöhung des Urlaubskontingents, das wir hier dann eben gesondert gewähren. Klar, das verursacht auch Kosten. Wir halten diese aber für verkraftbar und wissen, dass sie gut investiert sind.

Die Familienstartzeit ist nicht die erste Maßnahme, mit der Sie die Familienfreundlichkeit erhöhen wollen.
Genau. Seit 2023 gibt es bei uns einen Kündigungsschutz für Partner und Partnerinnen von Schwangeren. Das ist etwas, was wir auch relativ schnell entschieden haben. Arbeitsrechtler sehen so etwas nicht so gerne. Uns wurde eher dazu abgeraten, weil wir uns damit ja eigentlich unnötigerweise (weil keine gesetzliche Grundlage) selbst limitieren als Unternehmen und evtl. auch angreifbar machen. Aber wir wollten es halt tun. Das gehört bei uns einfach dazu: Wenn wir eine Idee haben, von der wir überzeugt sind, setzen wir sie um.

Wie hat die Belegschaft das bisher gelöst? Haben die frischgebackenen Väter und Mütter dann ihren „normalen“ Urlaub genommen, um bei der Partnerin und dem Kind zu sein kurz nach der Geburt?
Ja, viele haben sich erst einmal Urlaub genommen. Ich bin jetzt seit zweieinhalb Jahren hier im Unternehmen, und ich habe es – zumindest bewusst – noch nicht erlebt, dass der Vater gar nicht zu Hause geblieben wäre. Bei uns gibt es aber auch die Möglichkeit, Stunden auf-, um sie dann in einer solchen Phase wieder abzubauen, und nicht den ganzen Urlaub zu verbrauchen. Und auch Minusstunden sind in einem gewissen Rahmen möglich, die dann eben nach der Rückkehr wieder aufgeholt werden.

Wie waren denn die ersten Reaktionen auf die Familienstartzeit?
Die meisten haben sich schon gefreut, aber oft sind die die Reaktionen bei uns auf solche News erstmal etwas verhaltener. Zumal ja auch nicht jeder direkt darüber sprechen will, dass er vielleicht bald Nachwuchs plant. Es gab aber natürlich auch Nachfragen von Männern, die zum Beispiel im Januar schon Vater geworden sind.

Gilt die Regel auch rückwirkend?
Nein. Wir haben uns bewusst dafür entschieden, die Familienstartzeit mit dem Stichtag 15. Mai einzuführen. Insbesondere auch, weil der 15. Mai der internationale Tag der Familie ist.

Matthias Schmidt-Stein koordiniert die Onlineaktivitäten der Personalwirtschaft und leitet gemeinsam mit Catrin Behlau die HR-Redaktionen bei F.A.Z. Business Media. Thematisch beschäftigt er sich insbesondere mit den Themen Recruiting und Employer Branding.

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