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Pensionspläne mit mehr Wert

Ob bei der Ablösung alter Versorgungswerke, der Weiterentwicklung von bestehenden beitragsorientierten Pensionsplänen oder beim Aufsetzen eines komplett neuen Pensionsplanes – Kapitalmarktorientierung ist das Must-have im modernen Plandesign. Welche Gestaltungsmerkmale sind gekommen, um zu bleiben? Wie ist es um die Akzeptanz bestellt, und wie steht es um den Beitrag kapitalmarktorientierter Pensionspläne zur Erreichung der strategischen HR-Ziele?

Viele Firmen haben bereits in den vergangenen Jahren die Altersversorgung von Leistungszusagen (Defined-Benefit-Pläne) auf beitragsorientierte Leistungszusagen (Defined-Contribution-Pläne) umgestellt. Nicht wenige haben aber diesen Schritt noch vor sich. In den Unternehmen, in denen die Umstellung schon erfolgte, steht das Upgrade der beitragsorientierten Pläne auf die nächste Generation (Defined Contribution 2.0) im Fokus. In diesen Zusagen wird häufig das Niveau der festen Zinsgarantien heruntergefahren. Stattdessen erfolgt eine Bemessung der Leistung in Abhängigkeit der Kapitalmarktentwicklungen, um ein höheres Leistungsniveau erreichen zu können. Diese Ausgestaltung wird insbesondere auch dann gewählt, wenn Pensionspläne gänzlich neu eingerichtet werden.

Erweiterung der HR-Ziele

Unter Personalverantwortlichen dürfte unabhängig von Größe und Branche des jeweiligen Unternehmens Einigkeit darin bestehen, dass betriebliche Altersversorgung als Bestandteil eines attraktiven Vergütungssystems einen spürbaren Beitrag bei der Gewinnung und Bindung von Mitarbeitenden leisten muss. Als Anforderungen an die Ausgestaltung des Pensionsplanes definieren Arbeitgeber unter anderem das Erreichen eines mindestens marktgerechten Beitragsniveaus, große Flexibilität und hohe Leistungen.

Vor dem Hintergrund enger werdender (HR-)Ressourcen wünschen sich die Verantwortlichen zur Entlastung immer häufiger, die Umsetzung der äußerst komplexen bAV an einen Dritten auszulagern. Darüber hinaus verfolgen Unternehmen das Ziel, die bAV digital erlebbar zu machen und damit die Wertschätzung für das bAV-Angebot zu steigern, zum Beispiel durch die Nutzung eines Berechtigtenportals. Wenn der Pensionsplan dann noch so ausgestaltet ist, dass er den Segen des Finanzbereichs erhält, ist er rund und wird zu einer ganzheitlichen Erfolgsstory.

Funktionsweise eines kapitalmarktorientierten Pensionsplans

Bei einem kapitalmarktorientierten Pensionsplan im Durchführungsweg Direktzusage werden Beiträge in ein Versorgungskonto eingezahlt. Die Beiträge entwickeln sich nach Maßgabe der Wertentwicklung des vom Unternehmen ausgewählten Kapitalanlagekonzeptes und bilden das Versorgungsguthaben, das im Leistungsfall zur Auszahlung kommt. Der Arbeitgeber steht für einen festgelegten Prozentsatz der eingezahlten Beiträge ein. Das Verlustrisiko für die Mitarbeitenden ist dadurch begrenzt.

Das Versorgungsguthaben wird üblicherweise auf einen Treuhänder übertragen, der dieses nach Maßgabe des zwischen dem Unternehmen und dem Treuhänder geschlossenen Vertrags und der vereinbarten Kapitalanlagerichtlinie investiert. Letztere bildet die vom Arbeitgeber getroffene Entscheidung über das Kapitalanlagekonzept ab. Das Treuhandmodell (Contractual Trust Arrangement oder kurz CTA) kann durch Einbindung einer Gruppentreuhand aufwandsarm eingerichtet und betrieben werden.

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COMP & BEN

Der Artikel stammt aus COMP & BEN. Das Onlinemagazin berichtet in sechs Ausgaben pro Jahr sowie auf der Webseite der Personalwirtschaft aktuell und kompetent über Compensation & Benefits, also die Vergütung von Fach- und Führungskräften in Unternehmen.

Durch die Einbindung der Treuhand wird zum einen die durch den Pensions-Sicherungs-Verein (PSVaG) ergänzende Insolvenzsicherung erreicht. Zum anderen erfolgt bei der Bilanzierung nach HGB eine Saldierung von Pensionsverpflichtung und Deckungsvermögen. Nach den internationalen Rechnungslegungsvorschriften der IFRS (International Financial Reporting Standards) werden die Vermögenswerte als Planvermögen qualifiziert und eine Saldierung von Pensionsverpflichtung (Defined Benefit Obligation) und Planvermögen vorgenommen.

Hohe Leistungen erreichen

Das Ziel eines kapitalmarktorientierten Pensionsplanes lautet, durch unmittelbare Partizipation an den Renditechancen des Kapitalmarktes einen lukrativen Vermögensaufbau zu erreichen. Gerade in der betrieblichen Altersversorgung mit ihrem zum Teil langen Anlagehorizont gelingt dies erwiesenermaßen am besten durch die Beteiligung der Arbeitnehmer am globalen Produktivkapital.

Allen voran mit Aktien, mit denen sich in der Vergangenheit hohe Renditen erwirtschaften ließen. Im Vergleich zu einer privaten Kapitalanlage können Arbeitgeber für das Kollektiv erheblich bessere Konditionen aushandeln, als privat Sparende. Dies ermöglicht eine überaus kosteneffiziente Umsetzung, von der die Mitarbeitenden direkt profitieren.

Der Arbeitgeber hat als Investor außerdem Zugang zu Kapitalanlagen mit sehr breiter Diversifikation über alle Anlageklassen und Risikotreiber hinweg, die zeitgemäße ESG-Kriterien berücksichtigen. Professionelle Kapitalanlagelösungen für institutionelle Investoren beachten zudem weitere Grundprinzipien bei der Anlage. Dazu zählt zum Beispiel eine dynamische Allokation, um auf Veränderungen an den Kapitalmärkten angemessen zu reagieren.

Auf den Lebenszyklus zugeschnitten

Wird die Kapitalanlage darüber hinaus als Lifecycle-Konzept ausgestaltet, können die Kapitalmarktrisiken für die einzelnen Beschäftigten in den letzten Jahren vor dem Eintritt in den Ruhestand reduziert und eine Nachschusswahrscheinlichkeit des Arbeitgebers minimiert werden.

Je näher der Renteneintritt rückt, desto mehr Anteile werden aus den ertragsstarken Investments (wie zum Beispiel Aktien) in weniger schwankungsanfällige und damit wertstabilere Investments (beispielsweise Anleihen) umgeschichtet. Bereits erwirtschaftete Erträge werden gesichert. Dabei ist es für die Gesamtperformance entscheidend, nicht zu früh aus den ertragsstarken Investments auszusteigen.

Hohe Leistungen für die Mitarbeitenden sind jedoch real erst dann erreicht, wenn die Performance der Anlage den Kaufkraftverlust (Inflation) mindestens ausgleicht. Der Blick auf nominal attraktive Endleistungen greift hier in der Regel zu kurz. Die Attraktivität der Leistungen aus der bAV ist erst dann gewährleistet, wenn die Anlage der Beiträge mit der Inflation positiv korreliert und langfristig möglichst deutlich den Kaufkraftverlust schlägt. Dies darf bei einem Investment in Aktien mit langfristigem Anlagehorizont auf Basis von Vergangenheitswerten unterstellt werden.

Garantien runter, Rendite rauf

Lange wurde in der betrieblichen Altersversorgung am Mantra der Garantieverzinsung festgehalten. Zunehmend wird jedoch die Tatsache akzeptiert, dass garantierte Wertentwicklungen zulasten der Rendite gehen. Die ersten Sozialpartnermodelle in Deutschland künden ebenfalls von diesem Umdenken.

Auch in den Belegschaften geht die Skepsis gegenüber Versorgungen ohne Garantieverzinsung immer weiter zurück, und Renditeerwartungen rücken mehr in den Fokus. Im Zinsumfeld der vergangenen Jahre ist eine neue Offenheit für den Entfall von Garantieverzinsungen entstanden. Übertragen auf beitragsorientierte Leistungszusagen im Durchführungsweg Direktzusage bedeutet dies, die Garantien zu reduzieren, um die Renditechancen zu nutzen, die sich daraus ergeben.

HR-Ziele unterstützen mit flexiblen Beitragsmodellen

Das Erreichen der eingangs genannten HR-Ziele gelingt mit einem innovativen, kapitalmarktorientierten Pensionsplan. Die Festlegung von benchmarkbasierten Arbeitgeberbeiträgen ermöglicht es jedem Unternehmen, seine eigene Position im Wettbewerb einzunehmen.

Die Öffnung des Pensionsplanes für laufende Entgeltumwandlungen in Verbindung mit einem relevanten Arbeitgeberzuschuss erhöht die Bereitschaft der Beschäftigten, sich mit dem Angebot der betrieblichen Altersversorgung zu befassen. Auf diesem Weg wird die Wertschätzung nachhaltig gesteigert. Eine hohe Beitragsflexibilität erreichen Arbeitgeber, indem sie auch die Einbringung von Sonderzahlungen zulassen, bei denen aus Gründen der Planbarkeit und Kalkulierbarkeit jedoch kein zusätzlicher Arbeitgeberbeitrag gezahlt wird.

Ausgestaltung im Detail

Sind die Vorteile eines dynamischen, kapitalmarktorientierten Pensionsplanes erst einmal erkannt, gilt es, die Ausgestaltung im Detail festzulegen. Folgende Ausgestaltungsmerkmale entsprechen den Erwartungen der Stakeholder:

  • Ein marktgerechter Arbeitgeberbeitrag als Prozentsatz des Gehaltes, um im Wettbewerb bestehen zu können.
  • Flexible Einbringungsmöglichkeit von Arbeitnehmerbeiträgen, inklusive einmaligen Umwandlungen aus variablen Gehaltsbestandteilen, um das Versorgungsniveaus individuell gestalten zu können.
  • Die Gewährung eines relevanten Arbeitgeberzuschusses auf die laufenden Eigenbeiträge erhöht die empfundene Wertschätzung der Mitarbeitenden.
  • Anlage der Mittel unter Einbindung eines (Gruppen-) Treuhänders (CTA), zur Saldierung der Pensionsverpflichtungen mit den Assets (HGB, IFRS) und ergänzender Insolvenzsicherung.
  • Eine Garantie in Höhe von 80 Prozent der eingezahlten Beiträge im Leistungsfall Alter für eine gute Balance zwischen Risiko und Wertentwicklung.
  • Diversifizierte, effiziente und renditestarke Kapitalanlage mit Lifecycle-Konzept zur Sicherung der Wertentwicklungen in den letzten Jahren vor dem Erreichen des Pensionsalters.
  • Auszahlung im Leistungsfall als einmalige Kapitalzahlung oder ab einem Schwellenwert (zum Beispiel: 50.000 Euro) in zehn Raten für Flexibilität im Leistungszeitpunkt.
  • Optional: Ergänzende bilanzneutrale Absicherung vorzeitiger Leistungsfälle (Tod oder Invalidität).
  • Mittels vordefinierter Schnittstellen, standardisierter und digitalisierter Prozesse, bewährter Kapitalanlagen und Gruppentreuhandlösungen ist eine Umsetzung der vorgenannten Ausgestaltung mittlerweile problemlos auch im Mittelstand realisierbar.

Hohe Leistungen von Anfang an bei Invalidität oder Tod

Ein Manko von beitragsorientierten Pensionsplänen sind die zu Beginn niedrigen Leistungen bei Invalidität und Tod. Die Ausgestaltung sieht meistens vor, dass zu diesem Zeitpunkt das Versorgungsguthaben zur Auszahlung kommt.

Dadurch ist gerade in den ersten Jahren die Leistung gering. Der Arbeitgeber hat die Option, dieses Manko zu beheben, indem er zusätzliche Zahlungen wie zum Beispiel ein zweifaches Jahresgrundgehalt bei Tod oder Invalidität zusagt. Intelligent ausgestaltet ist diese Leistung ohne Bilanzberührung und ebenfalls als beitragsorientierte Leistungszusage kostengünstig darstellbar.

Fazit: Die kapitalmarktorientierte bAV ist endgültig salonfähig geworden. Der Altersversorgungsmarkt reagiert entsprechend. Mit effektiven Lösungen, bei denen Kapitalanlage, Treuhand, Berechtigtenportal und Administration als ganzheitliches Paket angeboten werden, wird die Komplexität von den Arbeitgebern genommen.

Sie haben somit die Chance, sich gegenüber ihren Mitarbeitenden durch eine renditestarke bAV mit der Aussicht auf hohe Leistungen zu profilieren. Als institutioneller Investor heben sie Vorteile für ihre Belegschaften, die diesen als privaten Investoren nicht zugänglich sind, und sie generieren entsprechenden Mehrwert durch Kosteneffizienz, breite Diversifikation, ESG-Konformität und bewährte Governance. Die administrativen Prozesse sind dank der Digitalisierung handhabbarer denn je. Die Digitalisierung ist der Garant dafür, dass ein bAV-Angebot erlebbar wird und dadurch eine hohe Wertschätzung erlangt.

Die Zeit ist reif für dynamische, kapitalmarktorientierte Pensionspläne mit mehr Wert.

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