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BGM: Unternehmen müssen in mentale Gesundheit investieren

Mentale Gesundheit
Jeder dritte Befragte gibt laut Dachverband der Betriebskrankenkassen an, dass seine psychische Verfassung unter der Pandemie leidet. (Foto: hanack – stock.adobe.com)

Die Befunde liegen klar auf dem Tisch: Trotz jahrelang rückläufiger Krankenstände wächst der Anteil von Beschäftigten kontinuierlich, die aufgrund einer psychischen Erkrankung nicht arbeitsfähig sind. Inzwischen steht diese Diagnose auf Platz zwei der häufigsten Ursachen für eine Krankschreibung. Gesundheitsforscher machen dafür unter anderem Konflikte am Arbeitsplatz sowie Belastungen verantwortlich, die für Mitarbeitende mit dem Einsatz neuer Technologien einhergehen.

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Zu dieser unguten Entwicklung kommen seit zwei Jahren die Auswirkungen der Corona-Pandemie: Jeder dritte Befragte gibt laut Dachverband der Betriebskrankenkassen an, dass seine psychische Verfassung unter der Pandemie leidet. Dass jeder fünfte Arbeitnehmer in Deutschland schon einmal die Diagnose Depression bekommen hat, wie das Deutschland-Barometer Depression im September 2021 anzeigte, vervollständigt die alarmierenden Zahlen. Die Folgen für Unternehmen und Volkswirtschaft sind gravierend. Allein die Krankheitskosten für psychische Erkrankungen betrugen zuletzt mehr als 44 Milliarden Euro pro Jahr.

Gesunde Führung leidet

Dass gesundheitsförderliche Mitarbeiterführung die Auswirkungen von Krisensituationen wie der Pandemie auf Beschäftigte abmildern kann, ist im Prinzip richtig. Aber Führungskräfte leiden in der aktuellen Situation selber unter hohem Stress.

Zu diesem Ergebnis kommen verschiedene Studien von Wirtschaftspsychologen der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg. Daher nehme der Grad gesunder Führung in der Pandemie ab, auch wenn sie einen hohen Nutzen für die mentale Gesundheit der Mitarbeitenden hätte. Zugleich seien Beschäftigte aufgrund fehlender Ressourcen auch selbst nicht mehr in der Lage, sich um ihre Gesundheit zu kümmern, sodass ihre Erschöpfung ansteige. Es mangele nicht mehr nur an Staff Care, sondern auch an Self Care.

Mehr Hilfe ist nötig

Was bedeuten die Zahlen und Fakten für Unternehmen und Personaler, die wissen, dass Wohlbefinden und Engagement der Mitarbeitenden Hand in Hand gehen? Zunächst: Die Botschaft, dass die mentale Gesundheit von Beschäftigten aus der Balance geraten ist, scheint angekommen zu sein. Fast neun von zehn Unternehmen (88 Prozent) sind sich laut einer Studie der International SO Gruppe bewusst darüber, dass die Gesundheitsanforderungen in ihrer Organisation komplexer werden. Drei Viertel der Befragten gehen für die nächsten zehn Jahre von steigenden Investitionen ihres Unternehmens in Gesundheitsmaßnahmen aus. Annähernd die Hälfte erwartet dabei eine Zunahme von mindestens 25 Prozent.

Was im Einzelnen zu tun ist, muss sich natürlich nach dem jeweiligen Betrieb und seinem aktuellen BGM-Status richten. Einige basale Schritte scheinen ab einer bestimmten Belegschaftsgröße nahezu unausweichlich, genauere hängen nicht zuletzt von der weiteren Entwicklung der Pandemie ab.


Praxistipps

Zu diesen Maßnahmen raten Gesundheitsexpertinnen und -experten Unternehmen, um die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeitenden zu fördern:

  • Nehmen Sie als Arbeitgeber das Thema Mentale Gesundheit ernst. Unterstützen Sie Führungskräfte dabei, frühzeitig Veränderungen bei Beschäftigten zu erkennen, diese adäquat anzusprechen und nach Lösungen zu suchen.
  • Nutzen Sie die vorhandenen Angebote (von Krankenkassen, Rentenversicherung, Unfallversicherung, Berufsgenossenschaften) und schaffen Sie für Betroffene eine erste Anlaufstelle im Unternehmen oder bei externen Spezialisten.

Christiane Siemann ist freie Journalistin und Moderatorin aus Bad Tölz, spezialisiert auf die HR- und Arbeitsmarkt-Themen, die einige Round Table-Gespräche der Personalwirtschaft begleitet.