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LBGTQ-Menschen: Zwei Drittel haben sich im Job geoutet

Fünf Bürostühle in Regenbogenfarben, Symbol für LGBTQ bzw. Geschlechtsdiversität
Für jede/n ist ein Platz da: Laut einer Studie stellt die LBGTQ-Community den meisten Arbeitgebern ein überwiegend gutes Zeugnis in Sachen Inklusion und Diversity aus.
Foto: © PATARA/StockAdobe

Nachdem Homosexualität in Deutschland seit 25 Jahren nicht mehr strafbar ist, hat sich die Situation nach Ansicht von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgendern auch am Arbeitsplatz stark verbessert.

Laut einer aktuellen Umfrage von LinkedIn bemühen sich die meisten Unternehmen um ein inklusives Umfeld. Fast jeder vierte LBGTQ-Angehörige macht jedoch noch Erfahrungen mit Diskriminierung.

Im Juni wurden hierzulande im Auftrag von > LinkedIn 1032 Berufstätige befragt, die sich als Angehörige der LGBTQ-Gemeinschaft, also als lesbisch, schwul, bisexuell, pansexuell/ omnisexuell, transgender, intersexuell oder nicht-binär/genderqueer/genderfluid identifizieren. Knapp zwei Drittel der Befragten (65 Prozent) sagen, dass sie am Arbeitsplatz offen mit ihre Sexualität oder Identität umgehen und geoutet sind. Fast alle – 91 Prozent – bereuen ihr Outing im Job nicht.

Mehrere Gründe, um sexuelle Orientierung oder Identität zu verschweigen

Das Drittel (32 Prozent), das eher nicht oder überhaupt nicht offen mit seiner sexuellen Orientierung oder Identität umgeht, hat dafür unterschiedliche Gründe (Mehrfachnennungen waren möglich): Rund jeder Zweite von ihnen (53 Prozent) will Arbeit und Privatleben lieber strikt trennen und ist der Meinung, die Orientierung gehe niemanden etwas an. Für 42 Prozent hat es bislang einfach noch keinen Anlass gegeben, darüber zu sprechen. 38 Prozent fürchten, auf ihre Sexualität oder Identität reduziert zu werden. Gut jeder Vierte (27 Prozent) hat Angst, von seinem Team dann anders behandelt zu werden. Sechs Prozent geben an, sich aufgrund von negativen Erfahrungen an einem vorigen Arbeitsplatz nicht geoutet zu haben. 24 Prozent haben ihre LGBTQ-Angehörigkeit auch im privaten Kontext noch nicht preisgegeben. Darüber hinaus sagen zehn Prozent, sich ihrer Sexualität oder Identität selbst nicht sicher zu sein.

Die meisten LGBTQler bescheinigen Arbeitgebern inklusive Absichten

Mit 85 Prozent gab die Mehrheit der Befragten an, dass es ihrem Arbeitgeber wichtig, sehr wichtig oder sogar äußerst wichtig ist, ein inklusives und diverses Arbeitsumfeld zu bieten, in dem sich alle Mitarbeiter wohlfühlen und sie selbst sein können. Allerdings, so die Studie, hätten viele Unternehmen zwar gute Absichten, ergriffen aber nur selten konkrete Maßnahmen. Bei lediglich 27 Prozent der Befragten hat der Arbeitgeber Antidiskriminierungsrichtlinien im Verhaltenskodex festgeschrieben. 25 Prozent sagen, ihr Unternehmen integriere in seine Stellenanzeigen ein drittes Geschlecht.

Benachteiligung im Job ist für 23 Prozent immer noch ein Thema

Trotz der Bemühung der meisten Arbeitgeber um eine tolerante Arbeitsatmosphäre gibt fast jeder vierte Studienteilnehmer (23 Prozent) an, im Job bereits Erfahrungen mit Benachteiligung aufgrund seiner Sexualität oder Identität gemacht zu haben. Bei zwölf Prozent war das sogar am derzeitigen Arbeitsplatz der Fall. So wurden 46 Prozent der von Diskriminierung Betroffenen Zielscheibe von Witzen oder sexualisierten Kommentaren. 28 Prozent stellten eine Veränderung des Teamzusammenhalts bis hin zu Ausgrenzung fest. Ebenso viele berichten von Mobbing und 24 Prozent von Beleidigungen. Zwölf Prozent aller Befragten geben an, aufgrund von Diskriminierung schon einmal den Arbeitsplatz gewechselt zu haben, weitere vier Prozent sogar mehrfach.

Ob das Familienfoto auf dem Schreibtisch, der Small Talk über die Urlaubspläne mit der Partnerin oder die Einladung für den Partner zur Betriebsfeier – Heterosexuelle sprechen am Arbeitsplatz so selbstverständlich wie unbewusst über ihre sexuelle Identität. Obgleich immer mehr Lesben, Schwule und Bisexuelle diese Offenheit für sich ebenfalls in Anspruch nehmen, müssen sie leider weiterhin mit negativen Reaktionen rechnen,

kommentiert Axel Hochrein, Mitglied im Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD), die Befragungsergebnisse.

Bei der Jobsuche achtet jeder Zweite auf ein inklusives und diverses Arbeitsumfeld

Die Studie zeigt auch, dass es für mehr als jedes zweite Mitglied der LGBTQ-Community (56 Prozent) bei der Suche nach einer Arbeitsstelle ein entscheidendes Kriterium ist, dass Unternehmen ein inklusives und diverses Arbeitsumfeld bieten. 25 Prozent finden es wichtig, dass sich ein potenzieller Arbeitgeber darüber hinaus für die Interessen der LGBTQ-Gemeinschaft einsetzt. Weitere 31 Prozent achten bei der Jobsuche zwar auf ein solches Engagement, machen ihre Entscheidung aber nicht davon abhängig.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.