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Was hinter den Coaching-Begriffen steckt

Bei den vielen Coaching-Begriffen geht der Durchblick schnell verloren. Bild: Robert Kneschke/Fotolia.de
Bei den vielen Coaching-Begriffen geht der Durchblick schnell verloren. Bild: Robert Kneschke/Fotolia.de

1. Hypnotische Sprachmuster

Durch Sprache werden Bilder, Emotionen, Reize ausgelöst, die Handlungen zur Folge haben. Das kann plump geschehen, zum Beispiel so: „Sie sollten positiver denken!“ Oder mit mehr Geschick: „Niemand kann Ihnen vorschreiben, wie Sie darüber zu denken haben. Aber es ist ein wunderbares Gefühl, wenn man die neue Chancen erkennt.“ Egal, ob man skeptisch ist oder offen für Veränderungen – ein Prozess des Nachdenkens setzt sich unweigerlich in Gang. Diese Art, durch das Sprechen einen Anstoß zum Handeln auszulösen, nennt man hypnotisches Sprachmuster. Die Aussagen sind immer vage und können vom Klienten individuell ausgefüllt werden. Auch die Politik, die Werbung oder der Vertrieb nutzt diese Erkenntnis – nicht immer bewusst, aber immer mit Wirkung

2. Leading

Das Hinführen (englisch = to lead) zu einer anderen, neuen Art des Denkens und Handelns ist das Ziel dieses Prozesses. Der Coach muss vorab eine vertrauensvolle Beziehung zum Klienten hergestellt haben. Nur so können eingefahrene Denkweisen aufgebrochen werden und die langsame Abkehr von ungünstigen Handlungsmustern gelingen.

3. Mediation

Mit Hilfe der Mediation werden Konflikte aufgearbeitet und gelöst. Oft wird dieser Begriff mit Meditation verwechselt – und tatsächlich gibt es Parallelen: Die Rückbesinnung auf das Wesentliche, zur Ruhe kommen, von etwas Bedrückendem befreit werden sind Ziele beider Ansätze. Die Vorgehensweise ist indes verschieden: Bei der Mediation wird ein Vermittler (Mediator) eingeschaltet, der neutral zu den Konfliktparteien steht. Beide Seiten müssen diesem Prozess zustimmen und ihm mit einer Ergebnisoffenheit begegnen. Der Mediator sollte wertschätzend und lösungsorientiert arbeiten. Er stellt eine konstruktive Gesprächsbereitschaft beider Parteien wieder her. Gleichzeitig verfügt der Mediator nicht über Entscheidungsbefugnis.

4. Metaprogramme (englisch = sorts)

Der Begriff „Meta“ begegnet uns in vielen Bereichen. Die Sozialwissenschaft nutzt die Metaebene für eine übergeordnete Sichtweise auf Verhaltensweisen. Dabei soll eine neue Betrachtung den Sachverhalt wieder ins rechte Licht rücken. Das geschieht am besten durch den Anblick von „außen“: Der Beobachter nimmt eine neutrale Position ein und schaut wertfrei auf die Situation. Betriebsblindheit oder die persönliche Nähe zum Thema werden reduziert. Mit dieser Herangehensweise kann zum Beispiel ein Coach die Ursachen für Differenzen leichter erkennen.

5. Pacing

Ein guter Coach hält auf verschiedenen Ebenen mit dem Klienten Schritt (englisch = to keep pace). Auch die Körpersprache spielt bei der Herstellung einer glaubwürdigen Beziehungsebene eine wichtige Rolle. Unterbewusst nimmt der Klient wahr, ob der Coach seine Emotionen, seine Sinnesebenen anspricht und entwickelt auf diese Weise eine größere Aufgeschlossenheit. Dabei darf nie der Eindruck des „Nachäffens“ entstehen.

6. Rapport

Rapport im psychologischen Sinne meint, einen „guten Draht“ zum Gesprächspartner herzustellen. Nur auf Basis einer guten Beziehung kann ein vertrauensvolles, hilfreiches Coaching stattfinden. Dazu muss der Coach sich auf die Gedanken- und Emotionsebene des Klienten einstellen. Dies ist die Basisvoraussetzung einer tragfähigen Beziehung.

7. Resilienz

Dieser Begriff ist am besten mit „Stress-Resistenz“ zu übersetzen. Damit wird eine Eigenschaft beschrieben, die es manchen Menschen leichter macht, mit besonderen Druck- und Belastungssituationen fertig zu werden. Im Fokus steht der Erhalt der psychischen Gesundheit. Es gilt herauszufinden, warum die gleichen Krisenerlebnisse bei manchen Menschen langfristig negative psychische Folgen haben, bei anderen nicht und welche Schutzmechanismen greifen.

8. Supervision

Im Gegensatz zu akuten Konflikten beim Mediationsprozess und einer sachorientierten Herangehensweise, unterstützt Supervision bei schwelenden Konflikten im zwischenmenschlichen Bereich. Der Supervisor berät ein Team bei der Aufarbeitung persönlicher Belange oder destruktiver Verhaltensweisen. Ebenso wird Verständnis für andere Mitarbeiter und Bereiche geweckt. In dieser Beratungsform werden Teams oder Organisationen hinsichtlich möglicher Verbesserungspotenziale unter die Lupe genommen.

9. Systemisches Coaching

Jede Persönlichkeit ist von vielen prägenden Einflussfaktoren umgeben und Teil eines sozialen und biologischen Gefüges. Diese Erkenntnis greift der systemische Ansatz auf, in dem er nicht nur den Einzelnen getrennt von seiner Umgebung betrachtet, sondern das gesamte System, in dem der Mensch eingebunden ist. Gleichzeitig arbeitet der Coach mit übergreifenden Methoden der Psychologie, um ein möglichst gutes Ergebnis für den Klienten erwirken zu können.

10. Zirkuläres Fragen

Bei dieser Fragetechnik wird ein Ärgernis aus einem anderen Blickwinkel betrachtet. Dazu ein Beispiel: Ein Mitarbeiter ist über die Entscheidung seines Vorgesetzten entrüstet. Um die Situation zu objektivieren, wird zum Beispiel formuliert: „Wenn ich Ihre Kollegen fragen würde, wie sie zur Entscheidung Ihres Chefs stehen – was würden diese Kollegen dann antworten?“ Das zirkuläre Fragen dient dazu, einen Perspektivwechsel zu aktivieren und dadurch Ansichten zu objektvieren.

Autorin: Judith Rodig, Inhaberin Rodig Academy, Wermelskirchen