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„Climate Quitting“: Hängen Klimaschutz und Bindung zusammen?

Wer sich als Arbeitgeber für den Klimaschutz engagiert, wirkt auf viele Talente attraktiv. Vorausgesetzt, das Klimaengagement ist glaubwürdig. Und das ist es in vielen Fällen für Beschäftigte eben nicht. Das zeigt eine neue Studie der Deutschen Employer Branding Akademie (DEBA) und Civey.

Demnach halten nur 26 Prozent der im Sommer 2023 befragten rund 2.500 Mitarbeitenden die eigene Geschäftsführung hinsichtlich ihres Klimaengagements für vollständig glaubwürdig. 23 Prozent kaufen der Unternehmensleitung ihr Interesse am Klimaschutz teilweise ab, 21 Prozent halten die kommunizierten Bemühungen für nicht glaubwürdig. Die restlichen 17 Prozent geben an, dass in ihrem Unternehmen kein Klimaschutz betrieben wird.

Ein möglicher Grund für diese Einschätzung: Die Mehrheit der Beschäftigten glaubt, dass ihr Arbeitgeber aus anderen Motivationen als einem Sinn für Verantwortung und einer intrinsischen Überzeugung Klimaschutz angeht. So denken 28 Prozent, dass der Hauptgrund ihres Arbeitgebers für das Klimaengagement gesetzliche Vorschriften sind, 23 Prozent nennen Marketing-Gründe.

Negative Folgen des unglaubwürdigen Klimaengagements

Die Unglaubwürdigkeit vieler Klimabemühungen kann negative Konsequenzen haben. Denn die Autorinnen und Autoren der Studie fanden einen Zusammenhang zwischen der Unglaubwürdigkeit von Klimaengagement und der Wechselbereitschaft. Von denjenigen Beschäftigten, die angaben, dass sie sich nicht noch einmal bei ihrem jetzigen Arbeitgeber bewerben würden, hielten knapp doppelt so viele (41 Prozent) die Klimabemühungen ihres aktuellen Unternehmens für unglaubwürdig wie im Durchschnitt.

Die Studie macht einen weiteren Einflussfaktor aus dem Bereich Klimapolitik auf die Mitarbeiterbindung aus: 20 Prozent der Befragten befürchten einen Arbeitsplatzabbau aufgrund des Klimawandels. Auch hier ist der Anteil mit 32 Prozent unter denjenigen besonders groß, die sich nicht noch einmal bei ihrem jetzigen Arbeitgeber bewerben würden.

„Climate Quitting wird häufig unter dem Gesichtspunkt moralischer Erwartungen an den Arbeitgeber diskutiert. Dabei wird übersehen, dass es für viele Beschäftigte noch ein weiteres starkes Motiv gibt, nämlich die Zukunftsfähigkeit und damit die Arbeitsplatzsicherheit“, sagt Reiner Kriegler, CEO der DEBA. „Glaubwürdiges Klimaengagement ist attraktiv, wer nichts zum Thema anbieten kann, verliert über kurz oder lang das Zutrauen der eigenen Belegschaft.“

Lena Onderka ist redaktionell verantwortlich für den Bereich Employee Experience & Retention – wozu zum Beispiel auch die Themen BGM und Mitarbeiterbefragung gehören. Auch Themen aus den Bereichen Recruiting, Employer Branding und Diversity betreut sie. Zudem ist sie redaktionelle Ansprechpartnerin für den Deutschen Human Resources Summit.