Damit mehr Fachkräfte aus dem EU-Ausland nach Deutschland zum Arbeiten einwandern, ist 2020 das Fachkräfteeinwanderungsgesetz (FEG) in Kraft getreten. Besonders die Einreise für Menschen ohne akademischen Abschluss sollte damit erleichtert werden. Fachkräfte aus dem Ausland haben diese neuen Chancen allerdings nicht in dem Rahmen genutzt, wie es laut dem Forschungszentrum des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) möglich gewesen wäre. Ein Grund dafür könne die Pandemie sein. Aber auch knappe Personalressourcen in den Ausländerbehörden sowie eine unzureichende technische Ausstattung, um standardisierte und teils automatisierte Prozesse einzuführen, hätten den Erfolg des FEG erschwert. Hinzu kommt die Tatsache, dass Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern kein attraktives Einreiseland ist, wie eine Untersuchung der OECD im vergangenen Jahr zeigte.
Diese Erkenntnisse generierte das Forschungszentrum des BAMF mittels Daten aus der Visastatistik und dem Ausländerzentralregister sowie aus insgesamt 27 qualitativen leitfadengestützten Interviews mit Mitarbeitenden ausgewählter Ausländerbehörden und Ausländervertretungen. Die Befragten kritisierten vor allem die wenig vorhandenen Personalressourcen. So sei es vielerorts zu Engpässen bei der Erteilung von Aufenthaltstiteln gekommen. Dass die Fachkräfteeinwanderungsverfahren seit 2020 gebündelt bei einer zentralen Anlaufstelle bearbeitet werden können, habe allerdings vielerorts für Entlastung der kommunalen Ausländerbehörden gesorgt.
Aufwendige Prozesse bleiben bestehen
Kritisiert wurde von den Mitarbeitenden der Ausländerbehörden und Ausländervertretungen auch etwas, das sich zukünftig mit den Neuerungen des FEG 2023 wohl größtenteils auflösen wird. Denn teilweise seien die Anerkennungsverfahren von Berufsabschlüssen sehr aufwendig gewesen. Hochschulabschlüsse hätten zwar über eine vom Kultusministerium eingerichtete Datenbank abgewickelt werden können. Berufliche Abschlüsse müssten aber von dem entsprechenden Mitarbeiter oder der jeweiligen Mitarbeiterin der Behörde mittels Recherche überprüft werden. Hier sei das fehlende Personal wieder zum Nachteil geworden, aber auch die Tatsache, dass viele ausländischen Fachkräfte Probleme damit hatten, notwendige Qualifikationsnachweise zu beschaffen. Für die Anerkennung reglementierter Berufe – beispielsweise im Gesundheitswesen – benötigten Behörden bis zu einem Jahr.
Dieser bürokratische Aufwand sollte sich in der kommenden Zeit verringern. Denn laut dem neuen FEG 2023 müssen ausländische Berufsabschlüsse in Deutschland nicht mehr anerkannt werden, um in der Bundesrepublik eine Arbeit aufzunehmen.
Studierende weiterhin Mehrheit der Einreisenden
So viel zum Eindruck der Mitarbeitenden der Behörden. Doch hat das 2020 eingeführte FEG sein eigentliches Ziel erreicht und mehr Fachkräfte aus dem Ausland nach Deutschland gelockt? Darauf kann das Forschungszentrum des BAMF keine Antwort geben. Grund dafür sei die kurz nach Einführung des FEG beginnende Coronapandemie. Denn diese habe Einreisen zeitweise eingeschränkt. Seit 2021 erhole sich die Neuzuwanderung allerdings wieder. Ein anderes Erfolgsindiz des FEG liegt in der Anzahl der nach Deutschland kommenden Menschen mit einer Ausbildung. Hierzu liegen dem Forschungszentrum des BAMF Zahlen vor, die allerdings eine bisherige Wirkung des FEG tendenziell verneinen. Denn unter den Fachkräften, die aus dem Ausland nach Deutschland einwandern, sind weiterhin vor allem Studierende.
„Unsere Forschung hat gezeigt, dass der gesetzliche Rahmen nicht das allein entscheidende Erfolgskriterium ist: Digitalisierung, ausreichende Personalausstattung und Einarbeitungszeit bei neuen Regelungen in den Behörden sowie kommunikative Abläufe sind wesentlich dafür verantwortlich, ob dem zunehmenden Fachkräftemangel in Deutschland wirksam durch Bildungs- und Erwerbsmigration aus Drittstaaten begegnet werden kann“, sagt Barbara Heß, Leiterin der Begleitforschungsstudie.
2021 waren rund 40.000 Menschen aus dem EU-Ausland für den Beruf nach Deutschland eingewandert und haben einen Aufenthaltstitel erhalten. Mehr als 100 000 Bildungsausländerinnen und Bildungsausländer (mit ausländischer Hochschulzugangsberechtigung) haben im selben Jahr ihr Studium an einer deutschen Hochschule begonnen.
Den vollständigen Forschungsbericht des BAMF finden Sie hier.
Lena Onderka ist redaktionell verantwortlich für den Bereich Employee Experience & Retention – wozu zum Beispiel auch die Themen BGM und Mitarbeiterbefragung gehören. Auch Themen aus den Bereichen Recruiting, Employer Branding und Diversity betreut sie. Zudem ist sie redaktionelle Ansprechpartnerin für den Deutschen Human Resources Summit.

