Wie steht es um die kulturelle Vielfalt auf der höchsten HR-Ebene?

„Tragen Sie zuhause ein Kopftuch?“ Diese Frage stellte ein Abteilungsleiter Elif Tunc, die heute als Global Head of Human Resources bei Immunic Therapeutics arbeitet, bei einem Vorstellungsgespräch vor ein paar Jahren. „Wie kommen Sie darauf?“, fragte Tunc zurück. Die Antwort des Abteilungsleiters: „Ich gehe davon aus, dass Sie Muslima sind.“ „Und wie kommen Sie darauf?“, wollte die HR-Chefin wissen. „Wir haben gegoogelt und Elif ist der erste Buchstabe im Koran und im arabischen Alphabet“, sagte ihr Gegenüber.

Tunc ist keine Muslima. Ihre Großeltern wurden in der Türkei geboren, sie selbst ist Deutsche, trägt Tattoos und eigentlich nie hochgeschlossene Kleidung. Doch allein ihr Name hat dafür gesorgt, dass sie ein HR-Vertreter in eine Kategorie gesteckt hat, die so gar nicht zu ihr passt. Er selbst erfüllte das Klischee eines „alten weißen Mannes“ und machte etwas, das heute wohl gerade Menschen in Personalabteilungen aufgrund eines immer stärkeren Fokus auf Diversity besser wissen sollten: Er ließ seine Vorurteile unreflektiert seine Handlungen beeinflussen. Bias-Schulungen, der Austausch mit Menschen mit Migrationsgeschichte, gezielte Recruiting Methoden und Antidiskriminierungsstellen im Unternehmen sollen heute unter anderem dabei helfen, solche Situationen zu vermeiden. Und dennoch bleibt eine Frage im Raum stehen: Wenn HR selbst wenig divers hinsichtlich des kulturellen Hintergrunds ist, wie genau sollen Personalerinnen und Personaler diese Vielfalt im Unternehmen wirklich fördern können?