Aktuelle Ausgabe

Newsletter

Abonnieren

Viele Angestellte gehen mit mulmigem Gefühl zur Arbeit

Die Arbeit ruft bei vielen Mitarbeitenden ein Unwohlsein hervor. In Deutschland löst der Gedanke an den Job bei rund sechs von zehn Beschäftigten (59 Prozent) mindestens einmal pro Woche starke Angstgefühle aus – ein Anteil, der Unternehmen zu denken geben sollte. Etwas mehr als jeder Sechste (17 Prozent) hat sogar täglich mit Angst zu kämpfen, wenn es um die Arbeit geht. Das zeigt eine aktuelle Studie von Headspace, einem Anbieter einer digitalen Plattform für psychische Gesundheit. Für den fünften „Annual Workforce Attitudes Toward Mental Health Report“ wurden hierzulande im März gut 1.000 Angestellte befragt.

Was sind die Ursachen für die Sorgen der Mitarbeitenden?

Was löst die Besorgnis der Beschäftigten aus? Vor allem die Angst davor, noch mehr Verantwortung übernehmen zu müssen (47 Prozent). Fast genauso viele (46 Prozent) geben an, dass sie das Gefühl mangelnder Stabilität belastet. Diese Beschäftigten befürchten ständig, dass etwas Unvorhergesehenes passieren könnte. Weitere 46 Prozent haben Bedenken, die Erwartungen an ihre Position nicht erfüllen zu können. Auch fürchten vier von zehn Mitarbeitenden (39 Prozent), stark durch neue Technologien wie KI betroffen zu sein oder gar ihren Arbeitsplatz zu verlieren.

Die Befürchtungen haben damit zwei Dimensionen: Einmal speisen sie sich aus den wirtschaftlichen und politischen Erfahrungen der vergangenen drei Jahren inklusive Corona, Inflation und Ukrainekrieg. Zum anderen beziehen sie sich auf das Arbeitsumfeld selbst, das offenbar die Mitarbeitenden durch erhöhte Ansprüche mehr und mehr überfordert und ebenfalls Zukunftsängste auslöst.

Psychischer Druck und Angst vor Burnout

Angesichts der grassierenden Ängste verwundert es nicht, dass ein Drittel der Befragten (33 Prozent) angibt, täglich extrem hohen psychischen Druck bei der Arbeit zu spüren. 29 Prozent haben Angst, aufgrund von erhöhter Arbeitsmenge und fehlendem Personal an Burnout zu erkranken. Auffällig ist, dass die Angst vor dem Arbeitsalltag in Deutschland größer ist als in Großbritannien, den USA und Australien.

Auch hapert es hierzulande offenbar an Führungskompetenz: So ist die empfundene Belastung durch die vom Management vorgegebene Arbeitsmenge in deutschen Unternehmen am höchsten und die hiesigen Beschäftigten leiden im Ländervergleich laut Studie auch am stärksten unter einer vom Top-Management vorgegebenen „toxischen Arbeitskultur“.  

Motivationstief als Folge

Ihr emotionaler Zustand beeinflusst ihre Arbeitsmotivation. Offenbar wegen permanenter Überforderung und des Gefühls der Unsicherheit ist das Engagement nicht weniger Beschäftigter eingeschränkt: Ein Viertel der Befragten (24 Prozent) erledigt den Job innerhalb der vertraglich vereinbarten Arbeitszeit und leistet keine Mehrarbeit darüber hinaus. Diese Beschäftigten machen im Grunde Dienst nach Vorschrift, denn laut eigener Angabe arbeiten sie ihre Aufgaben nur ab, ohne darüber nachzudenken oder sie sind von ihrer Tätigkeit gelangweilt.

Inzwischen bieten immer mehr Arbeitgeber ihren Mitarbeitenden Unterstützung zur Förderung der mentalen Gesundheit an, so die Studienverfasser und -verfasserinnen, derzeit seien es 92 Prozent. Von den Beschäftigten, die solche Maßnahmen in Anspruch nehmen, sagen 41 Prozent, dass sie sich dadurch weniger unter Druck fühlen und sich besser auf die Arbeit konzentrieren können.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.