Der Rekordkrankenstand 2022 hat die deutsche Wirtschaft schwer belastet. Laut Berechnungen des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel (IfW) ist die Wertschöpfung um 0,7 bis 1,1 Prozent gesunken, weil so viele Beschäftigte wie nie zuvor aufgrund von Krankheit temporär arbeitsunfähig waren. Daraus ergibt sich ein Verlust von rund 27 bis 42 Milliarden Euro.
Der Krankenstand war im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2021 sprunghaft gestiegen. Fielen 2021 durchschnittlich auf jeden Arbeitnehmer und jede Arbeitnehmerin 68 Ausfallstunden wegen Krankheit, waren es 2022 91 Stunden. Seit der Wiedervereinigung ist dies der stärkste Anstieg innerhalb eines Jahres. Die meisten Mitarbeitenden meldeten sich wegen Atemwegsinfekten und Erkältungssymptomen krank. Darauf hatten vor Wochen schon erste Auswertungen der Krankenkassen hingedeutet.
Abwesenheit sorgt teilweise für Produktivitätsanstieg
Die zusätzlichen nicht geleisteten Stunden lassen sich allerdings nicht eins zu eins in eine niedrigere Wertschöpfung umrechnen. Denn laut den IfW-Expertinnen und -Experten wurde ein Teil des Ausfalls durch die Mehrarbeit von gesunden Beschäftigten ausgeglichen. Ein weiterer Teil wurde von den kranken Mitarbeitenden selbst nachgeholt, sobald sie genesen waren. In beiden Fällen sei zudem eine „erhöhte Arbeitsproduktivität durch eine erhöhte Arbeitsverdichtung wahrscheinlich, sodass pro Stunde mehr produziert und erwirtschaftet wurde“.
Weil der hohe Krankenstand den Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im vergangenen Jahr gedämpft habe, rechnen die IfW-Expertinnen und -Experten für 2023 mit einem leichten Anstieg. „Statt zu stagnieren, dürfte die Wirtschaft 2023 leicht zulegen, weil sie ein geringeres Niveau übertreffen muss, als es ohne den hohen Krankenstand der Fall gewesen wäre“, sagt Dominik Groll, Arbeitsmarktexperte beim IfW.
Lena Onderka ist redaktionell verantwortlich für den Bereich Employee Experience & Retention – wozu zum Beispiel auch die Themen BGM und Mitarbeiterbefragung gehören. Auch Themen aus den Bereichen Recruiting, Employer Branding und Diversity betreut sie. Zudem ist sie redaktionelle Ansprechpartnerin für den Deutschen Human Resources Summit.