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Was halten Talente vom Bewerbungsanschreiben?

37 Prozent der Jobsuchenden in Deutschland fällt es schwer, ein Bewerbungsanschreiben zu verfassen. Von den Jüngeren gibt das sogar mehr als die Hälfte (54 Prozent) an. Was den Bewerbenden Schwierigkeiten bereitet, ist weniger die Form des Anschreibens, als der Inhalt. Das zeigt eine aktuelle repräsentative Studie des Stellenportals Joblift, für die im vergangenen November 1.058 Bewerbende befragt wurden.

Probleme, den eigenen Wert für das Unternehmen zu formulieren

Die Studie fragte nach, mit welchen inhaltlichen Aspekten des Anschreibens Bewerbende am meisten zu kämpfen haben. Das Ergebnis: Die meisten finden es schwer, die eigenen Vorteile herauszustellen und sich damit von der Konkurrenz abzuheben: 86 Prozent der Befragten gaben dies an. 81 Prozent und damit kaum weniger empfinden es als Herausforderung, ihren konkreten Nutzen für das Unternehmen zu formulieren. Gut drei Viertel der Studienteilnehmenden (77 Prozent) plagen sich außerdem damit, zu begründen, warum sie sich ausgerechnet bei dem jeweiligen Arbeitgebenden bewerben. Fast genauso viele Befragte (74 Prozent) sagen, dass es ihnen schwerfällt, ihre Gehaltsvorstellung zu benennen. Was die formalen Anforderungen des Bewerbungsanschreibens betrifft, haben die Menschen hingegen deutlich weniger Probleme. Am ehesten ist es noch die Strukturierung des Textes, die 29 Prozent als schwierig empfinden. Das Anschreiben orthografisch korrekt zu verfassen, stellt nur für jeden zehnten Befragten eine Herausforderung dar.

Hält das Anschreiben Talente davon ab, sich zu bewerben?

Die Frage, ob sie sich öfter bewerben würden, wenn der Verzicht auf ein Bewerbungsschreiben bei Unternehmen die Regel wäre, bejaht ein Drittel der Studienteilnehmenden (32 Prozent). Bei den jungen Befragten stimmt sogar jeder Zweite (52 Prozent) zu. Offensichtlich fällt es der jüngeren Generation besonders schwer, die richtigen Worte zu finden, wobei die Studie offenlässt, ob es eher am schriftlichen Ausdrucksvermögen liegt, an mangelnder Fähigkeit zur Selbstdarstellung im beruflichen Kontext oder dem Unwillen, der Bewerbung mehr Zeit zu widmen. Was auch immer der Grund sein mag: Unternehmen, die auf ein Anschreiben verzichten, könnten mehr Bewerbungen erwarten als andere, so die Studienverfasser. „Auf ein Bewerbungsanschreiben zu bestehen wirkt (…) wie ein Bremsklotz für die eigene Mitarbeitersuche“, kommentiert Tobias Welzel, CCO von Joblift, die Befragungsergebnisse.

Wie viel Zeit stecken Talente in das Anschreiben?

Apropos Zeitaufwand: Gut ein Drittel der Bewerbenden (35 Prozent) investiert eine halbe bis eine Stunde in das Bewerbungsanschreiben. 30 Prozent verwenden weniger als eine halbe Stunde darauf und 20 Prozent nehmen sich mehr als eine Stunde Zeit. Ein einmal formulierter Text wird dann häufig als Vorlage für weitere Bewerbungen verwendet. Rund ein Fünftel der Befragten (21 Prozent) übernimmt den ersten Entwurf komplett, bis auf Anschrift und Ansprechperson. Etwa ein Viertel (26 Prozent) nutzt mehr als die Hälfte des ersten Anschreibens weiterhin und 14 Prozent kopieren circa die Hälfte des Inhalts. Joblift-CCO Tobias Welzel findet, dass diese Zahlen Arbeitgebende, die weiter ein Anschreiben einfordern, stutzig machen sollten. Texte, die für verschiedene Unternehmen nahezu identisch formuliert würden, haben seiner Meinung nach wenig bis gar keine Aussagekraft und dienten im Zweifel auch nicht dazu, passende Kandidaten und Kandidatinnen zu filtern.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.