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Lebensläufe in HR: Julia Merkel, Personalvorständin der R+V Versicherung

Personalwirtschaft: Frau Merkel, seit Längerem sind Sie bei der R+V Versicherung. Was gefällt Ihnen an dem Geschäftsfeld?
Julia Merkel:
Versicherungen übernehmen auch gesellschaftliche Verantwortung. Für die R+V habe ich mich aufgrund der Ausrichtung ihrer Geschäftspolitik entschieden. Die Versicherung bekennt sich zu ihren genossenschaftlichen Wurzeln und Werten. So unterstützt sie zum Beispiel Mitarbeitende, die sich gesellschaftlich oder im Umweltschutz engagieren, und greift auf die Kompetenzen des genossenschaftlichen Netzwerks von Volksbanken und Schwesterunternehmen zu, die sie im Bereich Finanzdienstleistungen stärkt. Darüber hinaus ist besonders das Versicherungsgeschäft interessant: Welche Situationen sind sinnvoll abzusichern, und wie kann dies in die Zukunft projiziert und kalkuliert werden? Es fasziniert mich, welch hohes und vielfältiges Know-how in der Branche vorhanden ist, und wie professionell mit der Komplexität umgegangen wird, die beispielsweise durch die steigende Inflation, die Niedrigzinspolitik und die Auswirkungen des Klimawandels entsteht.

An welchen HR-Projekten arbeiten Sie aktuell?
Eines der größten HR-Projekte ist derzeit das Programm „New Normal“. Hier gestaltet die R+V mit großer Mitarbeiterbeteiligung eine zukunftsfähige neue Arbeitswelt für den Außen- sowie den Innendienst. Wir haben definiert, dass zwei bis vier Tage Homeoffice pro Woche möglich sind, um unseren Kunden gerecht zu werden und grundsätzlich in Teams erfolgreich zusammenarbeiten zu können. Über die genaue Ausgestaltung entscheiden die einzelnen Teams jedoch selbstständig nach Bedarf. Deshalb investieren wir gleichzeitig in den Ausbau von Homeoffice und das Umgestalten unserer Büroräume als Begegnungs- und Zusammenarbeitsflächen.

Das Thema Raumgestaltung beschäftigt aktuell viele Personalverantwortliche. Was sind Ihre Erkenntnisse?
Wir brauchen mehr Flächen für kreative Zusammenarbeit, mehr Möglichkeiten für Begegnung. Die Technik bringen wir auf den bestmöglichen Stand, um die hybride Zusammenarbeit zu professionalisieren. Durch moderne Medientechnik, wie adäquate Monitore, Kameras und Mikrofone, optimieren wir die Audio- und Videoübertragung in den Räumen. Unser Mitarbeitenden rüsten wir hochprofessionell für die hybride Arbeit aus, auch für das Homeoffice. Wir haben auf Microsoft 365 umgestellt. Microsoft Teams, Conceptboard oder TEDME sind gängige Collaboration Tools geworden. Und wir überdenken das Thema Führung: Auf welche Skills kommt es in Zukunft an? Wir setzen bei alledem auf die Selbststeuerung der Teams. Sie erarbeiten sich anhand eines sogenannten Teamkompasses ihr New Work selbst. Die Rahmenbedingungen sind gesetzt und sie können sich darin flexibel bewegen. Zusätzlich weiten wir Unterstützungsangebote zur Gesundheitsprävention und zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie beziehungsweise privaten Verantwortungen aus.

Mit den unterschiedlichen beruflichen Stationen wechselten Sie gleichzeitig oft die Branche. War das von Anfang an so geplant?
Dass ich die Möglichkeit erhalten würde, eine solch große Bandbreite an Branchen kennenzulernen, war mir von Beginn an nicht bewusst und war so nicht geplant. Geplant hatte ich, dass ich studiere, eine Arbeitsstation im Ausland absolviere, mich in meiner Arbeit und als Mensch weiterentwickele und eine Offenheit dafür bewahre, wie und in welchem Kontext ich einen guten Beitrag für das Unternehmen leisten kann. In jeder Branche habe ich spannende und wertvolle Erfahrungen sammeln können, was in den jeweils unterschiedlichen beruflichen Kontexten hilfreich für Perspektivwechsel und neue Lösungsansätze ist.

Ist es Ihrer Meinung nach heutzutage ein Muss, eine Arbeitsstation im Ausland zu haben?
Eine Auslandsstation war für mich immer eine persönliche wie auch berufliche Bereicherung. Sie bringt einen Zugewinn an Offenheit gegenüber Neuem, persönlichen Erfahrungen, Freundschaften, sprachlicher Kompetenz sowie ein Verständnis anderer Kulturen und Arbeitskulturen mit sich. Insofern würde ich jeder und jedem einen Auslandsaufenthalt empfehlen. Vor allem Führungskräfte, die internationale Teams führen, erwerben während ihres Auslandsaufenthaltes wichtige eigene interkulturelle Kompetenzen. Insofern ist eine Auslandsstation in jedem Fall ein großer Pluspunkt im Lebenslauf und eine Erfahrung, aber natürlich auch abhängig vom eigenen Berufswunsch.

Was haben Sie aus Ihrer Zeit in Tokio mitgenommen?
Neben einem Austauschjahr in den USA und einem längeren Arbeitseinsatz in Frankreich war ich für ein Jahr im japanischen Handels unternehmen Mitsukoshi in Tokio tätig – eine Zeit, an die ich mich gerne erinnere und von der ich bis heute profitiere. Besonders beeindruckend war für mich einerseits die enorme Kundenorientierung: Mitsukoshi hatte bereits in den 1990er-Jahren ein funktionierendes CRM. Und es gab eine sehr unterschiedliche Form von Führung. Trotz traditioneller und gelebter Hierarchien gab es viele kurze Teammeetings pro Tag mit guter sowie schneller Abstimmung und viel Austausch.

Wie würden Sie Ihren Lebenslauf in drei Adjektiven umschreiben?
Abwechslungsreich, lernagil, international.

Der tabellarische Lebenslauf von Julia Merkel. (Foto: Personalwirtschaft/ Aprilausgabe)

Tim Stakenborg verantwortet die Heftplanung des Magazins Personalwirtschaft. Zudem betreut er das Thema Aus- und Weiterbildung (inklusive MBA und E-Learning) und beschäftigt sich mit dem Bereich Employee Experience und Retention.