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Diese Berufsgruppen waren am häufigsten wegen Corona krankgeschrieben

Ein Jahr Corona – wie hat sich dies auf die Krankschreibungen unterschiedlicher Berufsgruppen ausgewirkt? Analysen der Krankenkassen zeigen, dass vor allem Beschäftigte in Kitas, der Pflege und im Gesundheitswesen mit einer Covid-19-Diagnose der Arbeit fernblieben. Auf den Krankenstand insgesamt hat sich das Virus jedoch nicht ausgewirkt.

Patientin in Corona-Zeiten bei Ärztin
Kita-, Pflege- und medizinisches Personal wurde 2020 am häufigsten mit einer Covid-19-Diagnose krankgeschrieben.
Foto: © goodluz-stock.adobe.com

Mitarbeiter, die in der Kindererziehung und in medizinischen Berufen tätig sind, wiesen 2020 die meisten Fehltage in Zusammenhang mit Corona auf. Das Krankheitsgeschehen im letzten Jahr ist jedoch keineswegs davon geprägt. Das geht aus Auswertungen der Arbeitsunfähigkeitsdaten verschiedener Krankenversicherungen hervor.

Kita-Mitarbeiter von März bis November am häufigsten arbeitsunfähig

Laut einer aktuellen Untersuchung des Dachverbandes der Betriebskrankenkassen (BKK DV) waren von den BKK-Versicherten zwischen März und November im Schnitt 74 je 10.000 Beschäftige mit einer Covid-19-Diagnose krankgeschrieben. Mit 162 Krankmeldungen standen Mitarbeiter von Kitas und Vorschulen an der Spitze, gefolgt von Pflegekräften in Altenheimen (146) und medizinischem Personal in Krankenhäusern (144). Lehrer an Grundschulen (82 Krankmeldungen) und weiterführenden Schulen (67) waren deutlich seltener krankgeschrieben.

Im Dezember führten Altenpfleger die Krankenstatistik an

Im Dezember hingegen führte Personal in der Altenpflege mit 408,7 Krankschreibungen je 10.000 Beschäftigte die Statistik an. Die zweithäufigsten Krankmeldungen (380,7) gab es bei medizinischem Personal in Krankenhäusern. Erzieherinnen und Erzieher standen mit durchschnittlich 361,1 Krankmeldungen pro 10.000 Beschäftigte an dritter Stelle. Der Gesamtschnitt aller Berufe lag im letzten Monat des Jahres bei 170,5. Dass Kita-und Vorschulpersonal im Dezember vergleichsweise weniger oft krankgemeldet war als etwa Altenpfleger, führt die BKK darauf zurück, dass Kindergärten und Vorschulen wegen des neuerlichen Lockdowns nur im Notbetrieb geöffnet hatten. Die Zahlen beziehen sich auf Fälle, bei denen ein positiver Labortest auf Sars-Cov-2 auf der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung dokumentiert wurde, und auf sogenannte Verdachtsfälle, also all jene, die aufgrund von direktem Kontakt zu Infizierten oder aufgrund von typischen Covid-Symptomen krankgeschrieben waren.

Vier von zehn Krankmeldungen ohne Labortestbestätigung

Eine Analyse der Arbeitsunfähigkeitsdaten der AOK-Mitglieder durch das Wissenschaftliche Institut der AOK kommt ebenfalls zu dem Ergebnis, dass Berufstätige in der Kindererziehung am häufigsten betroffen waren: Von März bis Dezember 2020 waren 4.490 Mitarbeiter je 10.000 versicherte Beschäftigte aus Kinderbetreuung und -erziehung in Zusammenhang mit Covid-19 krankgeschrieben, auch hier gefolgt von Altenpflegern (4.209) sowie Gesundheits- und Krankenpflegern (4.128). Der Durchschnittswert aller Berufsgruppen lag bei 2.127 Krankmeldungen je 10.000 Versicherte. Diese Auswertung differenziert zwischen positiv Getesteten und Verdachtsfällen. Danach war bei 55,4 Prozent aller Krankmeldungen ein positiver Labortest auf der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung dokumentiert, 44,6 Prozent waren Verdachtsfälle. Die erstere Diagnose wurde bei Beschäftigten in der Gesundheits- und Krankenpflege sowie in der Altenpflege am häufigsten angegeben.

TK-Report:ähnliche Ergebnisse wie BKK- und AOK-Auswertungen

Die Auswertungen von BKK und AOK werden auch vom Gesundheitsreport der Techniker-Krankenkasse (TK) bestätigt, wenngleich sie zu einer anderen Reihenfolge bei den Krankmeldungen kommt: Mit 1.242 Versicherten je 100.000 Erwerbstätige wurden Berufstätige der „Haus- und Familienpflege“, wozu auch ambulante Pflegediense gehören, am häufigsten krankgeschrieben. Die Plätze zwei bis vier bilden Mitarbeiter aus der Altenpflege (1.205), Kitas (1.127) und der Krankenpflege (1.101).

Längere Fehlzeiten durch psychische Leiden

Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass vor allem Menschen mit der Diagnose Covid-19 krankgeschrieben waren, die – hauptsächlich in sozialen Berufen – mit vielen Menschen in engen Kontakt kommen. Trotz Corona verzeichnet die AOK für 2020 jedoch keinen erhöhten Krankenstand gegenüber den letzten fünf Jahren. Eine Untersuchung der TK ergab sogar, dass Krankschreibungen aufgrund von Erkältungskrankheiten im Vergleich zu 2018 und 2019 zurückgegangen sind und dass Covid-19 letztes Jahr im gesamten Krankheitsgeschehen nur eine untergeordnete Rolle spielte. Auffällig ist hingegen, dass bei psychischen Erkrankungen die Länge der Arbeitsunfähigkeitszeiten sprunghaft angestiegen ist – eine Erkenntnis, zu der die AOK-Auswertung ebenfalls kommt. Ob diese Entwicklung mit der seelischen Belastung in der Corona-Krise zusammenhängt, geht aus dem Bericht nicht hervor. Andere Statistiken zeigen allerdings, dass seit dem letzten Jahr mehr Menschen psychologischen Rat bei Therapeuten suchen, so dass ein Zusammenhang nicht unwahrscheinlich ist.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.