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Erneuter Rekord: Krankenstand steigt weiter an

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Die Zahl der Mitarbeitenden, die wegen einer Krankheit vorübergehend nicht ihrer Arbeit nachgehen können, steigt kontinuierlich. Wie eine aktuelle Analyse der Krankenkasse DAK Gesundheit zeigt, war im ersten Halbjahr 2023 gut die Hälfte der Mitarbeitenden mindestens einmal krankgeschrieben – ein neuer Rekord und im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Anstieg um 61 Prozent.

Woran erkrankten Mitarbeitende am häufigsten?

Grund für die temporäre Arbeitsunfähigkeit – anders als in den Jahren zuvor – vor allem Atemwegserkrankungen. Fälle, in denen Mitarbeitende aufgrund von Schnupfen, Husten und anderen Infekten nicht ihrer Arbeit nachgehen konnten, haben sich im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 verdoppelt (von 17 Fällen pro 100 Beschäftigte auf 34 Fälle). Damit treten sie erstmals häufiger als Ursachen für Krankschreibungen auf als Muskel-Skelett- und psychische Erkrankungen.

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Doch auch deren Fallzahlen sind gestiegen. In den ersten Monaten 2023 haben sich Beschäftigte 59 Prozent häufiger aufgrund von Muskel-Skelett-Erkrankungen krankschreiben lassen als im Vorjahreszeitraum. Bei psychischen Erkrankungen gab es einen Anstieg um 60 Prozent. Den Anstieg der Erkrankungen erklären sich die DAK-Expertinnen und -Experten folgendermaßen: Nach der Corona-Pandemie sei es zu einem „Nachholen von Infekten und Immunisierung“ gekommen. Gleichzeitig seien Mitarbeitende nun sensibler, mit potenziell ansteckenden Erkrankungen dem Arbeitsplatz fernzubleiben.

Fachkräftemangel treibt Krankenzahlen in die Höhe

Einen weiteren Grund für den steigenden Krankenstand impliziert eine weitere Erkenntnis der Analyse: Besonders in den Branchen, in denen aktuell ein Personalmangel herrscht, ließen sich viele Menschen krankschreiben. So fehlten in keinem anderen Berufsfeld so viele Mitarbeitende krankheitsbedingt wie in nicht-medizinischen Gesundheitsberufen (beispielsweise in der Altenpflege). Dort lag der Krankenstand durchschnittlich bei 7,4 Prozent. Damit waren in den nicht-medizinischen Gesundheitsberufen an jedem Tag der ersten sechs Monate von 2023 7,4 Mitarbeitende von 100 krankgeschrieben. Zum Vergleich: Über alle Branchen hinweg lag er im ersten Halbjahr 2023 bei 5,5 Prozent und im Vorjahreszeitraum bei 4,4 Prozent.

Auch in der Kindertagesbetreuung lag der Krankenstand mit 7,1 Prozent besonders hoch. „Wir müssen Berufsgruppen mit Personalmangel besonders im Blick behalten, weil Stress und Überstunden den Krankenstand hochtreiben können“, sagt Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit. „So droht ein Teufelskreis, der durchbrochen werden muss.“ Denn je mehr Mitarbeitende – auch aufgrund des Personalmangels – krank werden, desto weniger arbeitsfähiges Personal gibt es. Das wiederum sorgt für weitere Krankheitsfälle.

Die Zahlen der DAK-Analyse überraschen wenig, hatten doch bereits erste Beobachtungen der Techniker Krankenkasse für das erste Quartal dieses Jahres eine ähnliche Tendenz aufgezeigt. Eine Tendenz, die wirtschaftliche Kosten mit sich zieht – und zwar keine geringen. Laut Berechnungen des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel (IfW) hat der damalige Rekordkrankenstand 2022 der deutschen Wirtschaft einen Verlust zwischen 27 und 42 Milliarden Euro beschert.

Lena Onderka ist redaktionell verantwortlich für den Bereich Employee Experience & Retention – wozu zum Beispiel auch die Themen BGM und Mitarbeiterbefragung gehören. Auch Themen aus den Bereichen Recruiting, Employer Branding und Diversity betreut sie. Zudem ist sie redaktionelle Ansprechpartnerin für den Deutschen Human Resources Summit.