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Gehaltserhöhungen: noch immer ungleich, aber es wird besser

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Im letzten Jahr stieg die Inflation in Deutschland weiter an. Wie haben sich die Gehälter der Beschäftigten in dieser Zeit entwickelt und inwiefern unterschieden sich Gehaltserhöhungen bei Frauen und Männern? Diesen Fragen ist eine Studie im Auftrag der Jobplattform Indeed nachgegangen. An der Befragung zwischen dem 16. und 22. Februar dieses Jahres haben 1.005 Beschäftigte im Alter von 18 bis 65 Jahre teilgenommen, je die Hälfte männlich und weiblich. Danach haben 56 Prozent der Männer in den letzten zwölf Monaten vor der Befragung eine Gehaltserhöhung bekommen. Bei Frauen lag der Anteil mit 47 Prozent deutlich niedriger. Der Gesundheitsbereich – wegen Corona seit 2020 stark im Fokus, auch wegen der Forderung nach einer besseren Bezahlung der Pflegekräfte – gehört zu den Branchen, in denen die Differenz besonders groß ist, obwohl es dort nur geringe Unterschiede bei der Berufserfahrung gibt: Während bei den Männern in Gesundheitsberufen gut zwei Drittel (69 Prozent) von einem Vergütungsplus profitierten, waren es bei den Frauen lediglich 43 Prozent. Männer erhielten 2022 nicht nur häufiger eine Gehaltssteigerung, sondern diese fiel auch höher aus als bei Frauen: Branchenübergreifend bezogen männliche Beschäftigte im Schnitt 132 Euro mehr als im Vorjahr gegenüber lediglich 79 Euro bei den weiblichen Beschäftigten.

Je höher die Position, desto weniger Ungleichheit bei Gehaltserhöhungen

Je höher Qualifikation und Karrierestufe und je länger die Berufserfahrung, umso mehr gleichen sich die Erfahrungen von Frauen und Männern hinsichtlich der Gehaltsanhebungen an. Erhielten im unteren Level noch 54 Prozent der Männer und lediglich 37 Prozent der Frauen im letzten Jahr mehr Gehalt, waren es auf mittlerer Ebene noch 66 Prozent bei männlichen und 50 Prozent bei weiblichen Beschäftigten. In der Führungsetage dann profitierten 66 Prozent der Männer und 62 Prozent der Frauen von einer Gehaltserhöhung.

Mindestlohn und Tarifverträge bringen mehr Gehalt für Frauen

Obwohl Frauen letztes Jahr insgesamt seltener in den Genuss einer Aufstockung ihres Gehalts kamen, zeigt die Befragung ein anderes überraschendes Ergebnis: Gut ein Fünftel (22 Prozent) der weiblichen Befragten haben durch Eigeninitiative ein besseres Gehalt mit ihrem Arbeitgeber ausgehandelt, während dies nur bei einem Sechstel (16 Prozent) der weiblichen Beschäftigten der Fall war. Insgesamt profitieren Frauen von Mindestlohn und Tarifverträgen.


Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.