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Homeoffice kann psychisch und physisch belasten

Mann arbeitet im Wohnzimmer im Homeoffice und hat Rückenschmerzen
Unpassende Arbeitsbedingungen im Homeoffice führen häufig zu körperlichen Beschwerden. Foto: © rh2010-stock.adobe.com

Neun von zehn Heimarbeiter (90 Prozent) geben an, dass sie auch langfristig von zuhause aus tätig sein möchten. Mehr als jeder Zweite (54 Prozent) von ihnen würde jedoch gern nur ein paar Tage pro Woche im Homeoffice arbeiten. Die Homeworker schätzen zwar die Flexibilität, die ihnen die Arbeit in den eigenen vier Wänden bietet, aber die Telearbeit bringt auch negative Aspekte mit sich. So sagt fast die Hälfte der Telearbeiter (46 Prozent), zuhause länger zu arbeiten als im Firmenbüro. Fast jeder Vierte (23 Prozent) sieht sich nicht in der Lage, Privat- und Arbeitsleben zu trennen. Jeder Fünfte berichtet sogar, sich schuldig zu fühlen, wenn er eine Pause macht. Das zeigt eine Umfrage im Auftrag von > Fellowes vom November letzten Jahres unter 1000 deutschen Büroangestellten, die wegen Corona seit mindestens vier Monaten von zu Hause aus arbeiteten.

Mentale und körperliche Beschwerden durch Heimarbeit

Aus der Befragung geht hervor, dass viele Menschen, die ausschließlich und gezwungenermaßen im Homeoffice arbeiten, unter mentalen und körperlichen Beeinträchtigungen leiden. Gut 40 Prozent der Remote Worker sagen, sie seien müde und antriebslos. Jeder Dritte (34 Prozent) fühlt sich einsam und isoliert und jeder Vierte (25 Prozent) klagt über Stress oder Angst. Was die physischen Beeinträchtigungen betrifft, so stellt fast die Hälfte der Befragten (48 Prozent) bei der Arbeit von zuhause aus insgesamt eine höhere körperliche Belastung fest. 38 Prozent geben an, Rückenschmerzen zu haben. 34 Prozent leiden unter Kopfschmerzen, 31 Prozent unter einem steifen Nacken und 27 Prozent unter angestrengten Augen.

Unterschiedliche Bedingungen vom Küchentisch bis zum eigenen Arbeitszimmer

Was die konkreten Arbeitsbedingungen zuhause betrifft, so sagen immerhin vier von zehn Befragten (41 Prozent), dass sie über ein richtiges Homeoffice verfügen. 21 Prozent haben einen Schreibtisch, 20 Prozent arbeiten am Küchen- oder Esstisch und acht Prozent vom Sofa aus. Sieben von zehn der Heimarbeiter (70 Prozent) denken, dass sie sich motivierter und produktiver fühlen würden, wenn sie eine bessere Arbeitsumgebung hätten. Zwei Drittel der Telearbeiter (66 Prozent) investierten selbst in die Ausstattung ihres Heimarbeitsplatzes; im Schnitt gaben sie 1060 Euro dafür aus. Die körperlichen Beschwerden wie Rücken- und Nackenschmerzen hängen womöglich damit zusammen, dass ergonomische Sitzmöglichkeiten fehlen: Gefragt nach ihren wichtigsten Anforderungen an die Ausstattung, wünschen sich 34 Prozent der Homeworker einen neuen Stuhl und je 31 Prozent hätten gern eine bessere Rückenunterstützung oder die Möglichkeit, während der Arbeit am Schreibtisch zwischen Sitzen und Stehen abwechseln zu können.

Fürsorgepflicht des Arbeitnehmers – nicht nur Hardwareausstattung

Für die Arbeit von zuhause aus ist eine entsprechende Ausstattung mit Hardware notwendig. 59 Prozent der Befragten gaben an, dass ihr Arbeitgeber sie für das Homeoffice mit Geräten ausgestattet hat. 15 Prozent hatten vom Unternehmen Hardware angefordert, aber keine Antwort erhalten. Bei acht Prozent wurde die Anfrage abgelehnt. Insgesamt sind zwei Drittel der Telearbeiter der Meinung, dass sich ihr Arbeitgeber um ihre geistige (68 Prozent) und körperliche (68 Prozent) Gesundheit sowie ihr Wohlbefinden kümmert. Allerdings haben sie gleichzeitig den Eindruck, dass andere Faktoren wie Produktivität, Ergebnisse und gute Zusammenarbeit im Team eine höhere Priorität haben.

Es ist eine gesetzliche Verpflichtung für Arbeitgeber, sicherzustellen, dass die Gesundheit und Sicherheit aller Beschäftigten gewährleistet wird. Auch im Homeoffice haben Arbeitgeber die Aufgabe, Maßnahmen nach den Bestimmungen des Arbeitsschutzgesetzes zu ergreifen, was eine Gefährdungsbeurteilung beinhaltet,

sagt Martin Lauble, Workplace Performance Designer bei Fellowers. Dazu gehörten neben der ergonomischen Gestaltung des Arbeitsplatzes auch Faktoren wie Lärm oder Ablenkung durch Familienmitglieder, eine fehlende soziale Anbindung zu Kollegen und die psychische Belastungen durch Monotonie, Zeitdruck, Entgrenzung und ständige Erreichbarkeit.

57 Prozent der Studienteilnehmer geben an, noch keine Gefährdungsbeurteilung ihres Arbeitsplatzes erhalten zu haben, seit sie im Homeoffice arbeiten. 54 finden, dass Heimarbeit gesetzlich geregelt werden sollte.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.