Die Trendaussichten für 2026 sind wieder in vollem Gange – überall liest man Umfragen wie die von Gartner zu den wichtigsten HR-Trends und CHRO-Prioritäten. Und auch wir beschäftigen uns seit einigen Wochen viel mit der Frage, was die Prioritäten werden. Einfache Antwort: KI. Doch mit Künstlicher Intelligenz lässt sich nur erfolgreich arbeiten, wenn man genügend gute Daten hat. Am besten jede Menge.
Genau deshalb muss People Analytics aus der „Dashboard-Ecke“ in HR herausgeholt und als Betriebssystem von HR angesehen werden. Wir werden uns die Frage stellen müssen: Wie viel HR-Arbeit können – und wollen – wir uns 2026 noch leisten? Und welche davon ist eigentlich nur manuelle Verwaltung, die niemand wirklich vermisst?
Ich glaube: 2026 wird weniger das Jahr der großen KI-Versprechen als das Jahr der Klarheit. Wo genau macht uns KI schneller? Welche manuellen Schritte können endlich weg? Und was bleibt als menschliche Kernaufgabe übrig?
Am Ende geht’s doch viel um Effizienzsteigerung
Dabei ist es nicht nur das Ziel, Personalerinnen und Personaler zu entlasten, sondern auch die Effizienz in HR zu erhöhen. Doch Effizienz entsteht selten allein aus einem Tool-Kauf. Effizienz entsteht, wenn wir im Kern drei Dinge schaffen:
- Eine gemeinsame Datenrealität (nicht fünf Excel-Wahrheiten): Die größte Herausforderung, die ich immer wieder sehe, ist, dass HR viele unterschiedliche Tools pflegt, aber die Daten nirgends zusammenkommen und gut strukturiert werden. Eine gemeinsame Datenrealität schafft man, wenn man seine Daten zum Beispiel in ein internes Data Warehouse zusammenbringt oder standardisierte Tools nutzt, die genau diesen Service mit anbieten.
- Messbarkeit (Wo entstehen Schleifen, Wartezeiten, Kosten?): Messbarkeit entsteht immer dann, wenn wir wissen, was jetzt gerade passiert und wie sich Initiativen, Tools oder Prozesse darauf auswirken. Es lohnt sich also schon jetzt, den Zeitpunkt von neuen Initiativen festzuhalten, um zum Beispiel die Entwicklung von Abwesenheit nach Einführung einer Maßnahme genau zu beobachten.
- Steuerung (Welche Automatisierung, welches Tool bringt Nutzen?): Wenn ich weiß, was die Probleme meiner Belegschaft sind, kann ich Lösungen entwickeln, die dem entgegenwirken. Das geht am besten, wenn wir quantitative und qualitative Daten in Verbindung setzen, um sowohl das „Was passiert” als auch das „Warum passiert es?” zu klären.
Effizienz entsteht nicht nur dadurch, dass wir schneller Tickets schließen. Effizienz entsteht auch dadurch, dass wir besser priorisieren: Welche Rollen sind kritisch? Wo verlieren wir Talente? Wo lohnt sich Upskilling wirklich? Welche Maßnahmen bringen Wirkung – und welche sind nur Aktivität? Wer diese Antworten in Zukunft schneller hat als andere, wird sich einen erheblichen Wettbewerbsvorteil verschaffen.
Bedeutet Effizienz automatisch „weniger Menschen“?
Manchmal – aber selten so, wie die Schlagzeile es nahelegt. Ja: Wenn ein großer Teil der Arbeit darin besteht, Informationen zu suchen, zu übertragen, zu prüfen und weiterzuleiten, dann wird ein Teil dieser Arbeit von der KI bewältigt und nicht mehr von Menschen. Aber sind wir ehrlich, das ist doch auch gut so.
Aber: 2026 wird HR gleichzeitig mehr Verantwortung bekommen. Denn Automatisierung, geschweige denn KI, „läuft“ nicht einfach. HR muss mit IT, Legal und Compliance klären, was automatisiert wird, wie Entscheidungen zustande kommen, wo ein Mensch zwingend im Loop bleibt – und wie Vertrauen gesichert wird. Dazu kommen neue Anforderungen rund um Transparenz, Fairness und Governance. Kurz: Wenn Routinearbeit sinkt, steigt die Bedeutung von Gestaltung, Steuerung und Verantwortung.
2026 wird uns nicht fragen, ob wir KI spannend finden. 2026 wird in meinen Augen ein Jahr der Detailfragen – der konkreten Umsetzung von dem, was jetzt schon funktioniert und was echten Mehrwert bringt, um Effizienzen zu heben. Was HR aber in jedem Fall braucht, sind klare, gut strukturierte und auswertbare Daten – oder um es mit einem bekannten Zitat zu beenden: You can’t manage, what you can’t measure.
In diesem Sinne, wünsche ich allen Leserinnen und Lesern eine erholsame Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins spannende und lehrreiche Jahr 2026.
