Die Produktivität im Unternehmen wird durch die Arbeit im Homeoffice in der Mehrzahl der Fälle nicht beeinträchtigt. Allerdings hapert es an der Kommunikation der Beschäftigten untereinander und mit den Vorgesetzten. Das zeigt die aktuelle Studie „Betriebe in der Covid-19-Krise“ des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Die repräsentative Befragung fand zwischen dem 2. und 16. November statt. An den monatlich durchgeführten Umfragen nehmen rund 1.500 bis 2.000 Unternehmen teil.
Gut vier von zehn befragten Betrieben (44 Prozent), die mindestens einem Mitarbeitenden seit Corona das Arbeiten von zu Hause aus ermöglicht haben, beurteilen ihre Erfahrungen mit dem Homeoffice als eher oder sehr positiv. 36 Prozent bewerten Telearbeit neutral. Zu einer negativen bis sehr negativen Einschätzung kommt mit 17 Prozent der kleinste Anteil der Arbeitgeber, wobei diese Bewertung in Betrieben mit bis zu 249 Mitarbeitenden höher ausfällt als in größeren Unternehmen. Gleichzeitig vergeben Kleinstbetriebe mit bis zu neun Beschäftigten die positivste Beurteilung ab.
Einarbeitung durch Homeoffice beeinträchtigt, Produktivität nicht
Was die Produktivität der Telearbeit betrifft, können größenübergreifend 60 Prozent und damit die meisten Unternehmen keine Auswirkungen erkennen. Rund ein Fünftel (22 Prozent) stellt positive Effekte fest und 13 Prozent sagen, die Produktivität habe sich verschlechtert. Hinsichtlich Arbeitsmoral und Teamgeist konstatierten 24 Prozent eine positive und 20 Prozent eine negative Entwicklung. Die Anleitung und Einarbeitung neuer Beschäftigter wird eher negativ (26 Prozent) gesehen als positiv (sechs Prozent). Bei der Qualität der geleisteten Arbeit sind die Unterschiede nicht so groß: 16 Prozent beobachten Verbesserungen und zwölf Prozent eine Verschlechterung.
Schlechtere Kommunikation unter Kollegen und mit Vorgesetzten
Was sich deutlich zum Negativen hin verändert hat, ist die innerbetriebliche Kommunikation zwischen den Mitarbeitenden: Mehr als jeder dritte Betrieb (36 Prozent) gibt an, sie habe sich verschlechtert. Von den großen Unternehmen ab 250 Beschäftigten sagen sogar 70 Prozent, der Austausch unter den Mitarbeitenden sei durch die Ausweitung des Homeoffice-Angebots beeinträchtigt worden. Zum Vergleich: In Kleinstbetrieben mit weniger als zehn Beschäftigten geben dies lediglich 29 Prozent an. Auch die Kommunikation zwischen Beschäftigten und Führungskräften leidet: Hier stehen 14 Prozent positive Bewertungen fast doppelt so vielen negativen Erfahrungen (26 Prozent) gegenüber. Von den Großunternehmen nimmt sogar die Hälfte (51 Prozent) eine Verschlechterung durch Telearbeit wahr, während es bei den kleinsten Betrieben nur 14 Prozent sind.
Dies zeigt, dass Betriebe persönliche Interaktionen vor Ort als wichtigen Bestandteil der Arbeit einschätzen, die sich nicht eins zu eins durch virtuelle Kommunikation ersetzen lassen, vor allem bei neu eingestellten Beschäftigten,
kommentiert IAB-Direktor Bernd Fitzenberger die Befragungsergebnisse. Die unterschiedlichen Erfahrungen je nach Unternehmensgröße könnten damit erklärbar sein, dass die Kommunikation in größeren Firmen wegen der Menge an Verbindungen und der Größe der Teams von höherer Relevanz sei als in Kleinstbetrieben.
In einer vorigen Befragung vom Juli dieses Jahres hatten zwei Drittel der Unternehmen angegeben, dass sie ihr Homeoffice-Angebot nach der Krise auf die Vor-Corona-Zeit zurückbringen wollen. Jeder zehnte Arbeitgeber hätte es sogar am liebsten noch unter dieses Niveau gebracht und das, obwohl nach Ansicht der Studienteilnehmer die Arbeit von zu Hause aus insgesamt gut funktioniert. Eine mögliche Erklärung dafür sieht das IAB in den oben aufgeführten negativen Auswirkungen der Telearbeit auf die innerbetriebliche Kommunikation.
Ausführlichere Studienergebnisse hat das IAB in Tabellen zusammengefasst, die > hier aufrufbar sind.
Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.