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Zu wenig Frauen in der IT: Was sind die größten Hürden?

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„Ohne Frauen verspielen wir unsere Zukunft.“ Da ist sich ein Großteil der IT-Unternehmen in Deutschland laut einer aktuellen Studie des IT-Branchenverbands Bitkom einig. Wenn sich am derzeitigen Frauenanteil in IT-Unternehmen allerdings nichts ändert, könnte die deutsche IT-Welt allerdings genau das tun. Nur 5 Prozent der Stellen in der IT-Branche sind derzeit mit weiblichen Talenten besetzt. Woran liegt das?

Um diese Frage zu beantworten, hat der IT-Verband in einer nach eigenen Angaben repräsentativen Befragung mehr als 500 IT-Unternehmen die Frage gestellt: Was sind Hürden, die einen höheren Frauenanteil unter den Beschäftigten verhindern? Die Antworten zeigen die Unternehmenssichtweise, die mitunter stark von der Perspektive der IT-Expertinnen und IT-interessierten Frauen abweicht.

Mangelnde Kinderbetreuung und traditionelle Rollenbilder

So nannten die Arbeitgeber als größte Hürde die mangelnde Betreuungsinfrastruktur (76 Prozent). Damit ist gemeint, dass die Kinderbetreuung insbesondere Frauen oftmals davon abhalte, einem Job nachzugehen. Dass Frauen hier stärker betroffen sind als Männer, hat viel mit traditionellen Rollenbildern zu tun, die selbst ebenfalls häufig (73 Prozent) als Hinderungsgrund genannt wurden. Auch Schwierigkeiten beim Quereinstieg oder eine „schlechte Selbstvermarktung von Frauen“ wirkten sich nach Ansicht der Arbeitgeber negativ auf die weibliche Beschäftigungsquote in der IT-Branche aus (57 und 55 Prozent). Als ein großes Hindernis sehen sie zudem Probleme beim Wiedereinstieg nach der Elternzeit, die es in ihrer Branche gebe, aber auch eine „gläserne Decke“, an die Frauen in der Szene oftmals stoßen würden und gegenüber ebenfalls leistungsstarken Männern benachteiligt werden (53 und 49 Prozent).

Als weniger dringend, aber dennoch relevant für nur schleichende Gewinnung von Frauen sehen IT-Arbeitgeber fehlende Netzwerke für Frauen in der IT-Branche, ungenügend vorhandene Qualifikationen bei Kandidatinnen, eine unzureichende Diversity-Sensibilisierung der Führungskräfte und ungünstige Arbeitszeiten sowie eine Präsenzkultur. Interessant ist auch, dass 31 Prozent der Arbeitgeber wahrnehmen, wie sich die Männer in ihrem Unternehmen aufgrund der Frauenförderung benachteiligt fühlen (wie dies vermieden werden kann, haben wir für Sie in unserer Titelstrecke der Personalwirtschaft-Mai-Ausgabe beschrieben). „So vielfältig die Hürden, so vielfältig müssen die Ansätze sein, um mehr Frauen für die Digitalbranche zu gewinnen“, sagt Bitkom-Geschäftsleiterin Susanne Dehmel.

Was kann getan werden?

Mögliche Ansätze hat Bitkom in einem an die Umfrage geknüpften Leitfaden zusammengefasst. Er enthält weitgehend schon bekannte Vorschläge zur Diversity-Förderung. So sollten Führungskräfte für Stereotype sensibilisiert werden und offen über Diversity-Themen mit ihrem Team sprechen. Stellenausschreibungen sollten ansprechend für Frauen gestaltet werden. Als solche ansprechenden Faktoren nennt Bitkom eine breite Beschreibung der Anforderungen, die Betonung von Softskills, eine Sichtbarkeit von Ansprechpartnerinnen sowie Bildern, auf denen Frauen zu sehen sind.

Hilfreich könne es für IT-Arbeitgeber auch sein, auf Messen speziell für Frauen in der Digitalwirtschaft präsent zu sein und Kooperationen mit Frauenförderungsinitiativen einzugehen. Gleichzeitig könnten Arbeitgeber unternehmensinterne Frauennetzwerke gründen sowie bedarfsgerechte Vereinbarkeitsangebote – Teilzeit, Jobsharing oder die Arbeit aus dem Homeoffice – anbieten.

Lena Onderka ist redaktionell verantwortlich für den Bereich Employee Experience & Retention – wozu zum Beispiel auch die Themen BGM und Mitarbeiterbefragung gehören. Auch Themen aus den Bereichen Recruiting, Employer Branding und Diversity betreut sie. Zudem ist sie redaktionelle Ansprechpartnerin für den Deutschen Human Resources Summit.