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Bereits bei einer Stunde Musikhören bei voller Lautstärke aufgedrehtem Player ist normalerweise die Belastungsgrenze der Ohren für eine ganze Woche erreicht. Jeder weitere Lärm wirkt dann schädlich, wie der > TÜV Rheinland berichtet. Lärm muss jedoch nicht übermäßig laut sein, um zu stören; auch leise Geräusche beeinträchtigen das Wohlbefinden und die Gesundheit. Im Büro sind es ausgerechnet Gespräche der lieben Kollegen, die für Arbeitnehmer den größten Störfaktor darstellen. 31 Prozent der Berufstätigen geben dies an. Bereits eine normale Unterhaltung kann als störend empfunden werden, insbesondere bei hoch konzentrierten Tätigkeiten wie dem Lektorieren eines Textes oder Programmieraufgaben. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage im Auftrag von TÜV Rheinland unter 1000 Personen hervor.
Gespräche und Telefonklingeln schädigen auf Dauer die Gesundheit
Neben Gesprächen sind es vor allem unregelmäßige Töne wie das Klingeln von Telefonen, die die Aufmerksamkeit bei der Arbeit beeinträchtigen. Dieser Störfaktor wird von 12, 3 Prozent der Befragten genannt. Es folgen Verkehrslärm (acht Prozent), Bürogeräte wie Tastatur und Drucker (6,6 Prozent) sowie Musik oder Fernseher im Hintergrund (4,3 Prozent). Weitere 19,7 Prozent geben andere Geräusche an. Welche Lärmquelle auch immer: Die Mitarbeiter fühlen sich davon belästigt, ärgern sich oder werden nervös. Dabei müssen sie die Geräusche gar nicht bewusst wahrnehmen; auch unbewusst werden die Störungsquellen registriert und die Menschen fühlen sich auf Dauer gestresst, so die Studie. Der Körper reagiere mit einem Anstieg des Blutdrucks, einer höheren Herzfrequenz oder mit Muskelanspannung. Auch würden Stresshormone ausgeschüttet, die zum Beispiel hemmend auf Magen und Darm wirken können. Langfristig begünstigten diese physischen Reaktionen unter anderem Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Ablenkung steigert die Fehlerhäufigkeit und die Unfallgefahr
Lärm kann nicht nur krankmachen, sondern wirkt sich im Job auch auf die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter aus: Ablenkung, verringerte Konzentration und Nervosität können laut Studie zum Beispiel die Fehlerquote erhöhen und die Arbeitsgeschwindigkeit herabsetzen. Bei Verkaufs- und Beratungstätigkeiten könne die Verständigung erschwert und die Konzentration auf das Gespräch und dessen gewünschtes Ergebnis beeinträchtigt werden. An Arbeitsplätzen, an denen rasche Entscheidungen getroffen werden müssen, so die Untersuchung, wirkt Lärm einerseits hemmend, indem er die Reaktionsfähigkeit senkt, erhöht aber andererseits die Risikobereitschaft.
Kommunikationsregeln tragen zu störungsfreiem Arbeiten bei
Um für eine entspanntere störungsfreie Arbeitsatmosphäre zu sorgen, empfiehlt die Studie, Kommunikationsregeln aufzustellen. So könnten etwa für Tätigkeiten, die besondere Konzentration erfordern, Zeiten vereinbart werden, in denen keine Telefonate oder anderen Gespräche geführt werden.
Für Besprechungen oder Telefonate, aber auch für die Bürotechnik wie Server, Drucker und Kopierer, empfehlen wir getrennte Räume oder Kabinen. Das reduziert die Geräuschkulisse bei der Arbeit,
sagt Dr. Wiete Schramm, Fachgebietsleiterin Arbeitsmedizin bei TÜV Rheinland. Die Mitarbeiter können so ungestört und konzentriert arbeiten und die Leistungsfähigkeit nehme zu.
Lärmschutz kann auch nachträglich eingebaut werden
Aber auch Lärmschutzmaßnahmen gälte es zu bedenken. Während beim Bau neuer Arbeitsräume der Lärmschutz von Anfang berücksichtigt werden kann, sei es auch nachträglich möglich, die Geräuschbelastung zu reduzieren, etwa mit schallreduzierenden Wand- und Deckenverkleidungen, schalldämmender Verkleidung von Maschinen oder mit organisatorischen Maßnahmen, so die Studie.
Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.