Frage an die HR-Werkstatt: „Belastungen im Beruf- und Privatleben nehmen wir als Arbeitgeber sehr ernst. Unseren Mitarbeitern möchten wir mehr Hilfestellung und Unterstützung anbieten. Inwiefern eignet sich ein Employee Assistance Program (EAP) dafür?“
Es antwortet: Max Rabe, Key Account Manager bei 2Klang
Viele sind im Job ständig erreichbar. Durch Trends wie Digitalisierung & Co. findet in der Berufswelt eine starke Arbeitsverdichtung statt. Häufig kommen auch noch die privaten Rollen hinzu – ob als Ehefrau, Ehemann oder Elternteil. Häufig reicht ein außerordentliches Ereignis, ein pflegebedürftiges Familienmitglied oder die anhaltende Doppelbelastung mit Beruf und Familie, die einen schließlich richtig aus der Bahn werfen.
Die Folge dieser erhöhten Belastungen der heutigen Zeit können wir an dem dramatischen Anstieg von psychischen Erkrankungen in den letzten 15 Jahren festmachen. Erkrankungen dieser Art haben sich nämlich verdreifacht! Durch die damit entstandenen Ausfallzeiten resultiert für Unternehmen ein Schaden in Milliardenhöhe. Die Leidtragenden dieser Entwicklung sind aber vor allem die Mitarbeiter. Doch einige Arbeitgeber haben die Bedeutung bereits erkannt und suchen daher nach mehr Unterstützung für Ihre Beschäftigten. Sie wollen mehr bieten und sehen jeden Einzelnen im Betrieb als wichtigste Ressource. Als effektive Hilfestellung und zur Unterstützung von Mitarbeitern eignet sich ein Employee-Assistance-Program (kurz: EAP).
1. Stärken Sie die Gesundheit Ihrer Mitarbeiter
Besonders bei psychischen Erkrankungen gibt es ein großes Stärkungspotenzial. Denn meist werden psychische Erkrankungen erst erkannt, wenn es zu spät ist. Das Ziel eines gut implementierten EAP hingegen ist es, Mitarbeitern bereits frühzeitig eine Hilfestellung zu bieten. Nehmen wir also an, ein Mitarbeiter hat durch private Umstände eine Belastungssituation, die er nicht mehr allein lösen kann. Dann wäre er für gewöhnlich in dieser Situation allein und könnte probieren, an einen begehrten Termin bei einem Fachberater zu gelangen. Meist dauert dies jedoch Monate. Nur selten können Betroffene Belastungen solange unterdrücken. Oft resultieren daraus ausgewachsene Problemen. Wenn der besagte Mitarbeiter nun hingegen durch EAP einen Zugang zu einem passenden Fachberater bekommt, kann diese Belastungssituation gelöst werden, bevor daraus ein Problem entsteht. Somit wirken Sie psychischen Erkrankungen präventiv entgegengewirkt.
2. Verbessern Sie die Arbeitgeberattraktivität
Der Vorteil richtet sich auf den ersten Blick zwar primär an Unternehmen. Die Verbesserung der Arbeitgeberattraktivität hat jedoch auch deutliche Auswirkungen auf die einzelnen Mitarbeiter.
Zu Zeiten von Internetrezensionen einzelner Firmen und einem Arbeitsmarkt, der sich von einem Arbeitgeber- hin zu einem Arbeitnehmermarkt entwickelt, gewinnt das Schlagwort „Arbeitgeberattraktivität“ immer mehr an Bedeutung. Unternehmen konkurrieren im „War for talents“ um neue hochqualifizierte Fachkräfte. Sie bieten Extras wie den Obstkorb im Büro, Rückenkurse in der Pause oder steuerfreie Sachbezüge. Ein EAP bietet dabei eine Unterstützung, motiviert Mitarbeiter langfristig, bindet sie und bietet einen Anreiz für neue Bewerber.
3. Verringern Sie Fluktuation und Präsentismus
Die Gallup-Studie zeigt es jährlich auf. Eine Folge von Unzufriedenheit am Arbeitsplatz ist erhöhte Fluktuation – oder zumindest die Absicht zu einem Jobwechsel.
Im Jahr 2018 wurde durch die Gallup-Befragung festgestellt, dass 14 Prozent aller deutschen Angestellten bereits innerlich gekündigt haben. Meist liegt dies an einem der folgenden Faktoren:
- Fehlverhalten durch Führungskräfte oder Vorgesetzte
- eine fehlende- oder nicht gelebte Unternehmenskultur
- zu geringe emotionale Bindung an das Unternehmen
Natürlich gehören auch noch einige andere Faktoren dazu, aber genau diese sogenannten „soften Faktoren“ werden häufig in ihren Auswirkungen. Und dass trotz ihrer harten Auswirkungen für Mitarbeiter und Unternehmen.
Bei den Faktoren kann ein EAP ein breites Spektrum an Unterstützungen und Hilfestellungen bieten. So könnte ein EAP die Führungskräfte in all ihren Belastungssituationen unterstützen, einen Baustein für eine gelebte Unternehmenskultur darstellen und die emotionale Bindung der Mitarbeiter in das Unternehmen erhöhen.
Ein weiteres Problem ist der Präsentismus vieler Mitarbeiter. Der Begriff bezeichnet das Verhalten eines Mitarbeiters, der trotz Krankheit oder anderer Leistungseinschränkungen sich zwar physisch am Arbeitsplatz befindet, jedoch eine deutliche Reduktion der Arbeitsproduktivität aufweist. Grund dafür können auch private Probleme sein, die zu dieser Leistungseinschränkung führen.
Nehmen Unternehmen die privaten Sorgen ernst und können diese frühzeitig lösen oder vermieden, verschafft dies dem Mitarbeiter Rückenwind und er kann seine Leistung voll ausschöpfen.
4. Implementieren Sie ein EPA passgenau
Die Nutzungsrate eines EAP liegt bei einer passgenauen Implementierung im Unternehmen unserer Erfahrung nach bei ganzen zehn Prozent. Die Implementierung erfolgt dabei für das Unternehmen meist ohne großen Aufwand und läuft meistens in Begleitung des EAP-Anbieters ab. Doch was kennzeichnet eine passgenaue Implementierung?
- Durch direkten Kontakt: Der EAP-Anbieter sollte sich persönlich bei den Mitarbeitern vorstellen. Dazu können Betriebsversammlungen, Gesundheitsaktionen oder die Teilnahme als Protagonist eines Gesundheitstages dienen. Dieses gegenseitige Kennenlernen schafft Vertrauen.
- Eine niedrige Schwelle: Die Zugänglichkeit des EAP sollte für jeden Mitarbeiter gegeben sein. Das EAP sollte auch bei einem dezentralen Unternehmen von jedem genutzt werden dürfen. Es sollten nicht nur gezielt einzelne Mitarbeiter unterstützt werden, sondern das gesamte Unternehmen.
- Das Reporting: Der EAP-Anbieter sollte ein regelmäßiges Reporting für das unterstützte Unternehmen erstellen und mit diesem zusammen besprechen. Das Reporting gibt dem Unternehmen Aufschluss über die Fallzahlen und die angefragten Beratungsfelder der Mitarbeiter. Das Ganze natürlich anonymisiert. Unternehmen profitieren stark von diesen Reportings, da sie Einblicke in die Situationen der Mitarbeiter bekommen und erfahren können, an welchen Stellschrauben sie noch drehen müssen. Wird beispielsweise von vielen Mitarbeitern das Beratungsfeld „Führung und Zusammenarbeit“ angefragt, so könnte das Unternehmen ergänzend Maßnahmen wie zum Beispiel Führungskräftecoachings durchführen lassen. Somit hat das Unternehmen die Möglichkeit, das betriebliche Gesundheitsmanagement mit passgenauen Bausteinen zur Gesundheitsförderung zu bereichern.
- Der Ausbreitungseffekt ist ein Punkt, der besonders schwer zu erfassen ist. Dieser Effekt kann allein schon durch die Möglichkeit zur Nutzung des EAP entstehen. Das heißt: Erfahren die Mitarbeiter eines Unternehmens, dass sie die Möglichkeit hätten in einer Krisen- oder Stresssituation auf Fachberater zurückgreifen zu können, so kann bereits dieses Wissen Mitarbeiter stärken. Für die Beschäftigten stellt das EAP nun eine Art Versicherung dar und sie fühlen sich geschützt. Ebenfalls merken sie bei der Implementierung, dass ihr Arbeitgeber sich um Ihre Belange sorgt und sich aktiv um sie kümmert.
Autor
Max Rabe ist als Key Account Manager Teil von 2Klang, einem jungen und schlagkräftigem EAP-Anbieter im Herzen Hamburgs. Er verfügt über ein abgeschlossenes Studium im Gesundheitsmanagement mit dem Schwerpunkt Arbeits- und Organisationspsychologie.